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Der alljährliche Frühjahrsputz:Wischmopps im Dauerstress

Woher kommt die Tradition des Frühjahrsputzes eigentlich, warum sollte jeder zumindest einmal im Jahr seine Wohnung auf Vordermann bringen und wie wird eigentlich im Ausland geputzt?

In kaum einer Jahreszeit schwingen die Deutschen so sehr die Putzlappen wie im Frühling. Dann heißt es: Ärmel hochkrempeln - die Schränke ausräumen, die Gardinen waschen und die Fenster auf Hochglanz bringen.

Doch woher kommt die Tradition des Frühjahrsputzes eigentlich, warum sollte jeder zumindest einmal im Jahr seine Wohnung auf Vordermann bringen und wie wird eigentlich im Ausland geputzt?

Eines sei vorweg verraten: Für die Sauberkeit im Haus ist hierzulande noch immer die Frau verantwortlich.

So etwas wie Frühjahrsputz gibt es in Deutschland schon immer, sagt Regine Lange vom Deutschen Hausfrauen-Bund mit Sitz in Bonn. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde im Winter in den Häusern mit offenem Feuer gekocht und geheizt.

Vom Ruße befreit

Den Ruß habe man den Zimmern im März und April natürlich angesehen, sagt Lange. Im Frühling mussten deshalb die Holzböden und Möbel besonders gründlich geschrubbt werden. Dabei hätten die Männer gleich kleinere Winterschäden am Haus ausbessern können, erklärt die Haushaltsexpertin.

Auch schwere Wolldecken oder Vorleger seien damals nur im Frühling gewaschen worden. "Im Winter wären die dicken Teile nie getrocknet", sagt Lange. Wichtig sei der guten Hausfrau auch ein intensives Lüften der Feder-Bettdecken gewesen. "So wie heute die Sachen einfach in eine Reinigung zu geben, das war damals eben nicht möglich."

Heutzutage stehe der Frühjahrsputz allerdings gerade bei jungen Menschen nicht mehr so hoch im Kurs.

Dennoch empfiehlt die Haushaltsexpertin auch ihnen den jährlichen Putzmarathon. "Heute arbeiten die meisten Frauen, und da bleibt unter der Woche nicht so viel Zeit, alles immer regelmäßig sauber zu halten", sagt Lange. Vor allem Heizkörper, Lampen, Teppiche, Regale und das Auffrischen der Holzmöbel würden da meist außen vor bleiben.

Eine "Drei-Tages-Aktion" wie früher müsse sich aber niemand antun: "Man sollte sich einen Plan machen und über Tage oder Wochen alles auf Vordermann bringen", empfiehlt die Expertin. Praktisch sei es außerdem, wenn auch der Rest der Familie helfe. So könnten die Kinder unnötiges Spielzeug aus ihren Zimmern räumen oder die Männer Möbel polieren.

Generell sei der Frühjahrsputz dank der vielen Putzmitteln im Vergleich zu früher deutlich einfacher geworden, erklärt Lange. Dass die Deutschen besonders im Frühjahr Putzmittel kaufen, zeigt auch eine Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in Nürnberg.

Fünfmal am Tag

Von Januar und April machen die Hersteller von Putzmitteln wie Allzweck, Bad- oder Fensterreiniger ihre höchsten Umsätze. Etwa 28 Millionen Euro waren es im entsprechenden Zeitraum im Jahr 2007. Passend dazu würden die Hersteller in diesen Monaten auch die Preise für ihre Putzmittel kurzzeitig erhöhen.

Putzvorlieben sind übrigens von Land zu Land unterschiedlich: Während die Amerikaner ihren Mopp am liebsten direkt im Waschbecken auswringen, wollen die Deutschen nicht auf ihren Eimer verzichten.

Auch die Häufigkeit des Wischens ist unterschiedlich: Weil die Wohnungen in China sehr klein sind und auf Schuheausziehen eher verzichtet wird, greifen chinesische Hausfrauen bis zu fünfmal täglich zum Wischmopp.

Und während im arabischen Raum auch gerne mal die Chemiekeule zum Einsatz kommt, achten die Skandinavier auf umweltbewusste Mittel.

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