Süddeutsche Zeitung

Börse:Sind Aktien für mich die richtige Geldanlage?

Aktien und der Handel an der Börse sind nicht für jedermann die richtige Geldanlage. Welche Voraussetzungen Aktionäre mitbringen sollten und welche Risiko-Typen es gibt.

Von Larissa Holzki

Die meisten Anleger wollen an der Börse Profit machen oder zumindest mehr aus ihrem Vermögen rausholen, als bei den derzeit niedrigen Sparbuchzinsen möglich ist (Stand Januar 2018). Beim Aktienhandel gibt es dazu verschiedene Strategien: die jährliche Gewinnbeteiligung und die kurz- oder langfristige Wertsteigerung eines Unternehmens.

Einen Teil des Überschusses zahlen die Konzerne ihren Aktionären Jahr für Jahr aus, die sogenannte Dividende. Die Deutsche Post AG schüttete für das Jahr 2016 zum Beispiel 1,05 Euro pro Aktie aus. Das klingt nicht besonders üppig, brachte den Anlegern aber eine Rendite von 3,4 Prozent (mehr zum Verhältnis von Dividende und Dividendenrenidte lesen Sie hier). Wer sein Geld im gleichen Zeitraum auf dem Sparbuch liegen hatte, bekam in vielen Fällen nicht mal einen Inflationsausgleich. Dividenden sind der vernünftigste Grund, bei der Vermögensanlage auf Aktien zu setzen: Sie können in Krisenzeiten zwar mal gestrichen werden, aber an Verlusten des Unternehmens werden Aktionäre nicht beteiligt.

Man kann Aktien auch in der Hoffnung kaufen, dass das Unternehmen sehr erfolgreich sein wird und an der Börse künftig deshalb viel besser bewertet wird. Dann verkauft man seine Wertpapiere wieder. Je steiler der Kurs gestiegen ist, desto mehr springt dabei für den Anleger heraus.

Egal, wie risikobereit Sie sind und wie viel Profit Sie sich von Ihrer Geldanlage erhoffen: Bevor Sie an der Börse spekulieren, sollten Sie sich grundlegende Gedanken über Ihre finanziellen Verhältnisse machen.

Nicht zu knapp kalkulieren

Man muss kein Großverdiener sein, um Geld an der Börse anzulegen. Doch neben Ihren Aktien sollten Sie genügend verfügbare Mittel haben, um in unvorhergesehenen Situationen kurzfristig über die Runden zu kommen. Was ist zum Beispiel, wenn Sie Ihren Job verlieren? Müssten Sie dann sofort ihr Depot leer räumen? Auf einen Betrag von ungefähr drei Monatsgehältern sollten Sie immer Zugriff haben, sagen Experten. Da der Aktienkurs mal fällt und mal steigt, eignet sich die Anlage in Aktien nicht für den Notgroschen.

Ungünstig für die Anlage sind auch Summen, die Sie in näherer Zukunft für den Kauf eines Hauses oder eines Autos benötigen. Investieren Sie an der Börse nur Geld, das Sie in den nächsten drei, fünf oder vielleicht sogar zehn Jahren nicht brauchen werden.

Niemals auf Pump

Eine ganz wichtige Faustregel: Tilgen geht vor Anlegen. Kredite und Darlehen kosten meist mehr Zinsen, als Sie mit Ihren Aktien verdienen können. Bauen Sie daher erst Ihre Schulden ab, bevor Sie in Wertpapiere investieren. Und zweitens: Geld aufnehmen, um erfolgsversprechende Aktien zu kaufen, ist absolut Tabu. Wenn die Kurse fallen, machen Sie an der Börse Verluste, sitzen auf dem Kredit und müssen auch noch die Zinsen zurückzahlen. Dieses Risiko ist entschieden zu hoch, egal wie lukrativ Ihnen ein Handel erscheint.

Mehr über Aktionärs-Profile lesen Sie auf der nächsten Seite.

