Commerzbank:Halbe Milliarde Euro für das Rettungpaket

Die Commerzbank schlüpft unter den Rettungsschirm des Bundes. Die Aktionäre feiern - auch wenn die Bank die Hilfe teuer bezahlt.

Nach einem Verlust im dritten Quartal greift die Commerzbank in großem Stil auf das Rettungspaket der Bundesregierung zurück und bessert damit ihr Kapital auf. Der Rettungsfonds (SoFFin) werde dem Institut 8,2 Milliarden Euro in Form einer stillen Einlage zur Verfügung stellen, teilte die Commerzbank am Montag mit. Der Bund wird also nicht Aktionär des Instituts.

Commerzbank: Die Commerzbank benötigt mehr als acht Milliarden Euro vom Staat.

Die Commerzbank benötigt mehr als acht Milliarden Euro vom Staat.

(Foto: Foto: ddp)

Für die Kapitalspritze muss das Institut pro Jahr 400 bis 500 Millionen Euro vor Steuern zahlen, sagte Vorstandschef Martin Blessing in einer Telefonkonferenz. Die Kapitalhilfe wird in zwei Tranchen zu je 4,1 Milliarden Euro mit unterschiedlichen Verzinsungen gewährt. Die stille Einlage soll mittelfristig zurückgeführt werden.

Aktie steigt kräftig

Die Aktie stieg am Vormittag um mehr als fünf Prozent. "Der Bann ist nun gebrochen", kommentierte Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank.

Mit der Einlage des Bundes schraubt die zweitgrößte deutsche Privatbank ihre Kernkapitalquote auf 11,2 von 7,6 Prozent. Sie liegt nun höher als die der Deutschen Bank, deren Vorstandschef Josef Ackermann Hilfen des Staates vorerst kategorisch ablehnt.

Die Manager und Aktionäre der Commerzbank zahlen für die Hilfe einen hohen Preis. In den Jahren 2009 und 2010 darf die Bank keine Dividenden ausschütten, Vorstandssprecher Blessing darf maximal eine halbe Million Euro im Jahr verdienen, Boni für die Vorstände sind für 2008 und 2009 verboten. Blessings Fixgehalt liegt derzeit bei 480.000 Euro im Jahr.

Der Einstieg des Staates bei vielen Banken in den USA und Großbritannien hat deren Eigenkapitalausstattung deutlich über das bisherige Niveau und die Kernkapitalquoten deutscher Banken steigen lassen.

Mit der Staatseinlage komme die Commerzbank nun wieder auf das Niveau ausländischer Konkurrenten, hieß es in der Mitteilung. Künftig peilt die Commerzbank eine Kernkapitalquote von sieben bis neun (bisher sieben bis acht) Prozent an. Die Deutsche Bank kam Ende September aus eigener Kraft auf mehr als zehn Prozent.

Im dritten Quartal hat die Finanzkrise die Commerzbank in die roten Zahlen gerissen. Der Verlust lag bei 285 Millionen Euro, ein Jahr zuvor hatte die Bank noch 339 Millionen Euro Gewinn erwirtschaftet.

Lehman-Pleite kostet Commerzbank 357 Millionen Euro

Die Finanzkrise habe das kapitalmarktnahe Geschäft mit insgesamt 1,1 Milliarden Euro belastet, erklärte die Bank. Der Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers habe die Bank 357 Millionen Euro gekostet, das Engagement in dem knapp am Staatsbankrott vorbeigeschrammten Island 232 Millionen Euro. Auf US-Immobilienkredite musste die Commerzbank weitere 144 Millionen Euro abschreiben.

Ohne die Lockerung der Bilanzvorschriften zur Bewertung von Wertpapieren hätte die Commerzbank noch weit mehr Belastungen zu verkraften gehabt. Die Neubewertungsrücklage lag Ende September bei 1,2 Milliarden Euro, ohne die Änderungen hätte sie zwei Milliarden Euro betragen.

Der Zugriff der Commerzbank könnte den Durchbruch für den Rettungsfonds bedeuten. Die Bundesregierung hatte die Banken am Wochenende noch einmal aufgefordert, die Finanzhilfen trotz der Auflagen zu nutzen.

Die Bundesregierung begrüßte das Vorgehen der Commerzbank: "Das stärkt die Bank und schützt Anteilseigner und Arbeitnehmer genauso wie die Kreditversorgung der deutschen Wirtschaft", erklärte der Sprecher des Bundesfinanzministeriums, Torsten Albig, in Berlin.

Er sprach von einem "verantwortungsvollen Schritt der Commerzbank, sich unter den Rettungsschirm des Sondervermögens zu stellen".

Bis dahin hatten nur die tief in die Finanzkrise verstrickte BayernLB und die knapp der Insolvenz entkommene Hypo Real Estate angekündigt, Staatshilfe in Anspruch zu nehmen. Bei den Landesbanken WestLB und HSH Nordbank beraten an diesem Montag die Aufsichtsräte über eine solche Schritte.

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