Bier, Pommes, Reifen: Inflationsgefahr wächst:Wenn die Preise explodieren

Ob Lebensmittel, Energie oder Kleidung: Wohin der Konsument auch blickt, alles wird teurer. Die Preislawine in Bildern.

Andreas Jalsovec, Alina Fichter und Michael Kuntz

1 / 16
(Foto: dpa)

Benzin: Das waren noch Preise: 73,8 Cent für den Liter Diesel, 97,2 Cent für Superbenzin. Wer weiß schon noch, wie lange das her ist? Fast genau elf Jahre: Im April 2000 war der Sprit so günstig. Heute kostet Diesel das Doppelte. Super übersprang im April dieses Jahres erstmals im bundesweiten Schnitt die Marke von 1,60 Euro. "Der langfristige Trend beim Benzin zeigt nach oben - und das wird so bleiben", sagt Steffen Bock von Clever-Tanken.de. Das Verbraucherportal wertet ...

2 / 16
(Foto: N/A)

... täglich die Preise von über 5000 Tankstellen in Deutschland aus. "Zur Zeit geht es wieder etwas nach unten", sagt Bock. Solche Phasen gebe es immer wieder. Sie könnten auch einmal einige Monate dauern. Aber am grundsätzlichen Trend ändern sie nichts. Der wird bestimmt vom Rohöl und das wird stetig teurer - alleine seit Anfang 2010 um mehr als die Hälfte. Spritpreise unter einem Euro - das ist Geschichte.

3 / 16
(Foto: dapd)

Strom: Das kennt jeder: Jährlich kommt die Rechnung des Stromversorgers - und wieder steigt der monatliche Abschlag. Seit 2001 ist Strom für Verbraucher um gut 60 Prozent teurer geworden. 2011 kommt kräftig was dazu: "Wir rechnen mit einem Plus von zehn Prozent für die Endkunden", sagt Tobias Federico vom Analysehaus Energy Brainpool. Ein Grund: das Moratorium für die Atomenergie. Kernkraft wird durch Gas, Kohle, erneuerbare Energien ersetzt. Kohle und Erdgas werden dann ...

4 / 16
(Foto: N/A)

verstärkt nachgefragt. Das macht sie teurer - und damit den Strom. Und je stärker die Erneuerbaren genutzt werden, umso höher steigt die Umlage, über die die Versorger die Mehrkosten für den Ökostrom auf die Verbraucher abwälzen.

5 / 16
(Foto: AP)

Autoreifen: Im fast neuen Sommerreifen steckte ein Nagel, tief im Gummi versenkt. Man kann so etwas reparieren lassen. Man muss das aber nicht tun. Also wurde ein halbes Jahr später zur nächsten Sommersaison der selbe Reifen noch einmal gekauft. Der kostete nun 88,00 Euro statt vorher 61,18 Euro. Jawohl, erklärte der Mann wohl nicht zum ersten Mal, der wichtige Rohstoff Kautschuk sei...

6 / 16
(Foto: N/A)

... deutlich teurer geworden. Naturkautschuk kostet doppelt so viel wie 2009. Ebenfalls gebräuchliche auf petrochemischer Basis hergestellte synthetische Kautschuke steigen im Wert mit dem Ölpreis. Hinzu kommt: Naturkautschuk ist nicht nur teurer sondern knapper geworden: Überschwemmungen in Indonesien, Thailand und Malaysia verkleinern die Erntemenge. Gleichzeitig aber steigt die Nachfrage: China und Indien benötigen bereits ein Drittel des gesamten Kautschuks - mit steigender Tendenz.

7 / 16
(Foto: dpa)

Kleidung: Die großen Ziffern schreien den Kunden geradezu an: 4,95 Euro kostet das einfache T-Shirt bei H&M, Rundhals, in Weiß, Blau, Grün, Rot oder Schwarz. Ein nahezu unschlagbarer Preis. Nur: Wie lange kann der schwedische Modekonzern seine Ware noch so günstig anbieten? Und wie lange kommen andere Textilhersteller ohne Aufschlag aus? Denn der Preis für Baumwolle hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Der Verband der Nordwestdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie befürchtet, dass Verbraucher bald mehr für Kleidung zahlen müssen. Den Preisanstieg werde die Branche nicht wegdrücken können. Auch C&A erklärte vor kurzem, dass Kleidung wohl teurer werde. Mancher Hersteller... 

8 / 16
(Foto: N/A)

... weicht bereits auf Kunstfasern aus. Karl-Johan Persson, der Chef von H&M, setzt weiter darauf, dass "die Kunden ein gutes Geschäft machen". Deshalb habe seine Firma die steigenden Rohstoffpreise nicht an die Kunden weitergegeben. Ob das noch lange so funktioniert, wird sich zeigen. Im ersten Quartal ist der Unternehmensgewinn um 30 Prozent eingebrochen. Ein entscheidender Grund dafür: der Preis für Baumwolle.

