Der beste Champagner der Welt:Die 100.000-Dollar-Flasche

Ob Hollywoodschauspieler George Clooney oder Fußballer Cristiano Ronaldo - die Stars lieben den Champagner von Cattier. Er gehört zu den teuersten der Welt. Ein französisches Vater-Sohn-Gespann steht hinter den wertvollen Flaschen. Seit Jay-Z gerappt hat, dass ihm dieser Champagner am besten mundet, sind sie ein Teil der Glamourwelt geworden.

Charlotte Theile

Amüsiert kommt Jean-Jacques Cattier aus der Hotelküche gelaufen. Ein Schaukochen fürs Fernsehen im Bayerischen Hof, ein netter Plausch mit dem dortigen Sterne-Koch Steffen Mezger, ein bisschen Champagner. In Kürze beginnt das Champagnerdinner für 14 geladene Gäste, doch davor wird im hauseigenen Kino ein Imagefilm gezeigt. Eine Werbeveranstaltung vom Feinsten, die der 67-jährige Jean-Jacques mit seinem Sohn und Nachfolger Alexandre da veranstaltet.

Champagner Champagnerglas

Champagner von Vater und Sohn Cattier gehört zu den teuersten der Welt.

(Foto: iStockphoto)

In Plauderlaune sitzen die beiden vor dem Essen im Restaurant, noch ein Gläschen Champagner, ein Häppchen Rindstartar mit rohem Wachtelei. Sie erzählen von ihrem kleinen Weinbau in Frankreich, der schon seit 1763 in den Händen der Familie Cattier ist, von Reisen in die Antarktis und den allerbesten Trauben, die sie verwenden. Schließlich dürfen nur ganz besondere Trauben zu Champagner werden. Sie müssen aus der richtigen Region Frankreichs stammen und sind zudem in drei verschiedene Güteklassen aufgeteilt. Bei Cattier verwenden sie nur Trauben mit dem Prädikat premier cru und grand cru - das, versteht sich, sind die wertvollsten Sorten. Doch an Superlativen mangelt es ihnen ohnehin nicht. "La plus grosse bouteille de champagne au monde" - die größte Champagnerflasche der Welt stellen sie her, zwei Personen werden benötigt, um diese überhaupt zu heben. 100.000 Dollar wurden am Silvesterabend 2010 im kalifornischen Las Vegas für die 30 Liter fassende XXL-Flasche bezahlt.

Seit der US-amerikanische Rapper Jay-Z im Jahr 2006 "Armand de Brignac", die Edel-Marke des Hauses, in einem Hip-Hop-Video zu seinem Lieblingschampagner ausrief, könnte es für die beiden Franzosen kaum besser laufen. Dabei produziert Cattier ursprünglich vor allem Mittelklasse-Champagner. Gut zehn verschiedene Sorten hat der Traditionsbetrieb davon im Angebot, die meisten kosten etwa 30 Euro, einige sind schon für deutlich weniger zu haben. Dass ein Weingut mit nur 30 Hektar Anbaufläche aus dem kleinen Örtchen Chi-gny les Roses auf einmal auf der großen Bühne des Edel-Champagner mitspielt, überrascht die Besitzer selbst etwas.

Doch ungewöhnliche Strategien haben sich im Hause Cattier schon einmal bezahlt gemacht. Im Jahr 1918, Frankreich und ganz Europa erstarren angesichts der Zerstörungen des Ersten Weltkriegs, beginnt Jean Cattier, Champagner herzustellen. In einer Zeit, in der es vielen Franzosen am Nötigsten zum Leben mangelt, wirkt das Luxusgetränk seltsam fehl am Platz. Doch Cattier, selbst kriegsversehrt und daher an das heimische Weingut gebunden, lässt sich nicht beirren. Gemeinsam mit seiner Familie und einigen wenigen Angestellten setzt er alles auf die Produktion des Edel-Weins. Doch das Geschäft wächst nur langsam. Erst in den wirtschaftlich starken 1950er Jahren beginnt Champagner in Europa erfolgreich zu werden. Cattier kann von diesem Trend profitieren, bleibt jedoch weitgehend unbekannt. Der Enkel des Gründers, Jean-Jacques Cattier, führt den Betrieb heute fort.

Vor einigen Jahren beschließt er, sich mit seinem Nachfolger Alexandre an ein ganz neues Geschäft zu wagen. Es soll Armand de Brignac heißen und ist vor allem für den amerikanischen Markt bestimmt. Die Marke soll, ganz unbescheiden, alles Dagewesene in den Schatten stellen. Besser und teurer sein als die Platzhirsche Dom Perignon und Crystal, die für etwa 150 Euro erhältlich sind. Seit 2006 gibt es die Luxus-Marke. 320 Euro aufwärts kostet eine Flasche des inzwischen preisgekrönten Brut Gold. Unabhängige Blindtester haben die Mischung aus den Traubensorten Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier zum besten Champagner der Welt erklärt.

Den großen Erfolg dieses Experiments verdankt das Weingut mit seinen 30 Beschäftigten vor allem dem für seine Affinität zu Luxusgütern bekannten Hip-Hop-Star Jay-Z, dessen Beispiel unter Rapperkollegen und Hollywoodstars Schule machte. Schon bald war die Marke in den Edel-Clubs von New York und Los Angeles zu finden. Das Verlangen nach immer neuen Luxusprodukten bedienen die Franzosen mit ihrer überdimensionierten Goldflasche perfekt.

Doch inzwischen liefert Cattier nicht nur in die USA, sondern ist auf jedem Kontinent vertreten. Besonders groß ist die Nachfrage in Russland und China. Und selbst in Staaten wie Nigeria, dessen Bewohner zu den Ärmsten der Welt gehören, lässt sich die Luxus-Marke verkaufen. 50.000 Flaschen Armand de Brignac werden jährlich produziert. "Eine signifikante Menge" der streng limitierten Flaschen geht in das westafrikanische Entwicklungsland, so Jean-Jacques Cattier. Ein bisschen absurd sei das.Aber seltsame Kunden gehören wohl zum Geschäft, daran müssen sich die Weinbauern gewöhnen. Dennoch: Dass 100.000 Dollar für eine Flasche bezahlt würden, sei "incroyable", einfach unglaublich. Jean-Jacques gerät ins Schwärmen.

Und dann die Promis. Mehr als 15 berühmte Kunden fallen den Herren Cattier ein: darunter George Clooney, David Beckham, der portugiesische Fußballer Cristiano Ronaldo. Viele der prominenten Kunden sind amerikanische Gangsta-Rapper, die sich wundern dürften, dass Franzosen um die 70 überhaupt versuchen, ihre Namen auszusprechen. Die beiden Önologen (Weinwissenschaftler) kommen erkennbar aus einer anderen Kultur als die, in der sie sich jetzt wiederfinden. Das schrille und protzige Produkt lässt sich nur schwer mit den beiden zurückhaltenden Franzosen in Einklang bringen. Doch faszinierend finden sie es ohne Frage.

Alexandre erzählt begeistert, dass Jay-Z mit Freundin Beyonce zum Essen nach Chigny les Roses eingeflogen sei. "Schüchtern und bescheiden" seien die beiden aufgetreten. Vier schwarze Mercedes-Limousinen, ein paar Bodyguards und eine Handvoll Assistenten, mehr hätten sie nicht dabei gehabt, sagt er - ohne auch nur einen Hauch von Ironie.

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