Die Honorarberater, die es in Deutschland schon gibt, spüren Rückenwind. "Ist das Berufsbild genau geregelt, kann der Verbraucher künftig sicherer sein", sagt Dieter Rauch vom Verbund Deutscher Honorarberater. Noch könne jeder das Wort "Finanzberater" auf seine Visitenkarte drucken, auch wenn er für verkaufte Produkte Provision kassiere.
Rauch bietet Dienstleistungen für rund 1400 der 1500 unabhängigen Finanzberater in Deutschland an. Noch aber herrscht bei vielen Verbrauchern Skepsis. Sie sind es nicht gewohnt, für eine Finanzberatung zu bezahlen; sie meinen, es sei kostenlos, weil sie häufig nicht wissen, dass sie über Provisionen abkassiert werden. "Wenn es gesetzliche Mindeststandards gibt, wird diese Skepsis nachlassen", ist Rauch sicher.
Ein großer Blockade-Faktor sind auch die Banken. Die meisten Institute, gerade Sparkassen und Genossenschaftsbanken, können sich nicht vorstellen, ohne Provisionen zu überleben. Außerdem fürchten sie, dass sie sich künftig nur noch "Vermittler" nennen dürfen und gegen die "Berater" im Wettbewerb zurückfallen. "Die Banken verdienen am jetzigen Zustand prächtig und haben kein Interesse daran, sich auf neue Experimente einzulassen", sagt Nauhauser.
Bisher hat sich nur die Quirin-Bank voll dem Honorarmodell verschrieben. Bei ihr muss ein Kunde 50.000 Euro mitbringen. Er zahlt 75 Euro Pauschalgebühr im Monat und zusätzlich bekommt die Bank eine Gewinnbeteiligung von 20 Prozent. Der Erfolg der 2004 gegründeten Bank ließ lange auf sich warten, doch 2010 machte sie erstmals einen kleinen Gewinn. Sie hat 8000 Kunden, 2014 sollen es 20.000 sein.
Verbraucherschützer Nauhauser erwartet, "dass wir in einigen Jahren ein Provisionsverbot in der Finanzberatung haben werden". Alle Gebühren, die hinter dem Rücken des Verbrauchers fließen, müssten verschwinden. Er sei zuversichtlich, dass der Gesetzgeber das einsehe. Länder wie England, Australien und die Niederlande hätten das längst erkannt. In Großbritannien etwa ist Provisionsberatung ab 2013 verboten.
Dass für Kunden dann goldene Zeiten anbrechen, glaubt Nauhauser jedoch nicht. "Auch ein Honorarberater hat den Anreiz, seinen Gewinn zu maximieren", sagt der Verbraucherschützer. Das könne er, indem er komplexe Beratung anbiete und viele Stunden abrechne oder indem er die Kosten senke und nichts in die eigene Ausbildung investiere.
Und schließlich werde es auch Honorarberater geben, die weiter hintenrum Provision kassierten. Der Verbraucherschützer plädiert deshalb für eine strenge Regulierung. "Die Finanzaufsicht muss die Qualität der Beratung überwachen und die Ergebnisse veröffentlichen", sagt Nauhauser. Anbieter, die negativ auffielen, müssten aus dem Verkehr gezogen werden - "so wie die Dönerbude geschlossen wird, wenn sie Gammelfleisch verkauft".