Commerzbank und Dresdner Bank:Übernahme im Eiltempo

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Die Commerzbank beschleunigt den Kauf der Dresdner Bank. Bereits im Januar 2009 will sie das Institut komplett übernehmen - zu einem deutlich niedrigeren Preis als vorgesehen.

Die Commerzbank zieht die Komplett-Übernahme der Dresdner Bank um rund ein halbes Jahr vor. "In der aktuellen Situation an den Finanzmärkten ist eine beschleunigte Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank vorteilhaft für alle Beteiligten", erklärte am Donnerstagabend der Versicherer Allianz, der bislang die Anteile hält.

1,4 Milliarden Euro soll die Commerzbank für die Dresdner Bank auf den Tisch legen. (Foto: Foto: AP)

Vor allem Mitarbeiter und Kunden würden davon profitieren, dass es nun keinen langen Übergangsprozess gebe, sondern die neue Commerzbank schnell handlungsfähig sei. Durch die Fusion entsteht hierzulande nach der Deutschen Bank ein zweiter Bankenriese mit einer Bilanzsumme von mehr als 1,1 Billionen Euro und elf Millionen Privatkunden.

Allianz muss 600 Millionen Euro abschreiben

Zugleich kostet der seit Jahren größte Deal in der deutschen Finanzindustrie Deutschlands zweitgrößtem Geldinstitut mit nunmehr 5,1 Milliarden Euro nur etwas mehr als die Hälfte der eigentlich kalkulierten 9,8 Milliarden Euro. Für den 40-prozentigen Restanteil zahle die Commerzbank 1,4 Milliarden Euro in bar an die Allianz, teilte die Bank am Abend mit. Bislang war vorgesehen, dass die Commerzbank die restlichen Anteile mit eigenen Aktien bezahlt. Das entfällt nun.

Damit wird die Allianz künftig auch nur 18,4 Prozent an der Commerzbank halten statt der ursprünglich geplanten 30 Prozent. Nach Angaben des Versicherungskonzerns einigten sich beide Seiten am Donnerstag auf den Verzicht des bislang geplanten Risikoschirms für spezielle Anlagen. Dafür zahle die Commerzbank der Allianz eine Kompensation von 250 Millionen Euro.

Der beschleunigte Verkauf hat jedoch noch weitere Auswirkungen auf die Bilanz des Versicherers. Denn die Allianz muss nun weitere Abschreibungen von 600 Millionen Euro vornehmen. Diese würden im vierten Quartal verbucht, sagte ein Sprecher des Versicherers. Der Verkauf der Dresdner Bank werde nach Rechnung der Allianz nun mit 7,2 Milliarden Euro bewertet statt mit 7,8 Milliarden, wie noch Ende September. Daraus resultierten die zusätzlichen Abschreibungen, sagte der Sprecher.

Die Commerzbank teilte mit, sie werde die restlichen Anteile "bereits im Januar 2009" übernehmen. Die Allianz schrieb in ihrer Pressemitteilung indes, die Commerzbank erwerbe "sofort" 100 Prozent an der Dresdner. Eigentlich war die vollständige Übernahme erst für das zweite Halbjahr 2009 geplant.

Exlusives Vertriebsabkommen

Neben der Fondsgesellschaft Cominvest und dem 15-jährigen exklusiven Vertriebsabkommen erhalte die Allianz für die Dresdner somit 3,215 Milliarden Euro in bar sowie 163,5 Millionen Aktien der Commerzbank, erklärte die Allianz. Die Cominvest ist bei dem Geschäft mit 700 Millionen Euro bewertet.

Bei Bekanntgabe der Übernahmepläne Anfang September hieß es, von den insgesamt knapp 67.000 Arbeitsplätzen bei beiden Banken würden 9000 wegfallen, 6500 davon in Deutschland. Zudem schließt die Commerzbank bis 2012 mehr als 300 der gut 1500 Filialen. Kündigungen sollen nach Möglichkeit vermieden werden.

Für die Allianz endet damit ein siebenjähriges Engagement, das sie Milliardensummen kostete und von Beginn an die Erwartungen nicht erfüllte. Die Allianz hatte die ehemalige Nummer zwei am deutschen Bankenmarkt 2001 für 24 Milliarden Euro gekauft mit der Vision, einen Allfinanzkonzern zu schaffen.

Ursprünglich war bei Bekanntgabe der Übernahme im September geplant, dass die Commerzbank fast zehn Milliarden Euro für die Dresdner zahlt. Damals wurde die Commerzbank-Aktie an der Börse aber noch mit rund 20 Euro gehandelt. Aktuell liegt der Kurs nur noch bei knapp sieben Euro.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/cag/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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