Süddeutsche Zeitung

BayernLB: Gerhard Gribkowsky:Der Spaziergänger von Grünwald

Woher kam das Geld? Im 50-Millionen-Dollar-Skandal der Landesbank fordern Spitzenpolitiker Aufklärung von Ex-Risikovorstand Gerhard Gribkowsky.

Klaus Ott

Gerhard Gribkowsky ist am Montag nicht zu sprechen. "Er geht spazieren", heißt es in seinem Heim in Grünwald. Durch den Schnee zu stapfen, ist ein großes Vergnügen in diesen Wintertagen, doch dem einstigen Risiko-Vorstand der Bayerischen Landesbank dürfte selbst das keine Freude bereiten.

50 Millionen Dollar hat der Finanz-Stratege wohl während seiner Amtszeit bei der BayernLB heimlich abgeschöpft, aus offenbar trüben Quellen. Nachdem das bekannt wurde, sind alle hinter ihm her: die Münchner Staatsanwaltschaft, sein ehemaliger Arbeitgeber, die Politik bis hin zu Ministerpräsident Horst Seehofer. Der spricht von einem "Rückschlag" für die unter diversen Affären leidende Staatsbank und verlangt, den Fall "so schnell wie möglich" aufzuklären.

Doch Gribkowsky schweigt. Er mag nicht sagen, von wem das viele Geld stammt - auch wenn er sich noch mehr Ärger einhandelt. Der Ex-Vorstand muss bereits in der Causa Hypo Alpe Adria damit rechnen, 2011 auf der Anklagebank zu landen. Die Staatsanwaltschaft will den früheren Landesbank-Chef Werner Schmidt und mehrere seiner alten Vorstände vor Gericht bringen. Sie hätten die Hypo Group Alpe Adria (HGAA) wissentlich überteuert gekauft und so der BayernLB schweren Schaden zugefügt. Die Anklage gegen Schmidt ist sicher. Und fest stehe auch, dass weiteren Ex-Vorständen der Prozess gemacht werde, heißt es aus Kreisen ihrer Anwälte. Bis zu fünf Manager könnte es erwischen, Gribkowsky eingeschlossen.

Der streitet ab, an irgendetwas schuld zu sein, doch es gibt aufschlussreiche Indizien. Der damalige BayernLB-Vorstand hat die HGAA trotz eindringlicher Warnungen eigens eingeschalteter Berater übernommen, er hat seinem Aufsichtsgremium wichtige Fakten vorenthalten, er hat im Kaufvertrag auf Absicherungen verzichtet. Als die für das Risiko-Management verantwortliche Führungskraft wäre Gribkowsky gefordert gewesen, Schaden von der Bank abzuwenden.

Ein internes Gutachten der BayernLB über das Desaster bei der HGAA nennt ihn bei den Schuldigen an zweiter Stelle, hinter Ex-Bankchef Schmidt. Die Landesbank hat allen acht damaligen Vorstandsleuten Schadenersatzforderungen geschickt (nicht beziffert) und alle Zahlungen gestrichen. Das trifft auch Gribkowsky. Der war zwar nach internen Verwerfungen schon im April 2008 freigestellt, aber sein bis Ende 2012 gültiger Vertrag lief weiter, bei vollen Bezügen von 500.000 Euro im Jahr. Erst im Herbst 2010 stoppten die Zahlungen. Gribkowsky könnte das angesichts seiner heimlichen Dollar-Millionen, die abzüglich von Steuern in seine österreichische Privatstiftung "Sonnenschein" und deren Tochterfirmen flossen, eigentlich leicht verschmerzen. Mehr als 25 Millionen Euro beträgt das Vermögen, das aus Guthaben bei Banken, Immobilien und anderen Anlagen besteht. 22 Häuser in Berlin gehören dazu, ausweislich des Handelsregisters.

Nun drängen bayerische Politiker darauf, dass die Landesbank sich dieses Vermögen greifen möge, als Schadenersatz für das HGAA-Desaster. Die BayernLB habe darauf weder Anspruch noch Zugriff, sagte Gribkowsky vor Tagen im Gespräch mit der SZ. Er sei nicht sein Vermögen, sondern das der Stiftung. Und die sei dafür gedacht, Krebskranken zu helfen. In der Stiftungsurkunde ist Gribkowsky nach wie vor als "Begünstigter" genannt. Und für den karitativen Zweck gibt es die Stiftungstochter Aktion Zeitgeschenk GmbH - die hatte laut Jahresabschluss 2009 damals ein Vermögen von gerade mal 33717,44 Euro.

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SZ vom 04.01.2011/mel
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