Börse:Welche Vor- und Nachteile hat die Geldanlage in Aktien?

Der Blick zur Börse ist oft nichts für schwache Nerven: In großen Zickzack-Bewegungen schwanken die Aktienkurse. Warum es sich trotzdem lohnen kann, Geld in Aktien anzulegen - und welche Rolle die Psychologie dabei spielt.

Von Pia Ratzesberger

Wenn es gut läuft, können Aktionäre auf zweifachem Weg verdienen: Zum einen durch die jährliche Ausschüttung der Dividende. Das ist der Teil des Unternehmensgewinns, den die Firma an ihre Anleger weiter gibt (weitere Informationen zu Dividende und Dividendenrendite finden Sie hier). Dafür, dass die Aktionäre ihr Geld durch den Kauf von Wertpapieren dem Unternehmen zur Verfügung stellen und es so mit neuem Kapital versorgen, werden sie im Gegenzug am Gewinn beteiligt. Zum anderen verdienen die Aktionäre durch Kurssteigerungen - wenn der Kurs eines Wertpapiers höher liegt als zu dem Zeitpunkt, an dem die Aktie gekauft worden ist. "In der langen Frist beträgt der Renditeunterschied zu festverzinslichen Wertpapieren etwa zwei Prozentpunkte", sagt Norbert Kuhn vom Deutschen Aktieninstitut.

Gerade in Zeiten, in denen die Zinsen so niedrig stehen wie jetzt (Stand Februar 2014), kann es daher sinnvoll sein, sein Geld in Aktien anzulegen. Wenn die Zinsen hoch sind, hat das Unternehmen auch hohe Kapitalkosten. Das drückt den Gewinn. Sind die Zinsen dagegen niedrig, kann sich die Firma billig Kapital besorgen. Analysten erwarten dann, dass die Kurse steigen. Wenn natürlich auch mit zeitlicher Verzögerung: Es dauert also ein wenig, bis der Effekt tatsächlich auf die Kurse durchschlägt.

Neben den höheren Renditen wird die Aktie oft auch als relativ inflationssicher bezeichnet. Wer eine Aktie kauft, erwirbt damit einen kleinen Teil eines Unternehmens. Das heißt, er investiert in dessen Gebäude, Maschinen und die Fähigkeiten der Mitarbeiter. Deren Wert bleibt selbst bei mittelmäßigen Inflationsraten erhalten. Erst sehr hohe Inflationsraten haben einen negativen Effekt auf die gesamte Volkswirtschaft und damit auch auf den Wert der Aktie.

Psychologen sind erfolgreich an der Börse

Relativ inflationsgeschützt und hohe Renditen, das klingt auf den ersten Blick nach der perfekten Anlage. Trotzdem sollte man nicht all sein Geld in Aktien investieren. Denn neben den vielen Vorteilen bergen Aktien natürlich auch ein Risiko. Die Schwankungen der Börsenkurse können extrem hoch und extrem unberechenbar sein. Nicht nur die Fakten bestimmen die Kurse am Aktienmarkt, sondern vor allem auch die Psychologie.

Der Homo oeconomicus, der rational gewinnmaximierende Handelnde aus den Lehrbüchern der Wirtschaftswissenschaften, findet sich in der Realität kaum. Forscher der Universität Heidelberg wollen in einem Experiment sogar herausgefunden haben, dass Psychologen deswegen an der Börse theoretisch am meisten verdienen. Mehr als studierte Betriebswirtschaftler oder Mathematiker.

Angst vor dem Herdentrieb

Ein Problem des Aktienmarktes ist der Verhaltensökonomie nach der Herdentrieb: Geht erst einmal das Gerücht um, dass die Aktie drastisch fällt und die ersten verkaufen, folgt die Masse nach - und der Kurs fällt tatsächlich. So wird manche Spekulation zur "selbsterfüllenden Prophezeiung". Solche Reaktionen müssen Anleger aushalten können.

Investitionszeitraum ab acht Jahren

Wer also in zwei Jahren plant, ein neues Auto zu kaufen oder in vier Jahren ein Haus zu bauen, sollte sein Geld lieber nicht in Aktien investieren. Anleger brauchen genügend Zeit, um Phasen niedriger Kurse auszusitzen und dann bei einem höheren Kurs wieder mit Gewinn zu verkaufen. "Bei einem Investitionszeitraum ab acht Jahren ist man auf der sehr sicheren Seite, auch ab fünf oder sechs Jahren geht man schon weniger Risiko ein", sagt Carsten Hilck, Portfoliomanager bei der Fondsgesellschaft Union Investment.

Gläubiger haben Vorrang vor Aktionären

Natürlich kann es dennoch auch bei einem langen Zeitraum passieren, dass die Kurse im Keller bleiben, im schlimmsten Fall meldet ein Unternehmen Konkurs an. Zwar haben Aktionäre generell einen Anspruch auf einen Teil des Liquidationserlöses. Doch die Gläubiger haben Vorrang. In diesem Fall wird das übrige Geld erst dazu verwendet, die noch ausstehenden Forderungen von Lieferanten oder Banken zu bezahlen. Nur wenn dann noch etwas übrig bleibt, erhalten den Rest die Aktionäre. Meist kommt es zu dieser Auszahlung nicht, weil das übrige Vermögen nicht einmal reicht, um alle Gläubiger auszuzahlen. Wer in Aktien investiert, sollte deshalb nicht nur Dividende und Kursgewinn im Blick haben, sondern sich auch mit dem Unternehmen dahinter auseinander setzen - und sich sicher sein, dass dessen Geschäftsmodell auch wirklich funktioniert.

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