BayernLB:Chaosbank sucht einen Chef

Die BayernLB hat nach dem Rauswurf von Michael Kemmer nur einen Chef auf Zeit. Doch es ist schwer, einen neuen zu finden: Die Bank zahlt zu wenig - und viele wollen mitreden.

Martin Hesse und Klaus Ott

Verluste in Milliardenhöhe, ein Untersuchungsausschuss im Landtag, Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, harte Sparmaßnahmen, die zu Unmut in der Belegschaft und Prozessen beim Arbeitsgericht führen: Bayerns Landesbank hat Probleme genug.

BayernLB

Der Interims-Chef Ermisch habe sich bislang noch nicht einmal an die Mitarbeiter gewandt, heißt es bei der BayernLB.

(Foto: Foto: dpa)

Jetzt kommt auch noch ein Konflikt um den Chefposten hinzu. Der kommissarische Vorstandsvorsitzende Stefan Ermisch hat wenig Chancen, auf Dauer Chef der Staatsbank zu werden, obwohl sich die FDP in Bayerns Regierungskoalition massiv für den 44-jährigen Manager einsetzt.

Der von Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) geleitete Verwaltungsrat, der die BayernLB beaufsichtigt, sucht nach Angaben aus Regierungskreisen andere Kandidaten. Das Finanzministerium äußert sich dazu nicht.

Keine Dauerlösung

Der Verwaltungsrat sah jetzt bei einer Sitzung in München davon ab, Ermisch zum Nachfolger des Ende 2009 zurückgetretenen Michael Kemmer zu benennen. Kemmer hatte wegen des Desasters der BayernLB bei der Hypo Alpe Adria gehen müssen. Die Hängepartie verärgert die FDP. "Wir brauchen Ruhe in der Bank. Jeder Tag, um den die Entscheidung verzögert wird, ist schlecht", sagt der FDP-Landtagsabgeordnete Franz Xaver Kirschner, der Ermisch als "hervorragenden Manager" bezeichnet. Kirschner gehört der Kontrollkommission des Landtags für die BayernLB an. Auch Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP), der im Verwaltungsrat sitzt, soll viel von Ermisch halten.

Fahrenschon und die Mehrheit des Verwaltungsrats sehen das offenbar anders. Aus dem Kontrollgremium und dessen Umfeld ist zu hören, man wolle Ermisch nicht als Bankchef etablieren. Vor allem in der CSU sei man der Ansicht, der Manager, der seine Karriere als Analyst begann, sei keine Dauerlösung. Man halte ihn nicht für fähig genug.

In der Bank wird bereits ein Führungsmangel beklagt. "Ermisch hat sich bislang noch nicht einmal an die Mitarbeiter gewandt, es herrscht Verunsicherung, wohin die Bank steuert", sagt ein hochrangiger Mitarbeiter. Man brauche aber dringend Klarheit. Das Inlandsgeschäft müsse rasch profitabler gemacht werden, etliche Tochtergesellschaften müssten für einen Verkauf vorbereitet werden.

In der FDP wird darauf gedrängt, bei der nächsten Verwaltungsratssitzung Mitte Februar den Bankchef zu bestimmen. Das würde mangels rascher Alternativen auf Ermisch hinauslaufen. Die CSU und die Verwaltungsratsmehrheit wollen sich aber offenbar Zeit lassen. Ermisch könne die BayernLB durchaus einige Monate kommissarisch führen, heißt es. FDP-Mann Kirschner hält das für illusorisch. Die Suche nach einem anderen Chef sei eine "Misstrauensbekundung" gegenüber Ermisch und könne dazu führen, dass er die Bank verlasse.

Extrem ehrgeizig

Ermisch gilt als extrem ehrgeizig. Er war früher bei der WestLB, der Hypo-Vereinsbank (HVB) und der HVB-Tochter Bank Austria tätig. Er war ein enger Vertrauter von Kemmer, beide hatten vor ihrer Zeit bei der BayernLB bei der HVB zusammengearbeitet. Die Suche nach einem neuen Bankchef könnte aus mehreren Gründen schwer werden.

Als staatlich gestütztes Finanzinstitut darf die BayernLB maximal 500.000 Euro Jahresgehalt zahlen. Außerdem hat der Vorstandschef kaum Handlungsspielraum, da harte Auflagen der EU bevorstehen und der Freistaat möglichst viel von den zehn Milliarden Euro zurückhaben will, mit denen die Landesbank gerettet wurde.

Das Geschäft läuft zwar wieder besser. Für 2009 wird mit einem operativen Gewinn von 700 Millionen Euro gerechnet. Wegen des Debakels bei der Hypo Alpe Adria ist insgesamt aber wieder ein Milliardenverlust zu erwarten.

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