Darlehen:Offen für Nachbesserungen

Beraten und verkauft - Die richtige Anlagetaktik für Senioren

Bitte genau hinsehen: Verbraucherschützer raten immer öfter vom Abschluss einer Lebensversicherung ab.

(Foto: Mascha Brichta/dpa)

Vor allem ältere Käufer haben es schwer, ein Darlehen zu bekommen. Nun kommt Bewegung in die Diskussion um die strenge Kreditvergabe.

Von Marianne Körber, dpa, Reuters

Es gibt immer wieder Klagen von Menschen, die bei ihrer Bank einen Immobilienkredit haben wollen und eine Absage erhalten. Das gilt besonders für Ältere. Begründet wird das häufig mit der seit März in Deutschland geltenden Wohnimmobilienkredit-Richtlinie, mit der Verbraucher davor bewahrt werden sollen, sich mit langfristigen Darlehen finanziell zu übernehmen. Seit März also sind Finanzinstitute dazu angehalten, Kreditnachfrager daraufhin zu überprüfen, ob sie ihre Schulden noch zu Lebzeiten tilgen können. Das heißt, ihre laufenden Einnahmen müssen hoch genug für Zinszahlung und Tilgung sein - für Rentner oft ein Problem, zumal die Immobilie selbst als Sicherheit nicht mehr ausreicht.

"Nur 31 Prozent der Senioren haben einen Kredit."

"Verschiedene Formulierungen im Gesetz, so argumentieren zumindest einige Kritiker, erschweren oder verhindern eine Kreditvergabe an Ältere", sagt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Nicht ausgeschlossen ist auch, dass Ältere auf Schwierigkeiten stoßen, wenn sie eine Anschlussfinanzierung für ihren bereits laufenden Kredit suchen.

"Die neuen gesetzlichen Regelungen haben gewisse Veränderungen gegenüber der bisherigen Praxis mit sich gebracht", davon ist Julia Topar vom Bundesverband deutscher Banken in Berlin überzeugt. Das sei vom europäischen Gesetzgeber auch ausdrücklich gewollt . "Für eine zuverlässige Beurteilung, welche Auswirkungen die Neuregelung auf die Kreditvergabe an Bankkunden haben wird, ist es aber noch zu früh", sagt Topar. Schließlich sei die Vorschrift ist erst vor gut einem halben Jahr in Kraft getreten.

"Bei der Kreditwürdigkeitsprüfung spielen für das jeweilige Geldinstitut zahlreiche Faktoren eine Rolle", betont Topar. Max Herbst von der FMH-Finanzberatung in Frankfurt ergänzt: "Wenn die Bonität in Ordnung ist, wird einem Älteren ein Kredit oder gegebenenfalls eine Anschlussfinanzierung sehr wahrscheinlich nicht verweigert." Das gelte auch deshalb, weil Senioren aufgrund der demografischen Entwicklung für die Banken und Sparkassen immer wichtiger werden. Nach einer Studie des Bankenverbandes aus dem Jahr 2014 fragen aber verhältnismäßig wenige Ältere überhaupt nach einem Darlehen. "Nur 31 Prozent der Senioren haben einen Kredit", sagt Topar.

Wie viele Menschen also tatsächlich keinen Kredit mehr von ihrer Bank bekommen, weiß niemand. Ob die Umsetzung der Immobilienkreditrichtlinie, ein Projekt der Europäischen Union (EU), in Deutschland die Vergabe von Darlehen an private Bauherren in nennenswertem Umfang bremst, ist umstritten. Vor allem die Sparkassen hatten Alarm geschlagen. Während sie einen Einbruch im Neugeschäft beklagen, sieht die Bundesbank keine Bremsspuren in der Immobilienkreditvergabe. Auch die privaten Banken hatten Entwarnung gegeben. Dennoch zeigen die anhaltenden Diskussionen um die Kriterien bei der Kreditvergabe Wirkung. Das Bundesfinanzministerium sei offen für Nachbesserungen, heißt es nun. Es gehe darum, die Unsicherheit bei den Banken zu beseitigen, die zum Teil eine Einschränkung ihrer Möglichkeiten zur Kreditvergabe beklagten, erklärte der Parlamentarische Staatssekretär Michael Meister vor Kurzem auf einer Veranstaltung der Immobilienbranche in Frankfurt. "Es geht darum, dass man Rechtssicherheit schafft." Dazu müsse eine gesetzliche Regelung gefunden werden, eine Klarstellung der Finanzaufsicht Bafin reiche nicht aus. Das Finanzministerium habe dem für den Verbraucherschutz zuständigen Justizressort angeboten, eventuelle Änderungen in seinen Gesetzentwurf zur Finanzstabilität aufzunehmen, sagte der CDU-Politiker.

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