Cologne Oval Offices:In buntes Glas gewandet

Die repräsentative Fassade des farbenfrohen Unikats in Köln kommt auch der Energiebilanz des Bürokomplexes zugute.

Von Berit Schmiedendorf

Rund und bunt, das ist nicht gerade das typische Bürogebäude. Was bewegt Bauherren und Architekten, statt der häufig anzutreffenden modernen Konstrukte aus kubisch-cool geformtem Glas, Stahl und Beton ein farbenfrohes "Unikat" zu schaffen?

Cologne Oval Offices: Viel natürliches und wenig künstliches Licht - dies ist ein wichtiger Baustein des Energiekonzepts für die Oval Offices in Köln. Der Bürokomplex benötigt keine Klimaanlage - zur Kühlung wird Rhein-Wasser verwendet.

Viel natürliches und wenig künstliches Licht - dies ist ein wichtiger Baustein des Energiekonzepts für die Oval Offices in Köln. Der Bürokomplex benötigt keine Klimaanlage - zur Kühlung wird Rhein-Wasser verwendet.

(Foto: Simulation: oh)

So bezeichnet Hubert Garzorz von der Münchner Meag, Bauherr des Bürokomplexes, die Cologne Oval Offices. Sie entstehen derzeit am Kölner Rheinufer im Stadtteil Bayenthal unmittelbar neben dem Institut der deutschen Wirtschaft.

Zwei amöbenförmige Gebäude mit vier beziehungsweise fünf Geschossen zuzüglich zweier Staffelgeschosse werden nach den Entwürfen des Berliner Architektenbüros Sauerbruch Hutton bis Ende 2009 derzeit am Gustav-Heinemann-Ufer in Köln gebaut.

Licht und Schatten

Wenn die Cologne Oval Offices, die zusammen 30.000 Quadratmeter Bürofläche für 1600 Mitarbeiter bieten, fertig sind, wird jedoch nicht nur die geschwungene Form der beiden Häuser für Aufmerksamkeit sorgen, sondern auch die Farbigkeit: Das dem Rheinufer näher gelegene Haus wird komplett mit Glaspaneelen in Rottönen verkleidet, das hintere Haus erhält Elemente in Grün. Alle Paneele ändern darüber hinaus ihre Farbigkeit je nach Lichteinfall und Stellung.

Doch die 2500 Paneele sind nicht nur ein optischer Hingucker. Sie schützen die dahinter liegenden Büros vor allzu viel Sonne und lassen dennoch reichlich Tageslicht hindurch, sodass die künstliche Beleuchtung in beiden Häusern möglichst minimal eingesetzt werden kann; Tageslichtsensoren sollen überdies für eine permanente und optimale Anpassung des Kunstlichts an das Sonnenlicht sorgen.

Außerdem werden auch die Sonnenschutzklappläden automatisch auf das Sonnenlicht reagieren und eine optimale Stellung bezüglich des zu erzeugenden Innenklimas einnehmen, um die Betriebskosten so niedrig wie möglich zu halten.

In buntes Glas gewandet

"Die Nutzer werden aber nicht gezwungen, es bei der automatischen Einstellung zu belassen. Die Einstellung der Klappläden kann man auch manuell ändern", erklärt der Projektleiter Wilhelm Jouaux vom Architektenbüro Sauerbruch Hutton. Deshalb kann man alle Fenster der Cologne Oval Offices öffnen. In dem Fall schaltet sich die Technik, die für die richtige Temperatur und adäquate Luftzufuhr sorgt, einfach ab.

Cologne Oval Offices: Wie die Lobby des Bürokomplexes aussehen soll, zeigt dieses Motiv.

Wie die Lobby des Bürokomplexes aussehen soll, zeigt dieses Motiv.

(Foto: Simulation: oh)

Temperaturgeber Wasser

Beide Bürogebäude kommen überdies ohne Klimaanlage aus. Die Kühlung übernimmt der nahegelegene Fluss: Über zwei Brunnenanlagen in 30 Metern Tiefe wird das Uferfiltrat des Rheins nach oben bugsiert und als natürliche Kühlquelle genutzt. Dieses Wasser, das eine Temperatur zwischen 14 und 16 Grad Celsius hat, fließt über unterirische Rohre in die Gebäude, wo es in sogenannten Kühldecken, also in Netzen von millimeterdünnen Rohren, in jedem Raum für angenehme Arbeitstemperaturen sorgen wird.

Selbst in heißen Sommern soll es in den Büros der Cologne Oval Offices dadurch nicht wärmer als 26 Grad werden. Im Winter, wenn es darum geht, die Räume zu erwärmen statt zu kühlen, wird dann heißes Wasser durch die Rohrnetze geleitet.

"Die Nutzung des Rheinwassers bringt uns enorme Energieeinsparungen, die sich entsprechend auf die zweite Miete niederschlagen werden", sagt Garzorz von der Meag. "Bei einem Bürogebäude mit Vollklimaanlage und ohne Fensterlüftung fallen zwischen fünf und sechs Euro Nebenkosten pro Quadratmeter an, bei den Cologne Oval Offices werden es weniger als drei Euro sein."

In buntes Glas gewandet

Einen sensationell niedrigen Wert ergab auch eine erste Berechnung des Primärenergiebedarfs: nur 140 Kilowattstunden. Ein durchschnittlich klimatisiertes Verwaltungsgebäude braucht 400 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, 240 Kilowattstunden gelten bereits als sehr guter Wert, den nur energieeffiziente Gebäude erreichen.

Potentielle Mieter der zwischen 600 und 1675 Quadratmeter großen Areale sollen Unternehmensberatungen, Kanzleien und Verwaltungen sein - also Unternehmen, die Wert auf eine besondere Architektur, repräsentative Räume und eine schöne Umgebung in einer besonderen Lage legen. Die Mietpreise sind gestaffelt - das hintere Haus ist etwas günstiger als das vordere - und werden sich voraussichtlich zwischen 16 und 18 Euro für den Quadratmeter bewegen.

"Seele einhauchen"

Die Büros selbst sind flexibel angelegt: Auch nach dem Bezug können Änderungen an der Raumaufteilung vorgenommen werden.

Noch ähnelt die Baustelle am Rheinufer allerdings mehr einem überdimensionalen Kinderspielplatz, auf dem die permanent an- und abfahrenden Betonmischer für Bewegungund temporäres Verkehrschaos sorgen.

Doch Bauleiter Jouaux kann sich die beiden geschwungenen Baukörper, die irgendwann mal auf der soeben fertig gestellten Tiefgarage thronen werden, schon jetzt lebhaft vorstellen: "Wir kreieren keine technoiden Bauwerke, sondern wir versuchen, dem Gebäude eine Seele einzuhauchen."

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