Christopher Flowers:Banken-Jäger auf Pirsch

Sein Lieblingsziel sind angeschlagene Banken. Nun steht Christopher Flowers vor dem Einstieg beim Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate. Und der Investor hat noch nicht genug.

Andreas Oldag

Zur Entspannung segelt Christopher Flowers gerne vor der amerikanischen Ostküste des US-Bundesstaats Maine. Zwischen den rauen Klippen habe er Zeit zum Nachdenken, sagte er einmal. Vielleicht ist ihm auf schwankenden Bootsplanken auch die Idee zum Einstieg bei der Münchner Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) gekommen.

Christopher Flowers: Investor auf Banken-Jagd: Christopher Flowers will bei Hypo Real Estate einsteigen.

Investor auf Banken-Jagd: Christopher Flowers will bei Hypo Real Estate einsteigen.

(Foto: Foto: Bloomberg News)

Banken- und Börsenfachleute sind jedenfalls voll des Lobes über den 50-jährigen Amerikaner, der sich nur ungern in der Öffentlichkeit äußert.

Flowers habe so viele Kontakte an der Wall Street, dass er schon durch einen kurzen Telefonanruf ein Geschäft unter Dach und Fach bringe, heißt es. Gestützt auf ein kleines Team hochkarätiger Finanzspezialisten, die in seiner Investfirma JC Flowers & Company arbeiten, hat sich Flowers als aggressiver Firmenjäger einen Namen gemacht.

Interesse auch an der IKB

Seine Beute sind vor allem angeschlagene Banken, bei denen er sich billig einkauft. Insofern kommen die Kreditturbulenzen dem Amerikaner durchaus gelegen. Auch der Kurs der Hypo Real Estate brach in der Krise tief ein. Nun kann Flowers zum Schnäppchenpreis bei einem der 30 größten deutschen Konzerne zugreifen.

HRE ist nicht sein einziger Erwerb in Deutschland. Im Herbst 2006 kaufte sich Flowers mit knapp 27 Prozent bei der HSH Nordbank ein. Zuletzt sondierte er mit der WestLB eine Übernahme der angeschlagenen Mittelstandsbank IKB. Bei der Landesbank Berlin (LBB) blitzte er allerdings beim rot-roten Senat ab.

Einen "Jedi-Meister der Finanzen" nannte ihn das Wirtschaftsblatt Wall Street Journal in Anspielung auf die Science-Fiction-Figuren im Film "Star Wars". Flowers' Erfolg hat allerdings weniger mit übermenschlichen Fähigkeiten zu tun, als mit Fleiß und Zähigkeit. Er habe ein ausgeprägtes Gedächtnis für Zahlen und Fakten und könne sich jedes Detail in einer Firmenbilanz merken, erzählen Mitarbeiter.

Zwei Angebote für Hypo Real Estate

Seine Karriere begann der Sohn eines Marineoffiziers nach dem Mathematikstudium an der Harvard Universität. Er fing bei der Investmentbank Goldman Sachs als Finanzberater an. Schon im Alter von 28 Jahren wurde er zum Chef der Abteilung für Übernahmetransaktionen befördert. Mit 31 war er jüngster Partner des Geldhauses. 1998 kehrte er Goldman Sachs den Rücken und gründete seine eigene Investmentfirma. Inzwischen wird sein privates Vermögen auf etwa 1,3 Milliarden Euro geschätzt.

Kritiker warnen, dass sich Flowers mit seinen zahllosen Finanzbeteiligungen verzetteln könnte. So bietet für HRE auch die japanische Shinsei Bank, an der Flowers beteiligt ist. Doch wie die anvisierte Kooperation zwischen den Deutschen und Japanern angesichts unterschiedlicher Firmenkulturen funktionieren soll, ist ungewiss. Auch fällt auf, dass der Firmenjäger zwar viele Projekte schnell angeschoben hat, sich jedoch mindestens ebenso rasch wieder zurückzieht.

Die Übernahme des amerikanischen Studienfinanzierers Sallie Mae scheiterte ebenso wie der geplanter Kauf der angeschlagenen britischen Bank Northern Rock. Flowers mache viel Wind, doch dann ist häufig Flaute, meint ein Wall-Street-Banker. Das könnte auch Seglerpech sein.

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