Cyber-Währung:Das nächste heiße Ding

Noch gibt es keine ETFs auf die digitale Währung Bitcoin, aber sie werden schon erwartet. Denn Cyber-Währungen könnten bei den niedrigen Zinsen für Anleger eine interessante Alternative sein.

Von Katharina Wetzel

ST PETERSBURG RUSSIA SEPTEMBER 26 2017 A Bitcoin cryptocurrency souvenir coin Alexander Demian

Bitcoin ist die bekannteste Cyber-Währung. Auch als Souvenir findet die Münze Anhänger.

(Foto: Alexander Demianchuk/imago/ITAR-TASS)

Was kann man mit 100 Dollar kaufen? Hätte man am 1. Januar 2011 damit Bitcoins gekauft, hätte man heute 1 850 735 Dollar Gewinn gemacht. Auf der Internetseite 99bitcoins.com/if-i-invested-in-bitcoin/ kann jeder nachsehen, was er verdient hätte, wenn er zu einem bestimmten Zeitpunkt Bitcoins erworben hätte. Das mag mühselig sein. Denn die Chance ist vertan. Und was Bitcoins in fünf Jahren wert sind, ob es die Internetwährung dann überhaupt noch gibt, weiß niemand. Die Kursschwankungen sind zwar enorm, dennoch lässt Bitcoin die Anlegerherzen auch angesichts der jüngsten Kursrally immer höher schlagen. Gerade im Niedrigzinszeitalter, geprägt durch eine zunehmende Skepsis gegenüber Zentralbanken, bieten Cyber-Währungen ein ideales Auffangbecken für alle, die abseits der Bankenbranche nach einem lukrativen Investment suchen.

Doch noch kann man nicht an jeder Ecke Bitcoins erwerben. Die Finanzindustrie hat die Lücke bemerkt und arbeitet an entsprechenden Papieren. Mit Zertifikaten oder Fonds kann nämlich relativ einfach in die Cyber-Währung investiert werden, ohne dass sich Anleger über den Zugang zu Bitcoin-Handelsplätzen und die Lagerung der digitalen Währung Gedanken machen müssen. Ein Exchange Traded Fund (ETF) gibt es zwar noch nicht. Ein Bitcoin-ETF gilt aber jetzt schon als das nächste heiße Ding auf dem Kryptowährungsmarkt.

Die Anzahl der Anbieter, die an Bitcoin-ETF arbeiten, ist noch überschaubar. Gabor Gurbacs, Direktor der digitalen Anlagestrategie bei der Investmentfirma VanEck hofft, dass er "in naher Zukunft spannende Entwicklungen" bekannt geben kann. "Einen konkreten Zeitraum für den Start gibt es derzeit nicht. Wir sind aber davon überzeugt, dass digitale Vermögenswerte das Potenzial haben, sich in die breite Wirtschaft zu integrieren und als eigenständige Anlageklasse zu etablieren", sagt Gurbacs, der am Williams College Mathematik, Deutsch und Soziologie studierte und bei dem Starinvestor George Soros lernte. Derzeit evaluiere VanEck verschiedene Lösungen, Plattformen und Partnerschaften, um die technischen Voraussetzungen zu verbessern und dabei auch die regulatorischen Richtlinien zu erfüllen.

In den USA gab es bereits einige Bemühungen verschiedener Anbieter, einen Bitcoin-ETF auf den Markt zu bringen. Den Antrag der Winklevoss-Zwillingsbrüder Cameron und Tyler hat die US-Wertpapieraufsicht SEC jedoch abgelehnt. Dagegen wurde Einspruch erhoben, derzeit ist das Verfahren noch offen. Auch Incrementum in Liechtenstein oder der Crypto Fund AG in der Schweiz wollen einen Fonds auf Kryptowährungen auf den Markt bringen. Und auch VanEck hat einen ETF der Aufsicht zur Prüfung vorgelegt.

Bisher gibt es erst wenige Bitcoin-Produkte. Die Schweizer Bank Vontobel hat im vergangenen Jahr ein Zertifikat lanciert, das etwa an den Börsen in Frankfurt und Stuttgart handelbar ist und eine Laufzeit von zwei Jahren hat. Am 26. Oktober hat die Bank nun auch ein Zertifikat ohne Laufzeitbegrenzung emittiert. Dafür fällt jedoch eine Managementgebühr von 1,5 Prozent an. Für Verbraucher wäre ein ETF jedoch wünschenswert: "ETF sind normalerweise preiswerter. Außerdem entfällt das Emittentenrisiko, das heißt, selbst im Falle eines Konkurses ist das angelegte Geld nicht in Gefahr", sagt Marc Oliver Rieger, Professor von der Universität Trier.

Bislang gebe es keine Bitcoin-ETF, da sich die dafür notwendigen Finanzinstrumente am Derivate- und Future-Markt noch in Entwicklung befänden, sagt Gurbacs. "Zudem müssen die Regulierungsbehörden die Anlageklasse erst besser verstehen." ETF sind Investmentfondsanteile, die dem Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) unterliegen, während Zertifikate Inhaberschuldverschreibungen darstellen, erklärt Heigo Geiger von der Bank Vontobel. Mit dem KAGB sind weitergehende aufsichtsrechtliche Pflichten verbunden. Auch Gurbacs sieht noch Herausforderungen für die Branche, was Transparenz, Preisgestaltung und Verwahrung betrifft.

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