Befristet Wohnen:Nimm keinen über dreißig

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In München und Gauting gibt es private Wohnheime für Kurzzeit-Studenten und Praktikanten.

Von Andrea Nasemann

In Berlin hatte die Studentin Romina Kraska, 30, eine eigene Wohnung. Für das 31 Quadratmeter große Appartement mit Küche und Bad zahlte sie gerade mal 247 Euro. Ein Mietpreis, von dem Münchner Studenten nur träumen können. Für ihre Diplomarbeit, die die Studentin der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation bei einer Münchner Werbeagentur schreibt, war ein Umzug unumgänglich. Doch wie von Berlin aus eine Bleibe finden?

Die findige Studentin probierte es über das Internet. Und stieß dabei auf die Webseite von Oliver Fendt. Der 38-jährige Unternehmer bietet Zimmer vor allem für auswärtige Studenten und Praktikanten an, die wie Romina Kraska nur für wenige Monate nach München wechseln. "Andere Vermieter auf dem freien Markt nehmen niemanden für so kurze Zeit, und außerdem wäre die Suche von Berlin aus viel zu aufwändig gewesen", sagt Romina.

Auch das Münchner Studentenwerk bietet keine Alternative, da zum einen nur an der Universität immatrikulierte Studenten genommen werden und es zudem lange Wartelisten gibt.

In dieser Situation kam Oliver Fendt wie gerufen: Per Mausklick waren schnell ein Zimmer gebucht, die Vertragsbedingungen ausgedruckt. Das Zimmer von Romina Kraska ist mit 14 Quadratmetern zwar nicht gerade üppig bemessen und der Preis auch nicht eben günstig: 325 Euro plus Strom. Telefon- und Internetpauschale schlagen mit weiteren 20 Euro zu Buche sowie eine einmalige Möblierungspauschale von 150 Euro. Dazu kommen 700 Euro Kaution.

Bad und Küche teilt sie sich mit zehn anderen Mitbewohnern. Sie fühlt sich wohl in der Emanuelstraße. "Wir sind alle in der gleichen Situation und neu in München, da knüpft man schnell Kontakte", sagt die Studentin. Man treffe sich zum Plausch in der Küche oder grille im Sommer zusammen im Garten. "Da erfährt man auch viel über andere Firmen", erzählt Kraska.

Das Anwesen in der Emanuelstraße ist frisch verputzt, sauber und gepflegt. Es ist nur eines von drei Häusern, die Fendt ausschließlich an Studenten und Praktikanten vermietet. Angefangen hatte es 1997 mit dem geerbten Jugendstilhaus der Großmutter in der Clemensstraße, in dem bereits Studenten wohnten. Die Häuser in der Emanuel- und der Gabelsbergerstraße kaufte er später dazu. Putzfrau, Hausmeister und nicht zuletzt Oliver Fendt selbst kümmern sich täglich um die privaten Studentenhäuser in Schwabing. Heute transportiert er zwei neue Matratzen in seinem großen Ford Mondeo, bespricht anstehende Renovierungen, bastelt an Telefon- und Interneteinrichtungen.

Die Arbeit macht ihm Spaß, und mit den jungen Leuten kommt er auch gut klar. 150 Zimmer und Appartements zwischen 250 und 550 Euro hält er bereit für seine Mieter, die nicht älter als 30 Jahre sein dürfen, und das Interesse ist groß.

Besonders stolz ist Fendt auf seine in jahrelanger Arbeit selbst entwickelte Software. Nicht nur die Reservierung erfolgt automatisch, auch seine aktuelle Telefonrechnung kann jeder Bewohner täglich abrufen oder etwa Mängel per Internet melden. "Meine Mieter erhalten umgehend Feedback, wann und wie die Mängel beseitigt werden", versichert Fendt. Die Mietverhältnisse bei ihm sind zunächst auf sechs Monate befristet, Verlängerungen sind möglich.

Monatsweise nach Gauting

Auch in Gauting gibt es neuerdings ein privates Studentenwohnheim. Fast zwei Jahre lang stand die ehemalige Dr.Schmidt Nervenklinik leer. Als sich kein Investor fand, entschloss man sich, die 33 Patientenzimmer zu möblieren und an Studenten und Praktikanten zu vermieten.

Die Tatsache, dass man mit der S-Bahn von Gauting aus fast eine halbe Stunde nach München braucht, schreckt allerdings manchen Zimmersuchenden ab. "Die meisten wollen München erleben und nicht auf dem Land wohnen", ist die Erfahrung von Ursula Scharrer. Sie ist eine von drei Frauen, die sich um die Vergabe der Zimmer und die Verwaltung kümmern.

Vor allem Praktikanten, die bei einer der Firmen im Landkreis untergekommen sind, haben sich in der ehemaligen Klinik einquartiert, und das Haus ist fast voll. Ein großer Gewinn käme dennoch unter dem Strich nicht heraus. "Wir sind schon zufrieden, wenn wir finanziell über die Runden kommen und noch ein wenig Luft bleibt für größere Reparaturen."

600 Euro Kaution bekommen die Studenten nach ihrem Auszug zurück, nicht dagegen die Möblierungspauschale von 200 Euro. Es stehen Zimmer von zehn Quadratmetern für 200 Euro bis zu 29 Quadratmetern für 290 Euro zur Verfügung. Auch hier wird der Mietvertrag über das Internet abgeschlossen.

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