Bonus-Praktiken:Ankläger knöpfen sich Ex-WestLB-Manager vor

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Die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft will zwei frühere Manager der WestLB vor Gericht bringen. Der Vorwurf: maßlose Zockerei.

Klaus Ott

Bei der Westdeutschen Landesbank (WestLB) haben Markus B. und sein damaliger Vorgesetzter Friedhelm B. gut verdient. Die beiden haben dort in großem Stil mit Aktien gehandelt; lange Zeit war das erfolgreich und wurde, wie in der Branche üblich, mit teilweise hohen Bonuszahlungen belohnt.

Vor drei Jahren fielen dann aber bei Spekulationen mit den Papieren von VW und BMW Verluste in Höhe von 604 Millionen Euro an, und das könnte für die beiden Händler jetzt ein böses Nachspiel haben. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf, die wegen der missglückten Börsengeschäfte ermittelt, will nach Informationen der Süddeutschen Zeitung Anklage gegen die zwei Händler erheben. Die Justiz in Deutschland will zum ersten Mal fragwürdige Bonus-Praktiken prüfen.

Gegen 14 Beschuldigte wird ermittelt, darunter gegen den kompletten damaligen Vorstand einschließlich des seinerzeitigen Bankchefs Thomas Fischer.

Seit drei Jahren bereits suchen die Düsseldorfer Staatsanwälte nach den Ursachen für die Börsen-Pleite der WestLB. Gegen 14 Beschuldigte wird ermittelt, darunter gegen den kompletten damaligen Vorstand einschließlich des seinerzeitigen Bankchefs Thomas Fischer.

Jetzt will die Strafverfolgungsbehörde das Verfahren abschließen. Die Ermittlungen gegen die Ex-Vorstände sollen gegen Zahlung bestimmter Beträge eingestellt werden. Dagegen sollen Markus B. und Friedhelm B. nach Angaben aus Kreisen von Verfahrensbeteiligten angeklagt werden.

Glimpfliche Lösung in Aussicht

Die WestLB hatte sich nach den horrenden Verlusten von den beiden getrennt und sie wegen Veruntreuung von Bankvermögen, Manipulation und Insidergeschäften angezeigt. Wegen welcher Delikte die beiden Aktienhändler vor Gericht kommen sollen, ist bislang nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft äußert sich nicht zum Verfahren.

Die Anwälte der beiden Aktienhändler beantworteten eine schriftliche Anfrage der SZ nicht. Auch Rechtsvertreter der damaligen sieben Vorstandsmitglieder, von denen noch zwei im Amt sind, ziehen es vor, zu schweigen. Das hat gute Gründe. Derzeit spricht die Staatsanwaltschaft mit diversen Anwälten über den Abschluss des Ermittlungsverfahrens.

Für die seinerzeitige Bankspitze, die den Aufsichtsrat unzureichend über vorhandene Risiken informiert haben soll, zeichnet sich eine glimpfliche Lösung ab. Sofern die damaligen Vorstandsmitglieder bereit sind, bestimmte Beträge zu zahlen, soll ihnen eine Anklage erspart werden. Das ist laut Gesetz möglich, sofern dem "die Schwere der Schuld nicht entgegensteht". Die betroffenen Manager wären damit nicht vorbestraft.

Ackermann gerät zum Vorbild

Die von der Staatsanwaltschaft geforderten Tarife reichen von mehreren 10.000 bis über 100.000 Euro. Über die Höhe wird teilweise noch gefeilscht. Dem Vernehmen nach sind die fünf damaligen und auch die beiden heute noch amtierenden Vorstandsmitglieder grundsätzlich zu einer solchen Lösung bereit, obwohl sie sich als unschuldig betrachten.

Sie wollen sich allerdings ein langes Gerichtsverfahren ersparen. Bedingung ist aber, dass die Bankenaufsicht Bafin mitspielt und diesen Managern nach einer Zahlung nicht die Erlaubnis abspricht, Bankgeschäfte zu führen. Davon gehen die Betroffenen offenbar aus. "Seit Herr Ackermann vor Gericht stand, ist die Bafin beweglich", heißt es aus dem Umfeld der damaligen WestLB-Vorstandsmitglieder.

Josef Ackermann, der Chef der Deutschen Bank, hatte in Düsseldorf im Fall Mannesmann wegen Untreue vor Gericht gestanden. Das Verfahren wurde gegen eine Millionenzahlung eingestellt, Ackermann konnte seinen Job behalten. So soll das auch bei den beiden Vorstandsmitgliedern der WestLB geschehen, gegen die wegen der Börsenverluste ermittelt wird.

WestLB sucht Einigung mit Bafin

Die WestLB bestätigte auf Anfrage, dass es bei diesen beiden Managern mit der Staatsanwaltschaft "Gespräche über eine Einstellung der Ermittlungen gibt". Diese beiden Vorstandsmitglieder und die WestLB hatten sich schon frühzeitig gegen drohende Rügen der Bafin gewehrt, um einer Abberufung aus dem Vorstand zu entgehen.

Einer der beiden Manager hatte über seinen Anwalt im August 2008 an die Bafin geschrieben, er sei bereit, moralisch Mitverantwortung für das Desaster an der Börse und die dabei entstanden Verluste in Höhe von 600 Millionen Euro zu tragen. Und er wäre grundsätzlich willens, eine Mißbilligung seitens der Bafin widerspruchslos zu akzeptieren.

Er habe allerdings keine Pflichtverletzungen begangen. Ein solcher Vorwurf hätte dieses Vorstandsmitglied der WestLB voraussichtlich das Amt gekostet. Auch die aus dem Vorstand der WestLB bereits ausgeschiedenen Manager wollen eine Rüge durch die Bafin vermeiden, das sie teilweise neue Jobs in der Branche suchen.

© SZ vom 05.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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