Süddeutsche Zeitung

Bezahlung von Managern:London sperrt sich gegen Boni-Obergrenze

Geld ohne Ende: Frankreich und Deutschland scheitern in der EU mit ihrer Forderung, Bezüge von Managern zu deckeln.

Cerstin Gammelin

Drei Wochen vor dem Weltfinanzgipfel im amerikanischen Pittsburgh haben sich die europäischen Finanzminister darauf verständigt, die Bezüge von Bankmanagern stärker leistungsabhängig zu machen. Deutschland und Frankreich konnten sich aber nicht mit ihrem Vorstoß durchsetzen, die Zahlung von Zuschlägen grundsätzlich zu begrenzen. Vor allem Großbritannien sprach sich nach Angaben von EU-Diplomaten dagegen aus.

"Die bisherige Bonuskultur der Banken muss abgestellt werden", sagte der schwedische Finanzminister und amtierende EU-Ratspräsident Anders Borg in Brüssel. "Wir können mit einer klaren gemeinsamen Botschaft zu Boni und Vergütungen nach Pittsburgh fahren."

Wirtschaft signalisiert Zustimmung

Die Europäer wünschten sich "ein klares Verhältnis zwischen Bonus und Leistung", sagte Finanzstaatssekretär Jörg Asmussen. Die europäischen Ressortchefs wollten jedoch, dass Boni künftig "nicht sofort ausgezahlt werden, sondern erst, wenn sich nach einigen Jahren zeigt, dass die gesamte Bank keine übermäßige Risikoposition hat", erklärte Asmussen.

Am 24. September treffen sich die weltweit 20 mächtigsten Volkswirtschaften (G20) in Pittsburgh, um die Reform der weltweiten Finanzmärkte voranzutreiben. Unter anderem sollen die Gehälter für Manager stärker an langfristigen Erfolg geknüpft werden. Die G20 wollen vermeiden, dass Manager hochriskante Geschäfte abschließen, um dafür hohe Belohnungen zu kassieren.

Die mächtigen Entwicklungs- und Schwellenländer hatten bereits auf ihrem Gipfel im April in London beschlossen, Managergehälter künftig von Leistungen abhängig zu machen - ohne Details zu nennen. Der Beschluss der Europäer geht über die Londoner Erklärung nicht hinaus.

Die Wirtschaft signalisierte Zustimmung. Der deutsche Bankenverband will Boni ebenfalls an Bedingungen knüpfen. Bonuszahlungen müssten "langfristig angelegt sein", sagte Andreas Schmitz, Präsident des Bundesverbands deutscher Banken (BdB) in Düsseldorf. Leistungsabhängige Prämien müssten sich tatsächlich an Chancen und Risiken orientieren.

50 Milliarden für den IWF

Die Europäische Kommission hatte Ende April unverbindliche Empfehlungen für die Vergütung von Managern börsennotierter Unternehmen vorgelegt. Variable Gehaltsanteile und Abfindungen sollten sich in erster Linie an der tatsächlichen Leistung des Managers orientieren und daran, ob das Unternehmen mittel- und langfristig wirtschaftlich erfolgreich arbeitet.

Die EU-Finanzminister einigten sich zudem darauf, den Beitrag für den Internationalen Währungsfonds (IWF) um 50 Milliarden Euro auf 125 Milliarden Euro aufzustocken. Wie die Summe unter den Mitgliedstaaten aufgeteilt wird, muss noch verhandelt werden. Deutschland hat 25,03 Milliarden Euro zugesagt, Frankreich 18,45 Milliarden Euro.

Großbritannien will seinen Beitrag um elf auf 26 Milliarden Euro erhöhen. Insgesamt braucht der IWF 500 Milliarden Dollar, um durch die Finanzkrise in Not geratenen Staaten zu helfen.

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SZ vom 03.09.2009/hgn
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