9 / 16
(Foto: dpa)

Bier: Das fehlt uns gerade noch: Endlich ist es warm, die Biergärten und Freiluftrestaurants stellen die Tische raus - und dann wird das Bier teurer. "Nur keine Panik", heißt es dazu sinngemäß beim Deutschen Brauerbund. Doch im selben Atemzug zählt ein Sprecher all jene Kostenfaktoren auf, die den Bierbrauern derzeit die Miene verbittern. Erstens: Strom ist teuer. "In einer energieintensiven Branche wie dem Brauwesen geht das voll mit ein", sagt der Sprecher. Auch die Personalkosten seien geklettert. Das Tarifplus von drei Prozent spürten... 

10 / 16
(Foto: N/A)

... vor allem kleinere Brauereien.Überdies verteuere der gestiegene Glaspreis die Bierflaschen. Und: Der Rohstoff Braugerste ist in den letzten zwölf Monaten um gut die Hälfte teurer geworden. Das allein mache 24 Cent pro Kasten Bier aus. Steigt der Bierpreis also? Nun ja, meint der Sprecher, es sei möglich, "dass die eine oder andere Brauerei 30 bis 50 Cent pro Kasten draufschlagen muss". Eine Preiserhöhung "auf breiter Front" sieht er aber nicht. Na dann also Prost!

11 / 16
(Foto: Alessandra Schellnegger)

Wein: Im Vergleich zum vergangenen Jahr haben sich Weintrauben um 22,4 Prozent verteuert. Warum? Ganz einfach, die Ernte war schlecht. Sehr schlecht sogar: "In normalen Jahren lesen wir ein Drittel mehr Weintrauben als 2010", sagt ein Sprecher des Deutschen Weinverbandes. Ausgerechnet im Juni, wenn die Reben zu blühen beginnen, war es vor einem Jahr... 

12 / 16
(Foto: N/A)

... ungewöhnlich kalt. Die Beeren setzten gar nicht erst an. Dabei können viele es verschmerzen, keine Trauben zu essen. Aber was ist mit dem edlen Tropfen des Jahres 2010? "Es ist gut möglich, dass deutscher Wein knapp wird", heißt es im Weinverband - die Nachfrage sei in den vergangenen Jahren so stark gestiegen, dass das verknappte Angebot kaum mithalten kann. Besonders Rotweine wie der Dornfelder seien betroffen. 2011 war dafür bisher so warm, das die Reben zwei Wochen früher zu blühen beginnen als üblich.

13 / 16
(Foto: Gero Breloer/dpa)

Pommes Frites: Das Schnitzel Wiener Art mit Pommes fehlt auf fast keiner Speisekarte bürgerlicher Restaurants in Deutschland. Fans des einfachen Gerichts ist aber aufgefallen, dass die Portionen zuletzt geschrumpft sind. Vor allem bei der Beilage: Denn Pommes sind in den letzten zwölf Monaten um 15 Prozent teurer geworden. Dahinter steckt...

14 / 16
(Foto: N/A)

... ein Preissprung bei Speisekartoffeln. Schuld daran sei die frühsommerliche Trockenheit 2010 gewesen, sagt Christoph Hambloch, Kartoffelreferent bei der Agrarmarkt Informationsgesellschaft. Gut möglich, dass es auch 2011 nach oben geht: Zuletzt war es wieder so trocken. "Das könnte erneut die Spekulationen anheizen", meint Hambloch. Auch der Pommespreis ist dann wieder heiß. 

15 / 16
(Foto: Stephan Rumpf)

Kaffee: Die erste Tasse gleich nach dem Aufstehen, die zweite nach dem Mittagessen, dann noch eine nachmittags. Ohne Kaffee geht bei vielen Deutschen nichts. 50 Liter trinkt ein Durchschnittsbürger in zwölf Monaten. Da tut es weh, wenn der Preis um 15 Prozent steigt, wie im vergangenen Jahr. Seit 2004 klettern die Importpreise für Rohkaffee unaufhörlich. Heute kostet die Packung Kaffee ein Fünftel mehr als damals. Die weltweite Nachfrage nimmt zu. Selbst traditionelle Teetrinker-Länder wie China verbrauchen... 

16 / 16
(Foto: N/A)

... immer mehr Kaffee. Gleichzeitig werden die Ernten schlechter. In Kolumbien wuchsen 2009 kaum Bohnen, die Preise an der Warenterminbörse schnellten hoch. Bald könnte sich die Situation verschärfen: In Brasilien wird eine schlechte Ernte erwartet. Der Preisindikator der Internationalen Kaffeeorganisation (ICO) erreichte daher bereits im März ein Hoch wie seit 34Jahren nicht mehr.

© SZ vom 12.05.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: