Commerzbank zahlt Hilfsgelder zurück:Befreit aus staatlicher Umklammerung

Jetzt soll alles ganz schnell gehen: Schon bis Juni will die Commerzbank den Löwenanteil der Staatshilfen zurückzahlen, die sie Anfang 2009 erhalten hatte.

Gut zwei Jahre nach dem Einstieg des Bundes will sich die Commerzbank mit einer milliardenschweren Kapitalerhöhung vom Löwenanteil der Staatshilfen befreien. 14,3 Milliarden Euro der Stillen Einlage des Bankenrettungsfonds Soffin von derzeit 16,2 Milliarden Euro sollen bis Juni zurückgezahlt werden.

Vorschau: Bilanzpressekonferenz der Commerzbank

Logo der Commerzbank, aufgenommen im Foyer der Zentrale in Frankfurt am Main. Das Institut hat nun präzisiert, wie es die Staatshilfen zurückzahlen will, die es vor gut zwei Jahren erhalten hat.

(Foto: dapd)

Damit geht die Commerzbank weit über die "mindestens zehn Prozent" Rückzahlung hinaus, die Vorstandschef Martin Blessing im Februar angekündigt hatte. Experten hatten erwartet, dass Deutschlands zweitgrößte Bank in diesem Jahr höchstens die Hälfte der Hilfen des Sonderfonds Finanzmarktstabilisierung (Soffin) tilgen wird.

Spätestens 2014 will die Commerzbank die Staatshilfe komplett zurückgeführt haben, die der Bund in der Finanzkrise gewährt hatte - zur Absicherung der Dresdner-Bank-Übernahme, welche die Commerzbank mitten in der Finanzkrise im Sommer 2008 vereinbart hatte.

"Wir sind ein Jahr früher als erwartet in die Gewinnzone zurückgekehrt, und wir setzen auch die Integration der Dresdner Bank in wichtigen Bereichen schneller als geplant um", erklärte Blessing. "Das gibt uns die Möglichkeit, die Stillen Einlagen schneller als erwartet und in einem Paket um rund 90 Prozent zu reduzieren."

Um die Milliardensumme für die Rückzahlung der Steuergelder zusammenzubekommen, sollen die Aktionäre im Mai einer Kapitalerhöhung über 11 Milliarden Euro zustimmen. 8,25 Milliarden Euro davon will die Bank am Kapitalmarkt einsammeln. Zudem sollen Stille Einlagen des Soffin von 2,75 Milliarden Euro in Commerzbank-Aktien umgewandelt werden. Ein internationales Bankenkonsortium (unter anderen Deutsche Bank, JP Morgan, Citi) habe zugesagt, den am Kapitalmarkt angestrebten Emissionserlös von rund 8,25 Milliarden Euro zu garantieren - vorausgesetzt, der Soffin beteilige sich wie vorgesehen. Die Kapitalmaßnahmen sollen auf der Hauptversammlung beschlossen werden, die vom 18. auf den 6. Mai vorgezogen wird. Die restliche Summe zu der geplanten Rückzahlung von 14,3 Milliarden Euro - also noch 3,3 Milliarden Euro - soll aus freiem Kapital des Unternehmens stammen.

Die gesamte Transaktion ist so gestaltet, dass der Bankenrettungsfonds Soffin am Ende nach wie vor die Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie hält. Damit kann der Bund ihm unliebsame Entscheidungen blockieren. Den nach Abschluss der Transaktion noch verbleibenden Betrag der Staatshilfe von rund 1,9 Milliarden Euro will die Bank bis spätestens 2014 aus künftigem freiem regulatorischem Kapital zurückführen. Blessing betonte: "Wir halten also unser Versprechen, die temporäre Unterstützung des Bundes so schnell wie möglich zurückzuzahlen. Dem Steuerzahler soll auch kein Schaden entstehen."

Der Soffin erhält im Zusammenhang mit der Rückführung der Stillen Einlagen eine Einmalzahlung in Höhe von 1,03 Milliarden Euro. Nach der Rückkehr in die Gewinnzone 2010 sei auch das neue Jahr gut angelaufen. Für das erste Quartal rechnet die Bank mit einem operativen Ergebnis oberhalb der Planungen. Im Geschäft mit Privat- und Mittelstandskunden seien vor allem die Monate Januar und Februar positiv verlaufen. Für 2012 stellte der Vorstand den Aktionären wieder eine Dividende in Aussicht.

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