Gehören Sie zu den risikofreudigen Spekulanten oder eher der konservativen Sparern? Die folgenden Profile können Ihnen helfen, sich selbst einzuschätzen und das passende Portfolio zu finden.

Die Vorsichtigen

Sie leben nach dem Motto: "Ein Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach." Lieber geben sie sich mit kleinen, sicheren Renditen zufrieden, als für die Chance auf größere Gewinne ihr Geld aufs Spiel zu setzen. Schließlich würden sie nachts kein Auge mehr zu tun oder sich Vorwürfe machen, wenn ihre Aktie eine Talfahrt durchmacht. Womöglich haben sie auch keine Lust, täglich die Börsenkurse zu verfolgen und sich Gedanken über ihr Geld zu machen.

Die Vorsichtigen sollten ihr Erspartes nicht vorrangig in Aktien investieren. Wenn das Portfolio aber auch Anteilsscheine enthalten soll, dann sind Standardwerte die richtige Wahl. Das sind umsatzstarke Aktien großer, internationaler Unternehmen mit hohem Börsenwert, sogenannte Blue-Chips. Auch Fonds kommen in Frage, denn sie sind in der Regel auf Risikostreuung ausgelegt.

Die Gelassenen

Sie finden, dass man das Glück ab und zu auch mal herausfordern darf. Damit ihr Vermögen langfristig mehr abwirft als nur die Sparbuchzinsen, nehmen sie in Kauf, dass der Wert ihrer Aktien hin und wieder schwankt. Sie können gelassen auf diese Trends reagieren und es ist für sie normal, eine ungünstige Entscheidung wieder rückgängig zu machen. Sie sind risikobewusst, handeln aber lieber langfristig als kurzfristig. Für ihre Geldanlage nehmen sie sich jede Woche ein paar Stunden Zeit, um den Markt zu beobachten und hin und wieder ein paar Aktien zu kaufen und zu verkaufen.

Im Portfolio der Gelassenen sollten sich neben Aktien großer deutscher Konzerne auch Beteiligungen an mittleren und ausländischen Unternehmen befinden. Sie könnten sich auch für Fonds und Zertifikate mit einem überschaubaren Verhältnis zwischen Chance und Risiko interessieren (weitere Informationen zur Risikoabwägung und zur Seriosität von Finanzberatern lesen Sie hier).

Die Risikofreudigen

Sie sind finanziell in der Lage etwas zu riskieren, hohe Gewinnchancen sind ihnen wichtig. Sie haben Freude am Spekulieren und nehmen geringe Sicherheit in Kauf. Um bestens informiert zu sein und Chancen zu erkennen, investieren sie jede Woche viel Zeit in die Geldanlage und verfolgen ständig Märkte und Unternehmen.

In das Depot der Risikofreudigen gehören Aktien kleinerer, wachstumsstarker Unternehmen (Small- und Midcaps). Auch Hebelzertifikate, mit denen sie überportional bei Kursschwankungen profitieren (aber auch verlieren) können, kommen in Frage. Die Risikofreudigen verändern Ihr Portfolio oft und kurzfristig, sollten aber berücksichtigen, dass überstürztes Handeln das Risiko erhöht.

Wie viel springt für mich dabei heraus?

Es ist ohne allzu großes Risiko möglich, langfristig eine Aktienrendite von acht bis zehn Prozent zu erreichen. Diese setzt sich zusammen aus Dividenden und Kursgewinnen. Wie beim Zinseszins lohnt es sich, eine ausgeschüttete Dividende sofort wieder neu zu investieren, wenn Sie auf lange Sicht anlegen. Wenn Sie mit einem kleinen Teil Ihres Geldes risikoreich spekulieren, können Sie schnell auch wesentlich größeren Profit machen - ein Optionsschein oder Hebelzertifikat kann 100 oder gar 200 Prozent Gewinn bringen. Allerdings kann es genau so rasant auch zu Ihren Ungunsten laufen und Sie können mit solchen Wertpapieren einen Totalverlust erleiden.

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