Boom bei Riester-Rente:Die Deutschen riestern kräftig

Angst vor Armut im Alter: Das Arbeitsministerium verzeichnet einen Boom bei der Riester-Rente. Von April bis Juni schlossen die Deutschen nach SZ-Informationen fast 500.000 Verträge ab.

Guido Bohsem und Daniela Kuhr

Die Nachfrage nach Riester-Produkten ist im zweiten Quartal überraschend stark gestiegen. Das zeigen Zahlen aus dem Bundesarbeitsministerium, die der Süddeutschen Zeitung vorliegen.

Boom bei Riester-Rente: Zurücklegen fürs Alter: Das Arbeitsministerium verzeichnet immer mehr Neuabschlüsse für die Riester-Rente.

Zurücklegen fürs Alter: Das Arbeitsministerium verzeichnet immer mehr Neuabschlüsse für die Riester-Rente.

(Foto: Foto: dpa)

Elf Millionen Verbraucher haben einen Riestervertrag

Danach haben Anleger von Anfang April bis Ende Juni 484.000 neue Riester-Verträge abgeschlossen. "Die Erwartungen für das traditionell eher schwache zweite Quartal wurden deutlich übertroffen", hieß es in Kreisen des Ministeriums. "Damit setzt sich die Riester-Erfolgsgeschichte eindrucksvoll fort."

Die meisten Neuabschlüsse betrafen Versicherungsverträge (383.000), gefolgt von Investmentfondsverträgen (90.000) und dem Schlusslicht Banksparverträge (11.000). Insgesamt hatten Ende Juni 11.553.000 Verbraucher einen Riester-Vertrag. Die Riester-Rente ist benannt nach ihrem Erfinder, dem früheren Arbeitsminister Walter Riester (SPD). Seit 2002 fördert der Staat die private Altersvorsorge mit Zulagen und Steuervorteilen. In den ersten Jahren verlief der Absatz schleppend. Die Produkte galten als viel zu unflexibel.

Nachbesserungen bei der Flexibilität

So haben die Sparer zwar die Wahl zwischen einem Versicherungs- , einem Fondsspar- oder einem Banksparvertrag. In jedem Fall aber können sie sich das Ersparte im Ruhestand nur als lebenslange monatliche Rente auszahlen lassen und müssen die Auszahlungen auch noch in voller Höhe versteuern.

Beim Abschluss einer klassischen Kapitallebensversicherung dagegen war zumindest bis Ende 2004 eine steuerfreie Auszahlung auf einen Schlag möglich. Sie war daher in den Augen der Anleger anfangs der Riester-Rente überlegen.

Doch inzwischen hat der Gesetzgeber die Steuerfreiheit der Kapitallebensversicherung gestrichen. Gleichzeitig sind die Beträge, mit denen die Riester-Verträge gefördert werden, stetig gestiegen. Im Januar haben sie sich erneut erhöht. Die jährliche Grundzulage kletterte von 114 Euro auf 154 Euro und die Kinderzulage von 138 auf 185 Euro.

"Damit ist die Förderung der Riester-Rente wirklich attraktiv", sagt Lars Gatschke, Finanzexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Doch er hat noch eine weitere Erklärung für den Boom: Seit die klassische Kapitallebensversicherung nicht mehr steuerfrei sei, hätten Versicherer ein neues Absatzfeld gesucht. " Sie sind daher zunehmend dazu übergegangen, Riester-Verträge statt Kapitallebensversicherungen zu verkaufen."

Berufseinsteigerbonus führt zum Boom

Auch bei den riestergeförderten Fondssparverträgen hat der Absatz zugenommen. "Allein in diesem Jahr hatten wir bislang 110.902 Neuverträge", sagte eine Sprecherin von Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken.

Sie führt den Boom unter anderem auf den Berufseinsteigerbonus zurück. Seit diesem Jahr erhalten Riester-Sparer unter 25 einen einmaligen Zuschuss von 200 Euro. Zudem habe der Gesetzgeber einen Extra-Bonus für Neugeborene eingeführt. "Für Kinder, die ab diesem Jahr geboren werden, gibt es statt 185 Euro sogar 300 Euro Kinderzulage." Hinzu komme, dass das Bewusstsein für die Notwendigkeit der privaten Altersvorsorge allgemein gestiegen sei.

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