DAK Gesundheit schafft Zusatzbeiträge ab:Millionen Versicherte profitieren von neuer Mega-Kasse

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Die DAK und die BKK Gesundheit fusionieren - und kündigen gleich an, die Zusatzbeiträge abzuschaffen. Wie es zu dem plötzlichen Geldsegen im Gesundheitswesen kommt und wie viel die Versicherten sparen.

Guido Bohsem

Die ersten Versicherten profitieren vom Geldsegen im Gesundheitssystem. Für die etwa 5,1 Millionen Mitglieder der DAK und der BKK Gesundheit soll vom April 2012 kein Zusatzbeitrag mehr fällig sein. Drei Monate vorher wollen sich die beiden Kassen zur drittgrößten Kasse im Gesundheitssystem zusammenschließen, der DAK Gesundheit.

Die DAK und die BKK Gesundheit fusionieren - und den Versicherten bleiben künftig die Zusatzbeiträge erspart. (Foto: dpa)

Die Mitglieder der neuen Kasse werden durch die Fusion um acht Euro im Monat entlastet, das sind pro Jahr 96 Euro. Insgesamt verzichtet das Unternehmen damit 2012 auf Einnahmen von etwa 370 Millionen Euro. DAK-Chef Herbert Rebscher, der auch an der Spitze der neuen Kasse sitzen wird, zeigte sich zuversichtlich, diese Einbuße verkraften zu können. Sein Unternehmen werde das laufende Jahr mit einem Überschuss von mehr als 300 Millionen Euro abschließen. "Damit haben wir bereits in diesem Jahr in etwa das erwirtschaftet, was uns der Zusatzbeitrag bringt", sagte er der Süddeutschen Zeitung.

Eine gesetzliche Krankenkasse muss einen Zusatzbeitrag erheben, wenn sie mit dem Geld aus dem Gesundheitsfonds nicht auskommt. In diese Geldsammelstelle fließen die Beiträge von 15,5 Prozent des Bruttolohns. Dann werden sie nach einem festgelegten Mechanismus verteilt. Der Zusatzbeitrag wird von dem Versicherungsmitglied alleine gezahlt. Das heißt, der Arbeitgeber beteiligt sich nicht daran.

Die DAK und die BKK Gesundheit haben Anfang des vergangenen Jahres zu den ersten gehört, die einen Zusatzbeitrag verlangt hatten. Rebscher sah sich damals als Vorreiter im Gesundheitswesen und prognostizierte, dass ein Zusatzbeitrag alsbald von den meisten Kassen erhoben werde. Wegen der außergewöhnlich guten Wirtschaftslage und der Gesundheitsreform 2010 blieb diese Entwicklung jedoch aus.

Stattdessen verloren beide Kassen innerhalb von eineinhalb Jahren 700 000 Mitglieder. Seitdem geht es für die 150 Krankenkassen in Deutschland darum, einen Zusatzbeitrag um jeden Preis zu vermeiden. Viele unter ihnen verzichten deshalb sogar auf Investitionen in die Versorgung ihrer Versicherten. Diese würden sich langfristig zwar auch für die Kassen lohnen, sie belasten aber zunächst das Ergebnis.

Doch nicht nur deshalb gilt als nahezu ausgeschlossen, dass es vor 2014 zu einer weiteren Welle von Zusatzbeiträgen kommt. Nach jüngsten Berechnungen des Schätzerkreises schlummern Reserven von etwa 15,9 Milliarden Euro im System. Auch für 2012 erwarten die Experten keine Defizite im Fonds. Zudem dürfte die Koalition alles unternehmen, um auch 2013 Zusatzbeiträge zu verhindern, dem Jahr der Bundestagswahl.

BKK Heilberufe steht vor dem Aus

Diese Überlegung dürfte auch Rebscher angestellt haben. Bestätigen will er das nicht. Er verweist lieber auf die Einsparungen der DAK bei den Verwaltungskosten und die Effekte, die die Fusion mit der BKK Gesundheit bringen soll. "Wir trauen uns zu, auch 2012 mit einem positiven Ergebnis abzuschließen."

Was einer Krankenkasse passiert, die weder ausreichend Kosten senken noch in eine Fusion flüchten kann, sieht man derzeit an der BKK Heilberufe. Nach Einschätzung des BKK-Bundesverbandes steht das Unternehmen kurz vor der Pleite. Spätestens Ende des Jahres dürfte Schluss sein.

Ein Konkurrent - und zwar ausgerechnet einer aus dem eigenen Lager - reagierte prompt. Die BKK Essanelle schaltete große Anzeigen mit dem Slogan: "Die Versicherten der BKK für Heilberufe sind bei uns herzlich willkommen." Heinz Kaltenbach, Geschäftsführer des BKK-Bundesverbandes, sieht für Versicherer mit Zusatzbeitrag kaum eine Chance: Die Gesunden und Leistungsfähigen kehrten der Kasse den Rücken, und nur die kranken und teuren Versicherten blieben ihr treu. Die Folge sei klar. "Diese Krankenkassen schlittern immer mehr in eine finanzielle Talfahrt", sagte Kaltenbach

© SZ vom 19.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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