Commerzbank-Tochter Eurohypo:Nur weg damit

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Niemand will der Commerzbank die Eurohypo abkaufen. Neugeschäft macht die Problemtochter eh nicht mehr, dafür ordentlich Verlust. Wäre sie selbständig, wäre sie womöglich genauso pleite wie die Hypo Real Estate. Denkbar ist nun, dass der Steuerzahler die Eurohypo der Commerzbank abnimmt.

Harald Freiberger, Frankfurt

Die Commerzbank steht unter enormem Druck. Bis Mitte 2012 muss sie wegen des aktuellen Blitz-Stresstests zwischen drei und fünf Milliarden Euro Kapital auftreiben. Nun zeichnet sich eine Lösung ab, mit der die Bank einen großen Teil ihrer Sorgen los würde: Sie könnte ihre Sorgentochter Eurohypo an den Staat verkaufen und dadurch viel Kapital freimachen, das derzeit noch für die Risiken der Tochter gebunden ist.

Analysten sehen in dem möglichen Verkauf der Eurohypo "eine halbwegs elegante Lösung". Zumindest für die Commerzbank. (Foto: BLOOMBERG NEWS)

Die Auslagerung toxischer Wertpapiere in eine staatliche Bad Bank ist eine der Optionen, die geprüft wird", sagte eine Person, die mit den Plänen vertraut ist, am Dienstag. Das Problem dabei: Milliarden-Risiken würden erneut auf die Steuerzahler verlagert.

Konrad Becker, Analyst bei Merck Finck, sieht den möglichen Verkauf der Eurohypo als "eine halbwegs elegante Lösung". Die Commerzbank müsste dann nicht ihr Tafelsilber verkaufen, zum Beispiel die polnische BRE-Bank. Sie bräuchte auch keine offene Unterstützung vom Bund wie im Jahr 2008, als sie mit 18 Milliarden Euro gerettet werden musste.

Da der Bund etwas kauft und dafür einen Gegenwert erhält, nämlich die Wertpapiere der Eurohypo, könnte der Deal als "marktwirtschaftliche Lösung" durchgehen. Das ist vor allem für die EU wichtig, die den Banken bei einer direkten Staatshilfe strenge Auflagen macht. Eine zentrale Rolle spielt deshalb der Kaufpreis: Je niedriger er ist, je geringer also die Wertpapiere der Eurohypo eingestuft werden, umso größer die Chancen, dass die EU den Deal genehmigt.

Mehrere Vorteile

Für die Commerzbank hätte der Verkauf an den Bund mehrere Vorteile. Sie würde die ungeliebte Tochter los, die ihr wie ein Klotz am Bein hängt. Bei der Eurohypo liegen alle Staatsanleihen, die zuletzt im Wert berichtigt werden mussten und für hohe Verluste sorgten. Das Krisenthema mit Griechenland, Italien, Spanien und Co. wäre für die Commerzbank ohne die Eurohypo weitgehend erledigt. Außerdem würde das Geldhaus viele Risiken los, die im Zuge der erwarteten Konjunkturkrise in Europa drohen, weil Gewerbeimmobilien-Kredite der Eurohypo im Wert sinken könnten.

Die Commerzbank käme durch einen Verkauf der Eurohypo sofort an Kapital: Die Bilanzsumme der Tochter beträgt 200 Milliarden Euro. Diese Risiken müssten nicht mehr mit Eigenkapital hinterlegt werden. Das dürfte einen höheren einstelliger Milliardenbetrag ausmachen, schätzen Branchenexperten.

Hinzu käme der Verkaufspreis. Davon müsste der Betrag abgezogen werden, mit dem die Eurohypo in der Bilanz steht. Sollte der Blitzstresstest bei der Commerzbank tatsächlich einen Kapitalbedarf von fünf Milliarden Euro offenbaren, könnte sie jedenfalls einen großen Teil davon mit dem Verkauf der Eurohypo decken. "Wenn die Bundesregierung die Eurohypo kauft, dann nicht, weil es so ein tolles Geschäft für sie ist, sondern um der Commerzbank aus der Patsche zu helfen", sagt Analyst Becker.

Die Frage sei, ob der Steuerzahler den Preis dafür zahle. Entscheidend dafür werde sein, ob die künftigen Risiken von Staatsanleihen und Immobilienkredite bei der Preisfindung einkalkuliert werden. Das Bundesfinanzministerium wollte sich zu einem möglichen Kauf der Eurohypo nicht äußern. Banken sollen ihren Kapitalbedarf in erster Linie selbst decken. Falls erforderlich, würden aber Mittel des Rettungsfonds Soffin bereitgestellt, wenn dieser gesetzlich wieder eingesetzt sei.

Einen privaten Käufer würde die Commerzbank für die Eurohypo derzeit nicht finden. Das gab Finanzchef Eric Strutz vor wenigen Monaten selbst zu. Das Geschäftsmodell der Tochter - Staatsfinanzierung und Gewerbeimmobilien - hat sich in der Krise erledigt. Neugeschäft macht die Eurohypo schon lange nicht mehr, dafür häuft sie von Quartal zu Quartal hunderte Millionen Euro Verlust an. "Wäre die Eurohypo selbständig, wäre sie vielleicht genauso pleite wie die Hypo Real Estate", sagt Analyst Becker.

© SZ vom 30.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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