Bausparen:Das Streben nach Sicherheit

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Lange galt Bausparen als bieder, nun erlebt es eine Renaissance. Die Wohn-Riester-Förderung heizt das Geschäft zusätzlich an.

C. Neuschäffer

Jede Krise kennt nicht nur Verlierer, sondern auch Gewinner. Während in der aktuellen Finanzkrise die Bankmanager die Buhmänner der Nation sind, können die lange Zeit von vielen als langweilig betrachteten Bausparkassen-Direktoren mit ihren Angeboten bei den Sparern punkten. So verzeichneten die privaten Bausparkassen im vergangenen Jahr mit 62,8 Milliarden Euro das zweitbeste Neugeschäft in der 60-jährigen Verbandsgeschichte.

Der Traum vom Eigenheim in ruhiger Lage lässt sich mit solider Geldanlage erreichen: Die Bausparbranche erlebt derzeit einen Boom. (Foto: Foto: ddp)

Gleichzeitig haben die 15 Mitgliedsinstitute fast 31 Milliarden Euro an Baugeld ausgezahlt und damit einen neuen Rekord erzielt. Das Gleiche gilt auch für die Landesbausparkassen. So konnte die LBS Bayern zwischen Januar und September 2008 ebenfalls das zweitbeste Neugeschäft seit Bestehen des Instituts erzielen und die Zahl der Bausparverträge um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 188579 Verträge steigern, die vermittelte Bausparsumme stieg um 1,7 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro.

Das gute Geschäft ist vor allem auf das gestiegene Sicherheitsbedürfnis der Anleger zurückzuführen. "Die Sicherheit des Bausparens steht bei den Kunden hoch im Kurs. Sie haben genug von Produkten, die nur eine schnelle Rendite versprechen", ist sich Andreas J. Zehnder, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Privaten Bausparkassen, sicher.

Bausparer können gelassen bleiben

"Eine Subprime-Krise wie in den USA kann es mit Bausparen nicht geben. Das geschlossene System der deutschen Bausparkassen ist auf Geldzufuhr von den Kapitalmärkten nicht angewiesen. Deshalb können Bausparer in der Finanzmarktkrise gelassen bleiben und brauchen sich nicht um ihre Einlagen zu sorgen", betont Franz Wirnhier, Sprecher der Geschäftsleitung der Bayerischen Landesbausparkasse.

Ein großer Vorteil des Bausparens für junge Menschen und Haushalte mit mittleren Einkommen ist die staatliche Förderung durch die Wohnungsbauprämie und Arbeitnehmersparzulage, für die jedoch Einkommensgrenzen gelten. Gänzlich unabhängig von Einkommensgrenzen ist dagegen die vor gut einem Jahr eingeführte Wohn-Riester-Förderung. Wer eine eigene Immobilie baut oder kauft und diese selbst nutzt, erhält seit dem 1. Januar 2008 für die Finanzierung dieselben Zulagen und gegebenenfalls Steuervorteile wie für andere Riester-Produkte.

Denn Erträge aus einem Riester-Bausparvertrag bleiben von der neuen Abgeltungsteuer von 25 Prozent, die seit dem 1. Januar 2009 gilt, verschont. Die Zinsen aus herkömmlichen Bausparverträgen unterliegen dagegen der Abgeltungsteuer, was jedoch für alle Sparer, deren persönlicher Steuersatz bei mehr als 25 Prozent liegt, immer noch günstiger ist als die alte Regelung.

Für jeden förderberechtigten Erwachsenen gibt es 154 Euro im Jahr, für jedes Kind 185 Euro und für Kinder vom Geburtsjahr 2008 an sogar 300 Euro. Die vollen Zulagen erhalten Sparer, die vier Prozent ihres sozialversicherungspflichtigen Brutto-Vorjahreseinkommens in den Riester-Vertrag einzahlen. "Mit dem Bausparvertrag kann man die neue Förderung optimal nutzen", sagt Wirnhier. "Er ist das einzige Produkt, mit dem man das Sparen für die eigenen vier Wände und die Finanzierung ihres Erwerbs Riester-gefördert kombinieren kann."

Transparentes Produkt

Die Renaissance des Bausparens erklärt sich neben der Sicherheit und der staatlichen Förderung auch dadurch, dass es sich dabei um ein einfaches, transparentes Finanzprodukt handelt: Der Bausparer legt sein Geld einige Jahre zu einem niedrigen Zinssatz an und erwirbt dadurch den Anspruch auf ein günstiges Darlehen, das die Bausparkasse zum Zeitpunkt der Zuteilung zusammen mit dem Guthaben auszahlt.

Der niedrige Zinssatz bei Bausparverträgen fällt aber gerade jetzt, wo sich die Leitzinssätze der Zentralbanken weltweit auf Tiefstständen befinden, nicht mehr ins Gewicht. In der Praxis müssen die Sparer bei Vertragsabschluss allerdings auf eine Reihe von Punkten achten, um ein gutes Geschäft zu machen.

Am wichtigsten ist der Zuteilungstermin - der Zeitpunkt, von dem an der Aspirant die Bausparsumme, bestehend aus Darlehen und Guthaben, erhält. Bei den meisten Tarifen müssen mindestens 40 oder 50 Prozent der Bausparsumme angespart und die im Vertrag vereinbarte Zielbewertungszahl erreicht sein. Mit der Bewertungszahl beurteilen die Bausparkassen an mehreren Stichtagen im Jahr die Sparleistung jedes Kunden. Sobald Mindestguthaben und Zielbewertungszahl erreicht wurden, wird der Vertrag je nach Tarif innerhalb von neun Monaten zuteilungsreif.

Deshalb sollte man die monatliche Sparrate, den Zuteilungstermin und die Bausparsumme aufeinander abstimmen. Je höher die Summe im Verhältnis zum Sparbeitrag ist, desto länger muss der Bausparer auf die Zuteilung warten. Wenn er sein Vorhaben früher realisieren will, muss die Summe entweder teuer zwischenfinanziert oder nachträglich gesenkt werden. In beiden Fällen wurde rückblickend eine zu hohe Abschlussgebühr gezahlt, auf deren Rückerstattung dann kein Rechtsanspruch besteht.

Auch wer weiter auf ein Bausparkonto zahlt, bei dem das Mindestsparguthaben erreicht wurde, schadet sich selbst, weil er zu viel Geld zu einem niedrigen Zinssatz anlegt. Zudem verringert sich dadurch automatisch der Darlehensanteil an der Bausparsumme, die bei einem Übersparen unverändert bleibt.

© SZ vom 30.04./01.05.2009/kaf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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