Börsen:Panikverkäufe in Schanghai

An der Börse Schanghai haben sich zahlreiche Investoren Hals über Kopf von ihren Aktien getrennt. Der Hauptindex der Börse, der SSEC, brach um 5,4 Prozent ein.

Die Aktienkurse in Schanghai sind am Donnerstag mehr als fünf Prozent eingebrochen und haben den Index auf den tiefsten Stand seit fast einem Jahr gedrückt. Zahlreiche Investoren an der Börse Schanghai trennten sich Hals über Kopf und ohne Rücksicht auf Verluste von ihren Aktien. Ein Grund für die Entwicklung: die Überschwemmung des Marktes mit neuen Aktien in der jüngsten Zeit.

Börsen: Anleger in China

Anleger in China

(Foto: Foto: Reuters)

Durch den Kursrutsch musste Petro-China seinen Platz als weltgrößtes börsennotiertes Unternehmen an den US-Ölkonzern Exxon wieder abgeben. Die Hauptindex der Börse, der SSEC, schloss 5,4 Prozent tiefer bei 3411 Zählern. Seit Anfang März hat der Index damit 22 Prozent verloren, seit Oktober sind es gar 44 Prozent.

"Die Panik hat sich in mehr und mehr ausgeweitet und sowohl private als auch institutionelle Anleger ergriffen", sagte der Analyst Chen Jinren von Huatai Securities. "Keiner weiß, wann und ob überhaupt die Behörden einschreiten werden, um das Vertrauen wieder herzustellen."

Auch Verluste werden in Kauf genommen

Die schlechte Stimmung verschärfte sich am Donnerstag, als die Aktien von zwei weiteren Firmen, die erst seit kurzem an der Börse notiert sind, unter ihren Ausgabepreis fielen. Die Aktien von China Pacific Insurance waren am Mittwoch die ersten eines großen Unternehmens, die deutlich unter ihren Ausgabepreis sanken, seit die Regierung Mitte 2006 eine Ausgabebeschränkung für neue Aktien gelockert hatte.

Experten haben seitdem wiederholt vor Gefahren gewarnt. Die Balance zwischen Angebot und Nachfrage sei aus den Fugen geraten, hatte es geheißen. Zudem seien Haltefristen aus anderen Börsengängen ausgelaufen und das System für den Aktienbesitz geändert worden. In dieses Szenario hinein kündigte der größte asiatische Molybdän-Hersteller Jinduicheng für Freitag einen Börsengang in Shanghai im Volumen von umgerechnet bis zu zwei Milliarden Dollar an.

Dabei hatten sich zuvor schon Anzeichen verdichtet, dass sich das weltweite Wirtschaftswachstum verlangsamen wird und dies Spuren in den Firmen-Bilanzen hinterlässt. Händler bezeichneten die jüngste Entwicklung als alarmierend.

Es zeige sich, dass die Investoren, die in den vergangenen Monaten Aktien bei den Börsengängen gekauft hätten, inzwischen so große Sorgen vor der künftigen Marktentwicklung hätten, dass sie sogar Verluste in Kauf nähmen, um noch irgendwie aus den Papieren heraus zu kommen.

Und auch wenn es nur um eine symbolische Entwicklung geht: das nach Börsenwert größte Unternehmen der Welt heißt nun wieder Exxon, ist 456 Milliarden Dollar wert und befindet sich in den USA. Bislang war dies Petrochina, die Anfang November noch knapp eine Billion Dollar wert waren. Nach dem jüngsten Kursrutsch sind es nun "nur" noch 452 Milliarden.

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