Berlin:Abgehoben

Flughafen Tegel

Noch starten in Tegel Flugzeuge. Mancher Mieter hofft, dass es so bleibt.

(Foto: Arne Immanuel Bänsch/dpa)

Schließt der Flughafen Tegel, sind viele Anwohner von einem Tag auf den anderen vom lästigen Fluglärm befreit, die Lebensqualität wird besser. Aber dafür könnte ein anderes Ärgernis auf sie zukommen: Die Mieten könnten steigen.

In zwei Jahren soll der neue Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg (BER) endlich öffnen. Dann könnte sich ein Szenario wiederholen, das es vor zehn Jahren schon einmal in Berlin gab: Ein Airport schließt, viele Anwohner sind von einem Tag auf den anderen von Fluglärm befreit, müssen aber mit höheren Mieten rechnen.

In Tempelhof zieht das ehemalige Fluggelände längst viele Berliner zur Naherholung an - und mit ihnen auch die Investoren. Für die umliegenden Stadtteile bedeutete die Schließung des Flughafens einen Anstieg der Wohnkosten. Nach Daten von Immobilienscout 24 stiegen die Mieten in den benachbarten Stadtteilen Tempelhof und Neukölln seit der Schließung schneller als im Durchschnitt der Stadt. Michael Fränzel, Analyst Daten & Märkte bei Immobilienscout 24, sieht vor allem den Wegfall des Fluglärms sowie die Nähe zum Tempelhofer Feld als Ursache dafür. Besonders den Schillerkiez in Neukölln hebt er hervor. Die Zone in der früheren Einflugschneise sei heute eine "absolute Toplage für Wohnimmobilien", sagt der Datenanalyst.

Ähnlich könnte es dem Umland am Flughafen Tegel ergehen, wenn dieser schließt. Für die Zeit danach gibt es schon einen Plan. Aus den Terminals soll ein Technologiezentrum werden. Zudem soll der westliche Teil des Gebietes in einen Park umgewandelt werden. Auf der östlichen Seite plant die Stadt ein Neubaugebiet mit bis zu 5000 Wohnungen.

Milieuschutzgebiete könnten einen starken Anstieg der Mieten im Umfeld des Flughafengeländes vermeiden. Somit wären zum Beispiel keine Luxusmodernisierungen möglich. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen will Anwohner davor schützen, aus ihrem Viertel verdrängt zu werden. Dazu bräuchte es allerdings Hinweise auf eine solche Veränderung. Der bloße Anstieg der Mieten reicht laut Senatsverwaltung nicht.

"Es ist zum Teil so, dass zumindest einige dieser Anwohner sich so an den Fluglärm gewöhnt haben, dass sie eher befürchten, dass ihre Wohnung aufgewertet wird", sagt Sebastian Bartels, stellvertretender Geschäftsführer des Berliner Mietervereins, "so schlimm ist es in dieser Stadt schon geworden, dass der Lärm in Kauf genommen wird, um die Wohnung nicht zu gut aussehen zu lassen." Der Wohnmarktreport 2017 der Bank Berlin Hyp und des Investors CBRE prognostiziert höhere Preise für den gesamten umliegenden Bezirk. "Auf mittlere Sicht könnte Reinickendorf zu einem Topstandort des Wohnungsbaus werden", heißt es dort.

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