Börse: Indexfonds:Es geht noch billiger

Sparen will jeder: Anleger, die ihr Geld in Indexfonds statt in klassische Fonds investieren, zahlen weniger Gebühren. Kein Wunder, dass das Geschäft boomt.

Catherine Hoffmann

Das Wachstum nimmt kein Ende. Fast unbeeindruckt von Finanz- und Wirtschaftskrise setzten börsengehandelte Indexfonds ihren Aufstieg fort. Nach Berechnungen der Deutschen Bank erhöhte sich das verwaltete Vermögen europaweit in diesem Jahr um 16 Prozent auf 197,6 Milliarden Euro, obwohl die Börsen sich angesichts der Turbulenzen um Griechenland und den Euro nicht gerade zahm zeigten. Im vergangenen Jahr legte die Branche sogar um gut 60 Prozent zu. Nur im Horrorjahr 2008 war die Angst zu spüren.

Indexfonds

Das Geschäft mit Indexfonds boomt, Anleger können dabei Gebühren sparen.

(Foto: online.sdewirtschaft)

Die ersten Exchange Traded Funds (ETF) wurden vor zehn Jahren in Europa eingeführt. Anfangs wurden die börsengehandelten Indexfonds noch belächelt. Inzwischen sind sie für viele Anleger zu einer festen Größe im Depot geworden. Anders als herkömmliche Investmentfonds, die ein Manager aktiv steuert, wollen die ETF nicht besser - oder schlechter - sein als der Markt. Sie sollen lediglich die Entwicklung eines bestimmten Aktienindex, Rentenindex oder Rohstoffkorbs nachvollziehen.

Als Basis dienen zum Beispiel Börsenbarometer wie der Dax oder Euro-Stoxx 50, der die 50 größten börsennotierten Unternehmen der Eurozone beinhaltet. Der Aufwand für dieses sogenannte passive Management ist gering, die Kosten für Anleger entsprechend niedrig.

Günstiger "Megatrend"

Beim Kauf eines klassischen Investmentfonds zahlen Anleger in der Regel eine einmalige Gebühr, den Ausgabeaufschlag, der bei Aktienfonds bis zu fünf Prozent betragen kann. Hinzu kommen laufende Kosten für das Management des Fonds und den Vertrieb, die nach Angaben des Analysehauses Lipper bei durchschnittlich 1,5 Prozent liegen.

Die hohen Kosten dürften ein Grund dafür sein, warum es den meisten aktiven Fondsmanagern nicht gelingt, auf Dauer besser abzuschneiden als der Index, an dem sie ihren Erfolg messen. Deshalb greifen mehr und mehr Privatanleger und professionelle Vermögensverwalter zu ETF, die eine durchschnittliche Kostenquote von 0,4 Prozent aufweisen.

"Passive Investmentfonds sind ein Megatrend", freut sich Thorsten Michalik, Chef der db x-trackers, wie das ETF-Geschäft der Deutschen Bank heißt. "Der Grund für den Erfolg ist denkbar einfach: Anleger sparen Geld." Deshalb sind große Investoren wie etwa der norwegische Ölfonds, der die enormen Erträge des Landes aus dem Ölexport anlegt, dazu angehalten, wenn möglich passiv zu investieren. Viele Family Offices, die das Vermögen reicher Bürger verwahren, halten es nicht anders.

Mittlerweile stehen in Europa mehr als 1000 Produkte zur Auswahl von mehr als 30 verschiedenen Anbietern. Die Großen der ETF-Branche - Blackrock, Lyxor und Deutsche Bank - teilen sich beinahe zwei Drittel des Marktes. Längst beschränken sich die Anlagemöglichkeiten nicht mehr auf Aktien, die 62,5 Prozent des Kuchens ausmachen, und Anleihen, die ein Fünftel des Kapitals auf sich ziehen. Großes Interesse wecken auch Rohstoffinvestments, die es in Form von ETF und ETC gibt, also Exchange Traded Commodities.

Die Angst in unsicheren Zeiten nehmen

ETC sind Wertpapiere, die eine Investition in Rohstoffe ermöglichen, etwa in Erdöl und Gold, Industriemetalle wie Aluminium, Kupfer und Zink oder Agrargüter wie Weizen, Kakao und Mais. Der Vorteil von börsengehandelten Rohstoffpapieren: Sie bieten die Möglichkeit, auf einen Preisanstieg von Öl oder Zucker zu wetten, ohne dass Anleger die entsprechenden Rohstoffe physisch besitzen oder Terminkontrakte handeln müssen, was gleichermaßen schwierig sein kann.

Gerade in unsicheren Zeiten, in denen viele Leute Inflation oder gar den Zusammenbruch der Währungsunion fürchten, gewinnen reale Werte an Bedeutung. Allerdings ist es eine Glaubensfrage, ob man Wertpapiere kauft oder doch direkt in diese Sachwerte investiert. Das gilt besonders für Gold. Etliche Emittenten sichern ihre ETC deshalb mit physischem Edelmetall, das im Tresor liegt und den Anlegern als Sicherheit dient.

Zu den größten ETF, die sich auf die Aktienindizes Euro-Stoxx-50 und den amerikanischen S&P 500 beziehen, zählen heute Gold-Papiere. Sie machen den Löwenanteil aller Rohstoff-ETF und -ETC aus, die im ersten Halbjahr schwer gefragt waren. Der Markt für börsengehandelte Rohstoffprodukte wuchs um 41 Prozent, Aktien- und Renten-ETF legten um 11,5 und 12,2 Prozent zu.

Wer im großen Angebot nichts findet, hat wohl ein Problem. Die Banken decken heute ein breites Spektrum ab. Da gibt es die Luxussparte, sportliche Investments und exotische Liebhaberstücke. Vieles davon kann der Privatanleger getrost ignorieren. Er hält sich besser an die meist solide gebauten und allgemein konsensfähigen Indexfonds. Das verwaltete Vermögen in den einzelnen Fonds ist ein ganz guter Indikator für schnörkellose Basisinvestments.

Ganz oben auf der Liste stehen Aktienindizes wie Euro-Stoxx-50, S&P 500, Dax und MSCI Emerging Markets für Schwellenländer - die VW-Golfs unter den Fondsvehikeln. Dazu noch Corporate Bonds (Unternehmensanleihen) und Gold. Zunehmend werden leider auch Fonds entworfen, die modisch aktuellen Themen folgen, Strategiefonds oder ein ETF mit Hebel, der Gewinne und Verluste verstärkt. Das mag gut verkäuflich sein, taugt aber nicht als zuverlässiger Baustein eines Depots.

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