Borussia Dortmund zehn Jahre an der Börse:Schwarz-gelber Abstieg

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Als Borussia Dortmund vor zehn Jahren an die Börse ging, war der Verein ein Pionier in Deutschland. Doch die Bilanz zum Geburtstag fällt ernüchternd aus: "BVB 09" brachte den Anlegern weniger Freude als den Fans.

Alexander Hagelüken

Es ist immer die gleiche Frage, die dem langjährigen Fan ins Herz sticht. Irgendeiner erinnert sich, der Autor dieser Zeilen sei doch Anhänger von Borussia Dortmund, aus unerfindlichen Gründen. Und sagt: "Die sind damals an die Börse gegangen. Was für eine Pleite!" Ohne den verwundeten Blick des Fans zu respektieren, setzt er hinzu: "Tja, die großen Zeiten von Dortmund sind vorbei".

Borussia Dortmund ist seit zehn Jahren der einzige deutsche Verein an der Börse. Doch diese Art der Finanzierung belastete nicht nur den Klub, sondern brachte auch die Anleger um ihr Geld. (Foto: dapd)

Was soll der Anhänger darauf antworten? Soll er erzählen, wie hart es ist, sich als Neunjähriger in der bayerischen Provinz als Fan eines Ruhrpott-Klubs zu outen? Soll er beteuern, dass die großen Zeiten des mehrmaligen Deutschen Meisters allein deshalb niemals vorbei sein können? Nein, das hat wenig Sinn, es bleibt nur die Wahrheit: Ja, die Aktie der Borussia war bisher ein Desaster. Anleger verloren viel Geld. Vielleicht sollten Fußballklubs, diese Sehnsuchtsobjekte Hunderter Millionen Menschen, keine Firmen sein. Und schon gar keine Aktien ausgeben.

Als Borussia Dortmund Ende Oktober 2000 an die Börse ging, waren die Erwartungen groß. Präsident Gerd Niebaum hatte den Verein in den achtziger Jahren in einer Notsituation übernommen und zu zwei Meisterschaften und dem Gewinn der Champions League geführt. Die Börse, seit Jahren euphorisch, sollte die nächsten Erfolge des Vereins finanzieren, der so viele Zuschauer hat wie kaum eine andere Bundesligamannschaft. Niebaum sprach von einer "zweiten Geburt" des Traditionsklubs, der von Anlegern stolze 150 Millionen Euro einsammelte.

Riesiger Schuldenberg

Die gute Laune hielt nur kurz. An den Aktienmärkten platzte die New-Economy-Blase, die Kurse stürzten in den Keller. Parallel dazu platzte das Geschäftsmodell der Borussia, das einer Blase gefährlich gleichkam. Niebaum kaufte mit den Börsenerlösen teure Spieler wie den Brasilianer Marcio Amoroso. Der kostete 25 Millionen Euro und schoss die Dortmunder 2002 noch einmal zur Meisterschaft. Dann aber tauchte er ab - und wurde am Ende kostenlos abgegeben.

Ein Debakel, genau wie der sündteure Ausbau des eigenen Stadions, das zwischenzeitlich zum großen Teil verkauft wurde und teuer zurück gemietet werden musste. Der Aktienkurs, einst in der Euphorie mit elf Euro gestartet, stürzte unter drei Euro - und fiel weiter, während die Aktienmärkte ab 2003 wieder in die Höhe schossen. Präsident Niebaum hinterließ einen riesigen Schuldenberg, als er Mitte des Jahrzehnts abtrat

Danach begann die Ära des Sanierers Hans-Joachim Watzke. Er bewahrte den Verein vor dem Konkurs, in dem er Kosten senkte. Das begrenzt natürlich die Dortmunder Chancen auf Titel - und die Kursfantasie der Aktie. In den vergangenen Jahren spielte Dortmund nie mehr um die Meisterschaft mit und verpasste regelmäßig die Qualifikation für europäische Wettbewerbe.

Fußballaktien sind riskante Investments

Der Aktienkurs richtete sich im Tabellenkeller unter zwei Euro ein. Wie der internationale Vergleich zeigt, sind Fußballaktien oft schlechte Investments. Ob in Italien, Großbritannien oder der Türkei, Anleger verdienen selten etwas. Bei einem Fußballklub hängt die Entwicklung sehr vom sportlichen Erfolg ab, der schwierig einzuschätzen ist, warnt etwa Marco Cabras vom Anlegerschutzverein DSW.

Hoffnung gibt es natürlich immer. Die Schulden sind halbiert, im laufenden Geschäftsjahr rechnet der Verein mit einem Gewinn - schöne Neuigkeiten für die Investoren, die bisher noch nie eine Dividende sahen. Seit Sommer steigt der Aktienkurs, während die junge Mannschaft Erfolge feiert. Wie lange das hält, wird sich zeigen.

Besser als der Investor hat es auf jeden Fall der Fan, der keine Aktien hält. Der freut sich nicht nur über Dortmunds Aufstieg auf derzeit Platz zwei der Liga. Für ihn zählt auch der direkte Vergleich mit dem Reviernachbarn Schalke 04. Der steht auf einem Abstiegsplatz - und hat Finanznöte, die Dortmund langsam hinter sich lässt.

© SZ vom 27.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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