Bargeld:Eine Bank lehnt Münzen ab - und erntet Empörung

Kommunen laufen ihrem Geld hinterher

Wer Münzen gehortet hat, kann sie nicht mehr in jeder Bankfiliale abgeben. In einigen Banken wird inzwischen auch eine Gebühr dafür fällig.

(Foto: dpa)
  • Die Sparda-Bank Hannover nimmt in vielen Filialen keine Münzen mehr an. Ein Medienbericht darüber hat deutschlandweit für Diskussionen gesorgt.
  • Allerdings ist die Sparda nicht die erste Bank, die in einzelnen Filialen keine Münzen mehr annimmt. Und viele Banken nehmen hierfür inzwischen auch Gebühren.

Von Jan Schmidbauer

"Sie sind nicht der erste, der hier anruft", sagt Ariane Rehbein. Das Telefon klingelt bei der Sprecherin der Hannoveraner Sparda-Bank an diesem Dienstag unaufhörlich. Zeitungen, Fernsehsender, alle wollen wissen: Was ist da los an der Leine?

Der Grund für die Aufregung ist ein Artikel der Bild-Zeitung. Diese hatte berichtet, dass die Sparda-Bank Hannover keine Münzen mehr annimmt, auch nicht gegen Gebühr. Die Rede ist von einer "Spar-Schweinerei".

In Hannover will man von einer Schweinerei nichts wissen. Dort herrscht vor allem Verwunderung über das heftige Echo. Und falsch dargestellt fühlt sich die Bank auch. Das Einzahlen von Münzen sei in zwei der 25 Filialen ja weiterhin möglich. Dies steht zwar auch im Text der Bild, doch die Überschrift suggeriere eben etwas anderes, findet die Sprecherin der Bank. Im Übrigen nehme die Hannoveraner Sparda in einigen Filialen schon seit mehr als einem Jahr keine Münzen mehr an. Bislang war das an 15 Standorten so, nun sollen eben acht weitere Filialen hinzukommen.

Die Deutschen sorgen sich um ihr Bargeld

Trotz aller Beschwichtigung: Wer auf dem Land lebt und sein Sparschwein geköpft hat, muss nun deutlich weitere Wege in Kauf nehmen, zumindest wenn er Sparda-Kunde ist. Im Einflussgebiet der Bank können die Kunden nur noch in den großen Filialen in Bremen und Hannover Münzen abgeben. Ist das der nächste Schritt auf dem Weg zur vermeintlichen Abschaffung des Bargelds?

Das von der EZB beschlossene Aus für den 500-Euro-Schein und die Pläne der Bundesregierung, eine Bargeldobergrenze von 5000 Euro einzuführen, haben in Deutschland für Unruhe gesorgt: Angst herrscht um die Daten und die Sicherheit des eigenen Vermögens. Nicht ohne Grund schaffte es das Buch "Finger weg von unserem Bargeld!" des Fernsehmoderators Peter Hahne in die Bestsellerlisten. Viele Menschen fürchten sich vor einer Abschaffung von Scheinen und Münzen.

In Deutschland ist der Anteil der Bargeldzahlungen noch sehr hoch. Von einer bargeldlosen Gesellschaft ist die Bundesrepublik weit entfernt. Anders sieht es beispielsweise in Schweden aus. Das bargeldlose Zahlen ist dort wesentlich weiter verbreitet, nur noch ein Fünftel aller Umsätze im Einzelhandel wurden 2015 mit Banknoten oder Münzen abgewickelt.

Ist die Sparda wirklich die erste Bank, die Münzen ablehnt?

Die Hannoveraner Sparda möchte Deutschland wohl auch nicht den Weg in die bargeldlose Gesellschaft weisen. Sie begründet ihre Entscheidung mit der schwachen Nachfrage: "Es macht einfach keinen Sinn mehr, so etwas vorzuhalten", heißt es bei der Bank. In die kleinen Filialen komme kaum noch jemand, der Münzgeld einzahlen will. Und: Beschwerden gebe es bislang auch keine, beteuert das Institut, das sich selbst als "Wohlfühlbank" bezeichnet: "Wir sind die Letzten, die etwas einführen, das die Kunden verärgert."

In Hannover ist man sich auch gar nicht sicher, dass man die erste Bank ist, die in ihren Filialen keine Münzen mehr annimmt. Welche Banken so etwas tun, lässt sich schwer überprüfen. Die vielen Tausend Institute in Deutschland entscheiden in der Regel selbst, welche Gebühren sie erheben. Beim Verband Deutsche Kreditwirtschaft, dem Interessenverband der Branche, werden auch keine Daten hierzu gesammelt.

Ein Beispiel aus Berlin zeigt allerdings, dass die Filialen der Hannoveraner Sparda nicht die ersten sind, die keine Münzen mehr annehmen. Die dortige Sparkasse nimmt Münzen ebenfalls nur an ausgewählten Standorten entgegen. Auf ihrer Internetseite listet sie die entsprechenden Filialen auf, an denen Kunden ihre Münzen loswerden können. Anders als die Hannoveraner Sparda erhebt die Berliner Sparkasse hierfür eine Gebühr.

Banken verlangen Gebühren für die Einzahlung

Zumindest das kommt in deutschen Banken inzwischen häufiger vor. So verlangt etwa die Sparkasse Krefeld seit kurzem 50 Prozent des eingezahlten Betrages, solange dieser nicht über zehn Euro liegt. Will der Kunde mehr einzahlen, werden pauschal fünf Euro fällig. Die Volksbank Düsseldorf-Neuss nimmt zwei Prozent des Gesamtbetrages, wenn Kunden an einem Tag mehr als 100 Euro in Münzen einzahlen wollen.

Viele Banken begründen das mit einem gestiegenen Aufwand: Am 1. Januar 2015 trat eine EU-Verordnung in Kraft, Banken müssen seitdem nicht mehr nur Scheine, sondern auch Münzen auf Fälschungen überprüfen. Dieser gestiegene Aufwand habe auch bei der Sparda Hannover für Diskussionen gesorgt, sagt die Sprecherin. Entscheidend sei aber nun wirklich etwas anderes gewesen: "In diese Filialen kommt einfach keiner mehr mit Münzen."

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