Bundesbank: Sarrazin entmachtet:Die Agenda des Präsidenten

Macht unter Alphamännchen: Der Präsident der Bundesbank, Axel Weber, degradiert seinen umstrittenen Vorstandskollegen Thilo Sarrazin - um sich selbst zu profilieren.

Martin Hesse

Der Störenfried ist ruhiggestellt. Die Bundesbank hat ihr Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin gemaßregelt und ihm wichtige Kompetenzen entzogen. Zwar darf der frühere Berliner Finanzsenator im Führungsgremium bleiben, ob er das auf Dauer will, ist aber fraglich. Schließlich war es auch Sarrazins ausgeprägtes Ego, das ihn immer wieder zu umstrittenen öffentlichen Kommentaren trieb. Mit den abfälligen Äußerungen über Migranten ging Sarrazin zu weit.

Thilo Sarrazin (r.) muss nun ein Aufgabengebiet abgeben, Bundesbankpräsident Axel Weber hatte dem ehemaligen Finanzsenator von Berlin schon den Rückzug aus dem Vorstand der Notenbank ans Herz gelegt. (Foto: Foto: dpa)

Doch die Affäre erzählt nicht nur viel über Sarrazin, sondern auch viel über Axel Weber. Der Bundesbankchef hat so empfindlich auf die Eskapaden seines Kollegen reagiert, weil der seine eigene Agenda störte.

Weber möchte die Bankenaufsicht an sich reißen und nach Möglichkeit auch gleich die Versicherungsaufsicht. Bislang teilt sich seine Behörde diese Aufgaben mit der Bonner Finanzaufsicht Bafin.

Weber hat erkannt, dass die Krise für ihn die Chance bietet, Macht zu gewinnen und den Bedeutungsverlust der Bundesbank aufzuhalten. Seinen Kontrahenten, Bafin-Chef Jochen Sanio, ließ er links liegen.

Es gibt nur ein starkes Argument, die Bankenaufsicht nicht zur Bundesbank zu verlagern: Sie könnte den Nimbus ihrer politischen Unabhängigkeit einbüßen, wenn sie im Namen des Staates etwa Banken schließen muss. Da kommt es höchst ungelegen, dass ein Mann aus den eigenen Reihen mit hochpolitischen Aussagen Aufsehen erregt.

Weber hat also ein Exempel statuiert. Er demonstriert seine Macht und positioniert die Bundesbank als starke, unabhängige Institution. Doch mit seinem harschen Vorgehen wird Weber sich weiter Feinde machen. Ruhe wird in der Bundesbank so schnell nicht einkehren.

© SZ vom 14.10.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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