Süddeutsche Zeitung

Bernankes Blamage:Verloren und ausgelacht

Zentralbanker Bernanke bringt es zu einiger Popularität beim Videoportal YouTube - mit einem Streifen von der jüngsten Anhörung im amerikanischen Kongress. Auch Finanzminister Geithner ist betroffen.

A. Hagelüken

In normalen Zeiten sind Notenbankchefs und Finanzminister nicht wirklich Figuren, die im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen. Doch im Moment sind keine normalen Zeiten.

In der Finanzkrise steht US-Notenbankchef Ben Bernanke genauso im Mittelpunkt wie US-Finanzminister Timothy Geithner - weshalb ihre mehr oder minder gelungenen Auftritte und Taten genau verfolgt werden. Zentralbanker Bernanke bringt es dieser Tage zu einiger Popularität beim Videoportal YouTube, mit einem Streifen von der jüngsten Anhörung im amerikanischen Kongress.

"Sie wissen nicht, an wen das Geld ging?"

Ein sichtlich müder Bernanke soll erklären, an welche Länder genau seine Notenbank Fed vergangenes Jahr 500 Milliarden Dollar "Liquidity Swaps" verliehen hat, wo es doch 2007 nur 24 Milliarden Dollar waren. "Ich weiß nicht", erklärt Bernanke, worauf der Abgeordnete Alan Grayson fragt: "Eine halbe Billion Dollar, und Sie wissen nicht, an wen das Geld ging?" Später geht es darum, dass auch noch der Wechselkurs ungünstig anstieg, als die Fed das Geld verlieh. Ob das Zufall sei, fragt Grayson. Ja, beteuert der müde Bernanke. Woraufhin der Abgeordnete in schallendes Gelächter ausbricht.

Zu dieser Abfuhr passt die Meldung, dass Zentralbanker Bernanke bei seiner privaten Geldanlagen auch nicht geschickter war als Millionen anderer Sparer rund um den Globus. Sein Vermögen ist vergangenes Jahr nach offiziellen Daten auf 850000 bis 1,9 Millionen Dollar geschrumpft, diese Schätzung hat Bernanke der Regierungsbehörde für Ethik mitgeteilt. Eine Jahr zuvor hatte er noch deutlich mehr besessen, 1,2 bis 2,5 Millionen Dollar. Das bedeutet einen Einbruch um bis zu 29 Prozent. Wenigstens hat Bernanke bei seiner privaten Vermögensdisposition etwas besser abgeschnitten als der Aktienmarkt, repräsentiert durch den S&P-500-Index.

Verloren und ausgelacht: Nicht viel besser als Bernanke geht es dem amerikanischen Finanzminister Timothy Geithner, den das Wall Street Journal schon Anfang Mai als "nie endendes Ziel" des Spotts einstufte. Die Fernsehsendung "Daily Show" nahm sich dieser Tage den amerikanischen Immobilienmarkt vor, dessen Erholung Finanzminister Geithner vor kurzem vermeldet hatte. Nun warten die Reporter mit einem pikanten Detail auf.

Sie erfahren von einer Maklerin die "tragische Geschichte" einer Familie, die umziehen musste, weil der Mann eine Arbeit in einer neuen Stadt annahm. Das Haus konnte die Familie bisher nicht verkaufen, weil der Mann es nur für den Preis abstoßen wollte, den er 2005 selbst bezahlt hatte - 1,6 Millionen Dollar.

Ein so hoher Verkaufspreis mitten in der Finanzkrise? "Der Typ versteht wohl nichts von Finanzen", sagt der Reporter. Woraufhin die Maklerin zugeben muss, der Eigentümer sei Timothy Geithner.

Das Ganze endet mit einem Geläster, die Familie Geithner habe für ihr Haus besonders geschmacklose blaue Badezimmerkacheln ausgesucht. Wenn das so weitergeht mit der Beobachtung ihrer Person, haben Zentralbanker Bernanke und Finanzminister Geithner wenig zu lachen. Und es liegt nicht nur an der Finanzkrise.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.169474
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 01.08.2009/hgn
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.