Commerzbank:Geld her, aber schnell

Das Ende der Bescheidenheit: Commerzbank-Oberaufseher Müller will höhere Chefgehälter durchsetzen. Das Finanzministerium sträubt sich zwar, doch jetzt gibt es einen Kompromiss.

Klaus-Peter Müller, der Aufsichtsratschef der Commerzbank, wollte die Deckelung der Vorstandsgehälter offenbar schon für dieses Jahr aufheben. Er konnte sich damit aber gegenüber dem Bundesfinanzministerium nicht durchsetzen, heißt es in Berliner Kreisen.

Müller, ddp

Klaus-Peter Müller befürchtet die Abwanderung von Spitzenkräften, wenn die Vorstandsgehälter weiterhin gedeckelt blieben. Das Finanzministerium sieht das nicht so.

(Foto: Foto: ddp)

Hintergrund ist die Staatshilfe von 18,2 Milliarden Euro, die die angeschlagene Commerzbank Ende 2008 erhielt. Im Gegenzug wurde vereinbart, dass kein Vorstand mehr als 500.000 Euro im Jahr verdient, solange die Staatshilfe nicht zurückgezahlt ist.

Diese Vereinbarung bezog sich aber nur auf die Jahre 2008 und 2009. Sie musste nun neu verhandelt werden. Müller, der früher selbst Commerzbank-Chef war, legte dazu dem Bankenrettungsfonds Soffin einen Vorschlag vor, der auch die Forderungen des G-20-Gipfels von Pittsburgh berücksichtigte. Danach sollen Boni künftig nachhaltiger ausgezahlt werden, also zum Beispiel über einen längeren Zeitraum und nur, wenn eine Bank auch langfristig Gewinne macht. Dadurch sinkt die variable Vergütung.

Mehr Geld für Blessing

Das Modell, das Müller dem Soffin vorlegte, sah im Gegenzug eine Erhöhung der festen Bestandteile der Vorstandsgehälter vor. Für normale Vorstände soll das Fixgehalt bei 750.000 Euro im Jahr liegen, für Vorstandschef Blessing entsprechend höher.

Müller betonte in einer Mitteilung an die Mitarbeiter, dass die Gesamtbezüge trotzdem nicht mehr das Niveau von 2005 und 2006 erreichten. Gegenüber dem Soffin gab der Aufsichtsratschef an, er befürchte die Abwanderung von Spitzenkräften, wenn die Vorstandsgehälter weiterhin gedeckelt blieben.

Das Finanzministerium ließ das jedoch nicht gelten. "Die Chancen auf attraktive Vorstandsämter sind angesichts der Lage der Branche schließlich begrenzt", wurde ein Teilnehmer zitiert.

Schließlich einigte man sich auf einen Kompromiss: Die Deckelung der Vorstandsgehälter bei der Commerzbank soll so lange gelten, bis das Institut die Staatshilfe wie vereinbart verzinst. Die neun Prozent Zinsen auf die stillen Einlagen von 16,4 Milliarden Euro sind laut Vertrag nur fällig, wenn die Bank Gewinn erwirtschaftet - was 2009 und voraussichtlich auch 2010 nicht der Fall ist.

Es könnte aber sein, dass Blessing und seine Kollegen 2011 wieder mehr verdienen dürfen als nur 500,000 Euro - und nicht erst, wenn die Staatshilfe komplett zurückgezahlt ist. Im Übrigen betont Müller, dass er mit dem neuen Vergütungsmodell etwas vorgelegt habe, was auch nach Ende der Finanzkrise Bestand haben soll.

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