Baufinanzierung:"Banken dramatisieren gerne"

Banken empfehlen ihren Kunden, den Kreditbedarf auf fünf und zehn Jahre zu splitten. Aber rechnet sich das wirklich? Ein Interview mit Finanz-Experte Max Herbst.

Interview: Antje Schweitzer

Max Herbst, ist Gründer der Frankfurter FMH-Finanzberatung. Er gilt als der Experte schlechthin, auch wenn es bei der Baufinanzierung einmal knifflig werden sollte.

SZ: Wie lange sollten Bauherren ihre Hypothekenzinsen jetzt festschreiben?

Herbst: Diese Frage kann nur beantwortet werden, wenn man sich über den möglichen Anschlusskredit am Ende der Zinsbindung Gedanken macht. Wie teuer darf dann also Baugeld sein, damit sich eine heute kürzere Zinsbindung finanziell mehr lohnt, als den Preis für Baugeld auf längere Frist festzuschreiben?

SZ: Allgemein wird empfohlen, den Hypothekenzins zehn, besser noch 15 Jahre an die Leine zu legen.

Herbst: Der Bauherr muss bedenken, dass er sich bei einer zehnjährigen Zinsbindung zu einem bestimmten Zeitpunkt neu entscheiden muss. Bei 15 Jahren Festschreibung hat der Kreditnehmer, so will es Paragraf 489 des Bürgerlichen Gesetzbuches, indes das Recht, nach zehn Jahren mit einer sechsmonatigen Kündigungsfrist den Kreditvertrag vorzeitig zu ändern. Und das ohne Kosten oder andere Entgelte. Folge: Man hat bei einer langen Zinsbindung von 15 Jahren immerhin maximal fünf Jahre Zeit, die Zinsentwicklung zu beobachten, um eine neue Kreditentscheidung zu treffen.

SZ: Manche Banken empfehlen ihren Kunden, den Kreditbedarf zu splitten.

Herbst: Oft wird die eine Darlehenshälfte über zehn Jahre festgeschrieben, die andere nur für fünf Jahre. Banken suggerieren dadurch, dass der Kunde später auf veränderte Zinsentwicklungen besser reagieren kann. Allerdings besteht derzeit nicht besonders viel Spielraum, damit Baugeld nochmals deutlich preiswerter wird. Zudem verschweigt eine Bank gern, dass der Kunde bei einer solchen Darlehensaufteilung dem Institut viele Jahre lang ausgeliefert ist. Denn wenn in fünf Jahren der erste Darlehensteil zur Anschlussfinanzierung ansteht, hat der Bauherr nur sehr geringe Chancen, von einer anderen Bank ein konkurrenzfähiges Angebot zu erhalten.

SZ: Und was wäre sinnvoller?

Herbst: Eine klare Zinsentscheidung. Denn dann kann der Bauherr am Ende der Zinsbindung wieder auf dem Markt nach dem besten, sprich günstigsten Anbieter Ausschau halten. Im Übrigen dramatisieren Banken auch gern die Kosten, die später bei einem Institutswechsel anfallen würden. Für 100.000 Euro kommen an Notar- und Grundbuchkosten lediglich gut 200 Euro zusammen. Die lassen sich mit der freien Bankwahl bei der Anschlussfinanzierung meist einsparen.

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