Süddeutsche Zeitung

Carsten Maschmeyer:Auferstanden aus Skandalen

Schluss mit Skandalen und raus aus dem Scheinwerferlicht: Ex-AWD-Chef Carsten Maschmeyer möchte wieder als Geschäftsmann Schlagzeilen machen. Als Großinvestor fördert er nun Nischengeschäfte - wie Papagei-TV.

Hans-Jürgen Jakobs

Neulich sollte sich wieder mal "Panorama", diesmal der Nord-Ableger des Fernsehmagazins, mit Carsten Maschmeyer auseinandersetzen. Doch kurz vor Sendetermin fiel der Beitrag aus dem Programm und wurde verschoben. Die angekündigte Enthüllung, der langjährige Chef des Versicherungsunternehmens AWD habe sich zwischen 2004 und 2010 "mindestens ein Dutzend Mal" mit CDU-Politiker Christian Wulff getroffen, hatte nach Prüfung durch die NDR-Chefredaktion an Brisanz verloren. Allem Anschein nach war auch die gemeinsame Anwesenheit auf dem Sommerfest der niedersächsischen Landesregierung als Beleg für Nähe aufgetaucht.

In jüngster Zeit findet der hoch umstrittene Maschmeyer erkennbar öfter in den Meldungsspalten und auf Wirtschaftsseiten statt. Der Mann plant eine Zukunft als Großinvestor, als Business Angel für neue Ideen. Jüngst kursierte die Neuigkeit seines geplanten Dienstes für Online-Bildung. Das gescheite Objekt führt den bunten Namen Papagei-TV und soll mit Hilfe moderner elektronischer Medien interessierten und zahlungswilligen Kunden das Lernen von Fremdsprachen erleichtern. An Standorten in Hannover und am Potsdamer Platz in Berlin wird das Angebot im populären Segment "Edutainment" geplant. Mitarbeiter werden gesucht.

Als Geldgeber tritt die MM Vermögensverwaltung des einstigen AWD-Chefs auf, für dessen Karriere sich "Panorama" und andere Medien so interessiert haben. Offenbar arbeitet Maschmeyer, der es durch seine Liaison mit der Schauspielerin Veronica Ferres ins Scheinwerferlicht gebracht hat, als Förderer von Nischengeschäften.

So hat der Mann aus Hannover, der mit Bundespräsident Wulff und Altkanzler Gerhard Schröder gut vertraut ist, in Frankfurt Ende Juni die Beteiligungsfirma Alternative Investments gegründet, eine Tochter von MM-Vermögensverwaltung. Gepäppelt werden europäische Firmen, die im Internet unterwegs sind sowie mit Medizin, erneuerbaren Energien und ressourcenschonenden Technologien zu tun haben.

Das alles liegt im Trend der Zeit. Als Mann fürs Tagesgeschäft hat sich Maschmeyer per August den promovierten Wirtschaftsingenieur Jörg Goschin, 46, geholt. Der Finanzspezialist war bei Banken, der Beratungsfirma Boston Consulting Group und zuletzt bei der Private-Equity-Firma Blackstone des Stephen Schwarzman aktiv.

Das Engagement Maschmeyers in anderen Firmen bleibe "von dieser neuen unternehmerischen Beteiligung unberührt", lässt er verbreiten. Zu seinem Sortiment gehört etwa auch die Holsboer-Maschmeyer Neurochemie GmbH. Im Verbund mit dem Neurowissenschaftler Florian Holsboer, dem Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie, sollen Medikamente gegen Depressionen gefunden werden; im Mittelpunkt stehen "kleine chemische Moleküle".

Und da ist noch die gemeinsame Firma mit dem Ökonomen Bert Rürup, einst Chef des Sachverständigenrats, im Frankfurter Westend. Regierungen werden von den "Weltverrentern" (Manager Magazin) in Sachen Altersvorsorge beraten. Sein Partner könne "Märkte riechen", lobte Rürup einmal, doch manchmal treiben den Multi-Millionär einfach nur private Vorlieben, etwa für Fußball. Dem verletzten Star von Hannover 96, Didier Ya Konan, besorgte und schenkte er ein Gerät namens "Game ready". Es hatte auch eine eigene Verletzung Maschmeyers gelindert. Wenn es im Wirtschaftsleben doch immer so schnell gehen könnte.

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SZ vom 07.07.2011/lom/bbr
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