Cayman Islands:Das bankrotte Steuerparadies

Die Cayman Islands sind bekannt als Hochburg von Hedgefonds und Steuerhinterziehern. Nun geht der Regierung der Karibikinseln das Geld aus.

Die Bewohner der Cayman Islands können es kaum fassen: In ihrer Heimat sollen plötzlich Steuern erhoben werden. Eine empörte Bürgerin schrieb kürzlich in einem Leserbrief an die Cayman Island Net News Online, dass Einkommens- und Grundsteuer wohl erst der Anfang seien: "Am Ende sind wir wie die Vereinigten Staaten und haben jede Menge Probleme mit inkompetenten Leuten, die unser Geld verwalten", zitiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).

Cayman Islands, AP

Der Regierung der Cayman Islands in der Karibik steht das Wasser bis zum Hals: Sie steht kurz vor dem Staatsbankrott.

(Foto: Foto: AP)

Hintergrund ist ein Schreiben aus dem Außenministerium in London, in dem Staatsminister die Regierung der ehemaligen britischen Kolonie aufforderte, von nun an Steuern zu erheben: "Ich fürchte, es wird Ihnen nichts anderes übrig bleiben", schrieb Staatsminister Chris Bryant der FAZ zufolge, denn der Regierung des Karibikstaates gehe das Geld aus. Obwohl die Inselgruppe unabhängig ist, untersteht sie noch immer der Kontrolle des britischen Außenministeriums.

Die Schulden des Steuerparadieses sind auf Rekordhöhe

Bisher zahlten die 50.000 Einwohner der Cayman Islands nur indirekte Steuern, aber weder Einkommens- noch Unternehmenssteuer: Paradiesische Bedingungen für Firmen, die deshalb auch scharenweise ihren Sitz in der Karibik anmeldeten. Das war der Grund, aus dem die Inselgruppe zuletzt in die Kritik geraten war: Finanzministern aus aller Welt entgingen so Steuereinnahmen. Nach Angaben der Finanzaufsicht Cima werden 3,2 Billionen Dollar auf der Insel umgeschlagen, knapp 10.000 Hedgefonds sind dort registriert.

Tatsächlich waren die Schulden der Cayman Islands noch nie zuvor so hoch wie heute: Mit 590 Millionen Dollar stehen sie bei Banken in der Kreide.

Vor fünf Jahren war ein Hurrikan über die Inseln gefegt, der große Schäden angerichtet hatte. Danach investierte die Regierung massiv in die Infrastruktur - offensichtlich zu sehr, denn in diesem Jahr kann die Regierung offenbar noch nicht einmal die Gehälter für den öffentlichen Dienst stemmen.

Während die Banken dem Inselstaat einen Notfallkredit gewähren wollen, stellt sich das britische Außenministerium - das über die Vergabe entscheidet - quer. Angeblich sei die Einnahmebasis der Regierung in der Hauptstadt George Town nicht solide genug, der vorgelegte Finanzplan nicht überzeugend.

Von anderen OECD-Staaten können die Cayman Islands allenfalls Schadenfreude erwarten. Die sogenannten Offshore-Zentren sind ihnen schon lange ein Dorn im Auge. Allerdings hat George Town inzwischen zugestimmt, Steuerdaten unter bestimmten Umständen mit anderen Ländern auszutauschen.

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