Süddeutsche Zeitung

Barbara Hendricks:Nächster Schritt: das Weißbuch

Die Umweltministerin will das Klima in den Städten mit mehr Grün verbessern. Gleichzeitig muss mehr gebaut werden - ein Spagat.

Interview von Lars Klaaßen

Einerseits sollen mehr Wohnungen gebaut werden, womit Ballungsräume weiter verdichtet werden. Andererseits soll es in Städten genug Grünflächen geben, um ein gutes Klima zu haben. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks erklärt, wie sie diesen Spagat politisch steuern will.

SZ: Frau Hendricks, Grünanlagen spielen eine wichtige Rolle für das Klima in Ballungsräumen. Werden die politischen Instrumente und Zielsetzungen von der kommunalen bis zur Bundesebene dieser Bedeutung gerecht?

Barbara Hendricks: Ich habe "Grün in der Stadt" als neuen Schwerpunkt in unsere Städtebauförderprogramme aufgenommen. Mit unserem "Grünbuch" liegt jetzt eine erste Bestandsaufnahme vor, die zeigt, wie vielfältig und wichtig urbane Grünflächen sind, etwa als Orte der Begegnung, der Erholung und Integration. Sie spielen auch eine wichtige Rolle bei der Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts. Sie dienen als Frischluftschneisen, zur Luftreinhaltung und Temperaturregulierung, dämpfen Hitzeextreme und reduzieren die Folgen von Starkregenereignissen. Als Lebensräume für Flora und Fauna unterstützen sie die biologische Artenvielfalt. Der nächste Schritt wird nun ein Weißbuch sein, mit klaren Handlungsempfehlungen für lebenswerte grüne Städte.

Wer erstellt das Weißbuch und bis wann soll es vorliegen?

Ich habe das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung mit der Erstellung des Weißbuchs "Grün in der Stadt" beauftragt. Auch das Bundesamt für Naturschutz, das Umweltbundesamt und das Julius Kühn-Institut werden dazu beitragen. Vorstellen wollen wir das Weißbuch im Frühjahr 2017.

Um Flächenversiegelung zu vermeiden, sind kompakte Städte gefragt. Wie wird der Spagat, Ballungsräume gleichzeitig zu verdichten und für ausreichendes Grün zu sorgen, politisch gesteuert?

Das Zauberwort heißt "doppelte Innenentwicklung". Wir entwickeln doppelt: zum einen die Grünflächen, die in wachsenden Städten immer wichtiger werden. Und zum anderen neue Wohnungen, und zwar möglichst flächensparend in Baulücken, bestehenden Gebäuden oder als Dachaufstockungen. Wie die Kommunen diesen Spagat am besten hinbekommen können, wollen wir auch mit neuen Forschungsprojekten erkunden, die die Potenziale von Stadtgrün untersuchen und Handlungsempfehlungen für Kommunalpolitik und -verwaltung entwickeln. Zum Glück verfügen die meisten deutschen Städte über verhältnismäßig viel öffentliches Grün. Ich wünsche mir, dass das auch in wachsenden Städten so bleibt oder sogar, dass das Grün mehr wird.

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Quelle:
SZ vom 01.07.2016
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