Süddeutsche Zeitung

Bundesbank:Das Gold ist da

Nach großer Aufregung hat die Bundesbank nun Hunderte Tonnen des Edelmetalls aus den USA nach Frankfurt geholt. Es bleibt aber Gold in New York.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Da haben sich die Spediteure bei der Bundesbank aber ganz schön gesputet. Eigentlich sollten die 300 Tonnen Gold, die in den Tresoren der New Yorker Notenbank Federal Reserve lagerten, bis 2020 nach Frankfurt überführt werden. Doch es ging viel schneller. "Das Gold, was wir aus New York holen wollten, ist inzwischen da", sagte Bundesvorstand Carl-Ludwig Thiele. Warum die Hast? Hatte das irgendetwas mit dem neuen amerikanischen Präsidenten zu tun? "Nein, die letzten Barren aus den USA kamen im September 2016", also vor der US-Wahl, sagte Thiele. Hat man Sorge, dass Donald Trump seine Hand auf die noch in New York gebunkerten Goldbestände der Bundesbank legt? Es geht immerhin um 1236 Tonnen. "Das diskutieren wir nicht", sagte Thiele. Er wies aber darauf hin, dass "die USA einen Teil ihrer Währungsreserven auch bei uns gelagert haben".

Deutschland besitzt mit 3378 Tonnen hinter den USA den weltweit zweitgrößten Goldschatz. Die Bundesbank verwaltet den Bestand. Von 1951 an baute die Bank deutscher Länder als Vorgängerin der Bundesbank erste Goldreserven auf. Doch der Bestand des Edelmetalls wuchs woanders. "Deutsches Gold wurde niemals ins Ausland gebracht, es ist im Ausland entstanden", sagt Thiele. Die Erklärung: In den Wirtschaftswunderjahren nach dem Zweiten Weltkrieg brachte der starke Export der Bundesrepublik durch den Leistungsbilanzüberschuss hohe Dollareinnahmen, die bei der US-Zentralbank gegen Gold getauscht wurden. Man ließ den Schatz in den Kellern der US-Notenbank liegen. Bis 1998 lagerten gerade einmal zwei Prozent der deutschen Goldreserven in Deutschland.

Der Hintergrund für diese Entscheidung war der Kalte Krieg. Man wollte die Goldreserven möglichst weit im Westen deponieren, um einen Raub zu verhindern für den Fall, dass es zwischen Nato und Warschauer Pakt zu einem Militärkonflikt käme. Man nutzte dazu die Lagerstätten bei den Zentralbanken in Paris, London und New York.

Der deutsche Goldschatz bewegt die Gemüter der Bürger. Es gibt einige, die befürchten, das deutsche Gold in den USA sei verliehen oder schon längst auf Nimmerwiedersehen verhökert worden. Im Herbst 2012 monierte der Bundesrechnungshof, die Bundesbank habe die Goldreserven jenseits der Landesgrenzen noch nie "körperlich aufgenommen und auf Echtheit und Gewicht" geprüft. Seither setzt die Bundesbank auf Transparenz: Auf 2400 Seiten listet die Notenbank seit Ende 2015 öffentlich einsehbar jeden einzelnen Barren auf. "Das Gold der Bundesbank ist an den vorgesehenen Plätzen", sagt Thiele.

Natürlich führt die Bank auch Überprüfungen durch. So hat die Bundesbank 55 Tonnen des Goldes, das man aus den USA geholt hatte, in der Schweiz einschmelzen lassen, um den Feingehalt der Barren zu überprüfen. Das Ergebnis sei positiv gewesen. Auch auf den öffentlichen Druck hin hat die Bundesbank 2013 entschieden, bis spätestens 2020 die Hälfte des Goldbesitzes in Frankfurt zu lagern. Die noch fehlenden 91 Tonnen aus Paris sollen bis Jahresende eingetroffen sein. Künftig lagern dann noch 37 Prozent des deutschen Goldschatzes in New York und 13 Prozent in London. Die britische Hauptstadt ist der größte Goldhandelsplatz der Welt. Auch durch den Brexit werde sich daran nichts ändern, sagte Thiele. Die Bundesbank werde nach Ende der Aktion kein weiteres Gold nach Deutschland holen.

Die Kosten für den Transport der insgesamt 674 Tonnen belaufen sich auf 7,4 Millionen Euro. Das entspräche, so Thiele, in etwa 148 Euro je Barren. Ein Barren Gold ist etwa 440 000 Euro wert - der gesamte Goldschatz der Deutschen rund 120 Milliarden Euro.

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SZ vom 10.02.2017
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