Bill Gates:Der Mann, der nicht der Reichste der Welt sein will

Bill Gates könnte der wohlhabendste Bewohner der Erde sein - ist es aber nicht. Weil er Milliardenbeträge stiftet, jagt ihm ein Mexikaner den Rang ab. Doch Gates bleibt immerhin ein anderer Titel.

Varinia Bernau

15 Jahre lang war er der reichste Mann auf Erden. Und er hätte es noch lange bleiben können - wenn er nicht so ein Wohltäter wäre. An diesem Mittwoch legt das Wirtschaftsmagazin Forbes erneut seine Liste der weltweit Vermögendsten vor. Bill Gates wird wieder vorn liegen. Aber eben nicht ganz vorn.

Im vergangenen Jahr hatte der mexikanische Manager Carlos Slim Helú den Gründer des Softwarekonzerns Microsoft auf den zweiten Platz verwiesen. Mit einem geschätzten Vermögen von 53,5 Milliarden Dollar lag er allerdings nur knapp vorn: Gates kam auf 53 Milliarden Dollar - und er könnte ein komfortables Polster haben, wenn er "nicht die Philanthropie entdeckt hätte", sagt der Reichenforscher David Lincoln.

Seinen Schätzungen nach verfügt der 55-jährige Gates mittlerweile über ein Vermögen von 88 Milliarden Dollar; ein gutes Drittel davon hat er aber in Stiftungen gesteckt. Und so werde Slim seinen Vorsprung nun auf etwa 60 Milliarden Dollar ausbauen - und Gates mit 49 Milliarden Dollar zurücklassen.

Ausgerechnet Slim lästerte, dass die Wohltätigkeit eines Geschäftsmannes darin bestehe, Jobs zu schaffen - und nicht "den Weihnachtsmann zu mimen". Dabei lässt sich Gates ein Geschäftssinn nicht absprechen: Bereits im Alter von 13 Jahren entwickelte er ein Computerprogramm zur Stundenplanung an seiner Schule.

Nachdem er sich einen Tadel wegen eines Computerabsturzes eingefangen hatte, blieb er dem schulischen Tüftlerverein fern - und wurde wenig später Präsident der von den Computerkids gegründeten Firma Traf-O-Data. Mit einer Software für Verkehrszählungen nahm diese bereits im ersten Jahr 20.000 Dollar ein.

"Weltverbesserungskonzern" mit bedrohlicher Monopolstellung

Mit 17 brach Gates die Schule ab, um eine Stelle als Programmierer anzutreten. Dann hockte er sich doch wieder auf die Schulbank. Doch auch sein Studium an der Elite-Uni Harvard brach er schließlich ab, um Mitte der siebziger Jahre mit einem früheren Mitschüler Microsoft zu gründen.

Ehe Gates den Chefposten im Jahr 2000 an Steve Ballmer abtrat, hatte er Microsoft zu einem der wertvollsten Technologiekonzerne der Welt gemacht. Zuletzt lag der jährliche Umsatz bei 62,5 Milliarden Dollar.

Die Stiftung, die Gates seit Mitte der neunziger Jahre mit Geld ausstattet und die inzwischen seinen Namen und den seiner Frau trägt, gilt als größte gemeinnützige Privatorganisation der Welt. Sie hat sich dem Kampf von Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose und Aids in Entwicklungsländern verschrieben und der Ausbildung sozial schwacher Kinder in den USA.

Kritikern gilt die Stiftung allerdings als "Weltverbesserungskonzern", der eine bedrohliche Monopolstellung einnehme - und sein Kapital auch in Konzerne investiere, die soziale Standards missachten und ökologische Schäden in Entwicklungsländern verursachen.

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