Das Townhouse:Den Stadtgarten wiederentdeckt

Bisher gibt es bei uns meist nur ein Entweder-Oder: Wer ein eigenes Haus mit Garten will, muss raus in die Vororte. Das muss aber nicht sein.

Denn jetzt beginnen Städteplaner, Bauunternehmer und Architekten das Konzept der sogenannten Townhouses wieder zu entdecken: Schmale, hohe, aneinandergereihte Häuser mit Garten mitten in der Stadt bieten eine Alternative zur Doppelhaushälfte im Speckgürtel der Großstädte.

"Die Idee der Townhouses ist eigentlich nicht neu", erklärt Klaus J. Beckmann, Leiter des Deutschen Instituts für Urbanistik (DIU) in Berlin. Eng stehende Stadthäuser mit geringem Flächenbedarf bei vergleichsweise hoher Wohnqualität habe es in vielen Großstädten seit jeher gegeben. Eine besonders ausgeprägte Tradition haben sie in Großbritannien oder den Niederlanden. "Aber auch in Bremen oder Hamburg findet man sie bis heute."

Die alte Grundidee des schmalen Stadthauses mit maximal zwei Wohnungen, die auf vier bis fünf Geschosse verteilt sind, werde nun mit den heutigen Wohnansprüchen verbunden, sagt Olaf Bahner vom Bund Deutscher Architekten (BDA) in Berlin.

"Renaissance der Innenstädte"

Weil Baugrund in der Innenstadt viel kostet, wird in die Höhe statt in die Breite gebaut. Moderne, oft individuell gestaltete Fassaden, Schnitte nach den Vorstellungen des Eigentümers und energiesparende Raumkonzepte prägen das Townhouse des dritten Jahrtausends.

"Im Townhouse vereint sich beides: die Vorteile des Lebens mitten in der Stadt und die Vorteile eines eigenen Häuschens mit Garten", sagt Bahner. Die Zeiten, in denen allein das Leben im Grünen für viele das Ziel aller Wünsche war, scheinen vorbei. "Wir erleben eine regelrechte Renaissance der Innenstädte."

Kurze Verkehrswege zur Schule und Arbeitsstätte, kulturelle Angebote und vielseitige Einkaufs- und Versorgungsmöglichkeiten lassen die Stadt als Wohnraum wieder attraktiver werden, erklärt Beckmann. "Das hat auch mit den neuen Lebens- und Haushaltsformen zu tun: Es gibt viele Singles oder kinderlose Paare. Die wollen meist gar nicht weg aus der Stadt."

Aber auch in Familien gehen heute oft beide Partner einem Beruf nach. "Wohnt man außerhalb, kosten lange Wege viel Zeit und Geld."

Den Stadtgarten wiederentdeckt

Um das zu sparen, versuchen viele Bauherren, mit ihrem Townhouse zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Während auf den oberen Etagen gewohnt wird, dient das Erdgeschoss laut Bahner oft als Laden, Werkstatt oder Büro.

Das Townhouse: Von Städteplanern und Architekten wiederentdeckt: Zum Beispiel in Bremen gibt es viele der sogenannten Townhouses.

Von Städteplanern und Architekten wiederentdeckt: Zum Beispiel in Bremen gibt es viele der sogenannten Townhouses.

(Foto: Foto: Bremer Touristik-Zentrale BTZ/dpa/tmn)

Eine Variante sind sogenannte Baugruppen, die gemeinsam ein Townhouse errichten und bewirtschaften. "Das können dann zum Beispiel zwei Familien in ähnlichen Situationen sein, die sich gegenseitig bei der Kinderbetreuung helfen, oder aber auch ältere und jüngere Menschen, die voneinander profitieren", erzählt Beckmann.

Ob allein oder in der Gruppe - auf jeden Fall fördern Townhouse-Besitzer die Wiederbelebung der Innenstädte.

Die Zukunft?

Auch stadtpolitisch sei diese Entwicklung wünschenswert, sagt Professor Andreas K. Vetter von der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur und Autor des Buches Townhouses.

Townhouses beleben aber nicht nur tote Innenstädte und schließen Baulücken - sie können auch brachliegende Flächen wie ehemalige Industrieanlagen und Bahnhöfe revitalisieren. Davon profitieren sowohl die Kommunen, die am Verkauf von Bauland verdienen, als auch die Bürger. Denn dadurch gibt es in Städten wieder große Wohnungen mit Garten.

Laut Beckmann können die Stadthäuser die Wohnkultur sogar dauerhaft verändern: "Das Townhouse wird eine Wohn- und Lebensform werden, die zumindest die nähere Zukunft unserer Städte prägen kann und wird."

Literatur: Andreas K. Vetter: Townhouses, Callwey Verlag, ISBN 978-3-7667-1740-5, 64 Euro

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