Betrug mit Gesundheitsfonds:Eine Geldquelle versiegt

Aus einer depressiven Verstimmung wird eine Depression: So haben sich die Krankenkassen bislang oft mehr Geld erschlichen. Doch mit solchen Tricks soll jetzt Schluss sein.

Die Bundesregierung geht gegen Betrügereien mit dem Gesundheitsfonds vor und will daher die gesetzlichen Krankenkassen schärfer kontrollieren. Künftig soll das Bundesversicherungsamt auch Kassen prüfen, die sonst unter Landesaufsicht stehen, berichtete die Financial Times Deutschland (FTD). Darauf habe sich am Donnerstag eine Arbeitsgruppe der Koalition geeinigt. Ziel sei zu verhindern, dass Ärzte auf Betreiben der Kassen bestimmte Krankheiten möglichst oft diagnostizieren, für die lukrative Zuschläge vorgesehen sind.

Krankenkassen, Geld, dpa

Die Politik möchte Tricksereien mit dem Gesundheitsfonds künftig erschweren.

(Foto: Foto: dpa)

Bonus für schwere Krankheiten

Im Kern geht es um den Vorwurf, Krankenkassen würden Ärzte beeinflussen, dass diese bestimmte Krankheiten verstärkt in ihre Diagnosen schreiben. So wird häufig aus einer depressiven Verstimmung eine Depression. Der Gesundheitsfonds sieht vor, dass die Kassen für 80 Krankheiten Bonuszahlungen erhalten.

Die Einigung sieht dem Bericht zufolge vor, dass das Amt sämtliche Abrechnungen prüfen und sogar einzelne, anonymisierte Arztpraxen durchleuchten kann, wenn es bei einer Kasse einen auffälligen Anstieg des Krankenstands feststellt. Finden die Kontrolleure keine glaubhaften Gründe für den Anstieg der Krankheiten, können die Zahlungen an die Kassen gekürzt werden. Betroffen wären unter anderem die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK).

Die AOK Niedersachesen soll Ärzten dem Bericht der FTD zufolge zehn Euro pro Fall geboten haben, wenn sie ihre Diagnose überarbeiten. Auch der bayerische Hausärzteverband hatte seine Mitglieder aufgefordert, lohnende Diagnosen zu stellen.

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