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Bepflanzte Dächer:Grüne Welle

Begrünte Dächer haben schon in der Antike einen hohen Wohnkomfort geboten. Man denke nur an die "Hängenden Gärten der Semiramis", die zu den sieben Weltwundern gehören.

Auf deutschen Eigenheimen der Gegenwart finden sich da wesentlich schlichtere Anlagen. Neben Flachdächern sprießt es vor allem auf Garagen und Carports häufig in kräftigem Grün - weil es gut aussieht, aber auch die Umwelt schonen kann. - und den Geldbeutel.

"Begrünte Dächer verbessern das Klima und schaffen neuen Lebensraum für Pflanzen und Tiere", sagt Wolfgang Ansel vom Deutschen Dachgärtnerverband (DDV). Die Pflanzen binden Staub und filtern Luftschadstoffe. Zudem kann die Begrünung das Haus dämmen und daher auch eine sinnvolle Ergänzung zu einer energetischen Sanierung der Immobilie sein.

Dachbegrünungen halten laut DDV durch die Bepflanzung Regenwasser auf den Dachflächen und geben es durch Verdunstung in den natürlichen Wasserkreislauf zurück. Dem Kanalsystem und den angeschlossenen Kläranlagen blieben bis zu 700 Liter Niederschlagswasser pro Quadratmeter Dachfläche und Jahr erspart. Bei neuen Baugebieten oder großflächigen Einzelobjekten ließen sich somit sogar Rohrleitungen, Kanäle und Überlaufbecken kleiner dimensionieren.

Schiefe Flora

"Diese Vorteile haben dazu geführt, dass viele Kommunen Dachbegrünungen finanziell fördern oder im Rahmen der Abwassergebühren als Entsiegelungsmaßnahme mit reduzierten Gebührensätzen belohnen", sagt Ansel. "Begrünen lassen sich nicht nur Flachdächer, Garagen und Carports", sagt Gunter Mann, Präsident der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung in Saarbrücken.

Auch auf geneigten Dächern bis 45 Grad lasse sich eine Begrünung aufbringen. Voraussetzung seien allerdings ein spezieller Dachaufbau und entsprechende Befestigungen gegen das Abrutschen der Bepflanzung. Möglich ist eine Extensiv- oder eine Intensivbegrünung.

"Bei einem extensiv bepflanzten Dach handelt es sich um naturnah angelegte Vegetationsformen, die sich weitgehend selbst erhalten und weiterentwickeln", erläutert Michael Henze vom Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau in Bad Honnef. Es werden Pflanzen mit besonderer Anpassung an die extremen Standortbedingungen und mit sehr hoher Regenerationsfähigkeit verwendet.

Extensivbegrünungen sind auf flachen und leicht geneigten Dächern möglich. "Der geringe Wartungsaufwand beschränkt sich auf ein bis zwei Kontrollgänge im Jahr, die Pflegegänge nach sich ziehen können", erläutert Mann.

Schweres Grün

Hinter dem Begriff Intensivbegrünungen verbirgt sich der klassische Dachgarten. Für solche kleinen Oasen mit Rasen, Stauden, Sträuchern und manchmal sogar Bäumen sind in der Regel nur Flachdächer geeignet. Besonders in Ballungsräumen mit hohen Grundstückspreisen können intensiv begrünte Dächer ein kostengünstiger Ersatz für fehlende Gartenflächen sein.

"Voraussetzung für jede Art von Begrünung ist jedoch, dass das Dach die zusätzliche Last statisch tragen kann", warnt Henze. Bei einem Neubau gebe es keine Probleme, da die zusätzliche Last schon bei der Planung einkalkuliert werde. Wird das Dach im Nachhinein begrünt, muss erst einmal überprüft werden, was die Statik zulässt.

Eine Dachbegrünung kann außerdem eine Solaranlage leistungsfähiger machen. Im Sommer könne damit etwa ein Fünftel mehr Energie produziert werden, heißt es beim Bund für Umwelt und Naturschutz. Denn ab einer Betriebstemperatur von 25 Grad Celsius sinke die Leistung einer Solaranlage. Und da Pflanzen die Sonnenstrahlen kaum reflektieren, heizt sich das Dach weniger auf.

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SZ vom 23. 07. 2008/dpa/als
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