Beethoven-Festspielhaus:Eine Wohltat für Beethoven

Sponsoren wollen in Bonn ein Festspielhaus errichten - im Wettbewerb sind noch vier Entwürfe, keiner ohne Fehler.

Gottfried Knapp

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Isozaki; Deutsche Post AG

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Die neuen Herren Bonns, die Chefs der Deutschen Post AG, der Deutschen Telekom AG und der Postbank AG, die aus ihren Verwaltungshochhäusern auf die Stadt herunterblicken, wollen der alten Bundeshauptstadt und neuen Hauptstadt der Telekommunikation ein Beethoven-Festspielhaus spendieren: Für 75 Millionen Euro soll auf dem Gelände am Rheinhochufer ein Festspielhaus mit großem und kleinem Konzertsaal, einem Verwaltungsbau und einem repräsentativen Foyer- und Restauranttrakt entstehen. Nahezu alle denkbaren Lösungen wurden von den Architekten angedacht, doch keine von ihnen ist ganz fehlerfrei.

Der Japaner Arata Isozaki würde gerne die Flachbauten des Wolske-Ensembles, also die engen Foyers aus den fünfziger und siebziger Jahren, die dem modernen Festspielbetrieb wohl kaum gewachsen wären, erhalten und an Stelle der Kuppelhalle einen riesigen abgesenkten Dodekaeder als Hülle für den großen Konzertsaal errichten. Als Figur im Stadtbild würde dieses stereometrische Gebilde fraglos Eindruck machen.

Isozaki; Deutsche Post AG

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Im Inneren hält sich der Saal mit 1586 Plätzen brav an das Vorbild der akustisch nicht ganz unproblematischen Berliner Philharmonie.

Meier; Deutsche Post AG

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Richard Meier lässt in Bonn leider all die plastische Eleganz vermissen, die seine früheren Bauten auszeichnet. Er setzt den gewaltigen Kubus seines schuhschachtelförmigen großen Konzertsaals als nahezu ungegliederte geschlossene Masse so brutal quer auf den Rheinhang, dass die Assoziation "Container" kaum zu vermeiden ist.

Ohne Charme ist auch die hilflos danebengestellte, gleichfalls kubisch banale Foyerhalle, die sich mit Glaswänden zum Rhein wie zum Park hin öffnet, aber mit dieser gewollten Transparenz die Massigkeit des doppelt so hohen Konzertsaalblocks nur noch um so deutlicher macht.

Hermann und Valentiny; Deutsche Post AG

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Die Luxemburger Architekten Hermann & Valentiny wollen über dem Rheinufer eine wie eine Welle steil auf- und absteigende und nach einem zweiten Anstieg zum Boden zurücksinkende Schale über das Gelände spannen und unter den beiden unterschiedlich hoch gewölbten Hauben den großen und den kleinen Konzertsaal so weit hineinschieben, dass die Foyers mit ihren Etagen sich unter dem ausladenden Vordach zum Rhein hin öffnen.

Hadid; Deutsche Post AG

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Deutlich weiter von allen Konzerthaus-Vorbildern entfernt sich erwartungsgemäß Zaha Hadid mit ihrem unregelmäßig angeschliffenen Rohdiamanten auf dem Rheinhang. Die Wege aus dem benachbarten Park ziehen sich wie eine Mure kurvig durch das Gebilde hindurch und hinunter zur Uferpromenade.

Sie teilen den Diamanten in zwei ungleiche Teile, scheiden also den großen Saal, der mit weichen Kurven den Luzerner Saal von Nouvel paraphrasiert, vom kleinen amphitheatralischen Saal. Da die Haut des Gebildes an vielen Stellen rhythmisch durchlöchert ist, dürfte viel Licht in die dahinter- und darunterliegenden Foyer- und Verwaltungsräume dringen.

Schuster und Schuster; Deutsche Post AG

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Die Düsseldorfer Architekten Rolf und Jochen Schuster, die es leider nicht unter die letzten vier Entwürfe geschafft haben, hätten eine flache Gebäudescheibe, die den innen völlig neu gestalteten Kuppelbau großräumig umfasst, über den Abhang und die Freitreppe hinweg ohne Stützen bis zur Rhein-Promenade nach vorne schweben lassen und somit die wesentlichen Elemente des Denkmals in einen praktikablen Neubau eingebettet.

Altbau Beethovenhalle; Deutsche Post AG

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Die Stadt Bonn steht also vor einer historisch bedeutsamen Entscheidung. Sie muss sich klar werden darüber, ob sie für ein spendiertes Beethoven-Festspielhaus eines der bedeutendsten Monumente ihrer Nachkriegsgeschichte opfern will.

Alle Fotos: Deutsche Post AG

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