Börsenturbulenzen:Handeln in Zeiten der Krise

Die Kurse brechen ein: Was Anleger jetzt unbedingt beachten sollten.

An den Aktienmärkten geht es abwärts - und die meisten Privatanleger sitzen im Büro und müssen zuschauen, wie der Wert ihres Depots schwindet. Eine Horrorvorstellung, die für viele Börsianer am Montag Wirklichkeit wurde. Der Deutsche Aktienindex Dax brach um mehr als sieben Prozent ein.

An den Terminbörsen mussten viele Investoren, die falsch gewettet hatten, viel Geld nachschießen. Am Zertifikatemarkt, einem der beliebtesten Segmente unter Kleinanlegern, nahmen Anbieter wie ABN Amro gleich mehrere Produkte aus dem Markt, "weil die Knock-out-Schwellen nach unten durchbrochen sind", wie eine Sprecherin erklärte.

Aber vielleicht ist die erzwungene Denkpause für viele Büroarbeiter gar nicht so schlecht - denn von Panikverkäufen in fallenden Märkten raten nicht nur Bankberater ab. "Realwirtschaftlich ist die Konjunktur in Ordnung. Langfristig orientierte Anleger sollten daher nicht mit der Masse verkaufen, zumal Aktien angesichts niedriger Zinsen nahezu konkurrenzlos sind", meint Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Um die wahrscheinlich turbulenten nächsten Wochen an der Börse dennoch ohne große Stress-Situationen zu überstehen, empfiehlt es sich, ein paar Vorbereitungen zu treffen.

Kurslimits setzen: Für jede Einzelaktie im Depot sollten Anleger eine Verlustgrenze festlegen. Experten empfehlen, diese Stopp-Loss-Grenzen auf ungerade Notierungen zu legen, weil bei runden Limits erfahrungsgemäß viele Verkaufsprogramme ausgelöst werden, was den eigenen Veräußerungskurs oft unnötig verschlechtert. Auch kann es sinnvoll sein, Limits bei Standardaktien (etwa im Dax) niedriger anzusetzen als bei Wachstumstiteln (zum Beispiel im TecDax). Die DSW empfiehlt für Standardwerte ein Limit von 10 bis 15 Prozent unter dem aktuellen Kursniveau und für Technologietitel eines von 20 bis 25 Prozent.

Datenlage kontrollieren: Wer über einen Teil seines Vermögens, etwa via Online-Broker, selbst verfügt, sollte sicherstellen, im Ernstfall auch alle Zugangsnummern parat zu haben. Es empfiehlt sich, diese vorab in einer freien Stunde zu testen. Oft verlieren Codewörter nach ein paar Monaten ihre Gültigkeit. Die neuen Zugangsdaten erhält man zwar in der Regel zügig, es kann aber doch bis zu einen Handelstag dauern. Parallel dazu ist es ratsam, die Telefonnummern der entsprechenden Call-Center und/oder des Kundenberaters bereit zu halten und sich nicht auf das Internet zu verlassen. Als im Frühjahr 2007 in China die Aktienkurse purzelten, kam es bei einigen Brokern in Europa zu verzögerten Seitenaufrufen, weil die Computersysteme überlasten waren.

Risikoprofil prüfen: Im Zuge der Mifid-Richtlinie für Finanzdienstleister müssen Banken ihre Aufklärungspflicht gegenüber Kunden besser dokumentieren. Orderwünsche können deshalb im Einzelfall verzögert werden, weil das Risikoprofil nicht mehr stimmt oder angeglichen werden muss. Dies muss schriftlich erfolgen, eine E-Mail reicht nicht.

Gut vorbereitet sollten Kleinanleger ruhigen Gewissens ihren Jobs nachgehen können - ungeachtet dessen, wie die am Montag geschlossene Weltleitbörse in New York auf den Kursrutsch in Europa und Asien am Dienstag reagieren wird. Während die Börsen in Deutschland auf jeden Fall durchgehend handeln werden, gibt es in den USA eine von der Finanzaufsicht verhängte Verlustgrenze, ab der die Börsenbetreiber den Handel aussetzen müssen.

Fällt der Dow Jones vor 14 Uhr amerikanischer Zeit um zehn Prozent oder 1350 Punkte, wird der Handel für eine Stunde unterbrochen, danach sind es 30 Minuten, ab 14.30 Uhr wird weitergehandelt, es sei denn, die Verluste summieren sich auf 2700 Punkte oder 20 Prozent.

Dann wird die Börse für den Rest des Tages geschlossen. Die Regeln sind nach dem Crash von 1987 entstanden, aber so noch nie angewandt worden.

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