Geldscheine:So funktioniert die Stückelung am Bankautomaten

Bargeldlimit von 5000 Euro

Welche Scheine aus dem Automaten kommen, hängt vom Standort des Automaten ab - und von den Standards der jeweiligen Bank.

(Foto: Matthias Balk/dpa)
  • Welche Scheine ein Geldautomat herausgibt hängt davon ab, wie die jeweilige Bank ihn vorher bestückt hat.
  • 10-, 20- und 50-Euro-Scheine sind fast überall gesetzt, die Institute wählen meist nur noch zwischen 5er und 100er.
  • Die Stückelung bei der Ausgabe ist fast überall standardisiert, auch wenn es beim Abheben häufig nicht so scheint.

Von Harald Freiberger und Lea Hampel

Manche schreiben nebenher Nachrichten oder telefonieren, andere kramen in der Handtasche oder blättern in einem ausliegenden Prospekt. Der Blick auf den Bildschirm ist oft nur ein kurzer, routiniert werden die immer gleichen Tasten getippt, untermalt von den vertrauten Piepgeräuschen. Ist der Kontobesitzer nicht gerade pleite, folgt das beruhigende Rattern der Maschine, bis der Schlitz aufgeht und die Scheine griffbereit sind.

Der Gang zum Geldautomaten gehört zum Alltag, seit die Geräte in den Achtzigerjahren ihren Siegeszug angetreten haben. Wie bei allen alltäglichen Verrichtungen schleichen sich Gewohnheiten ein: Man hat seinen Stammautomaten und einen Standard-Betrag. Meist kommen die gleichen Scheine aus dem Schlitz. 200 Euro etwa bekommt man oft in Form von drei Fünfzigern, zwei Zwanzigern und einem Zehner.

Doch manchmal ist es anders. Da kommen auf einmal 20 Zehner aus dem Automaten, ein dicker Packen, den man kaum im Geldbeutel unterbringt. Oder man erhält Scheine, die man kaum kennt, weil der gewohnte Geldautomat sie nicht führt: zwei grüne Hunderter. Und dann kommt es vor, dass es nichts wird mit dem Geld abheben, und das nicht, weil keines auf dem Konto wäre.

Geldautomaten können individuell konfiguriert werden

Woran liegt es, dass aus dem Geldautomaten je nach Bank und Standort dieselben Beträge manchmal in so unterschiedliche Stückelungen kommen? "Jeder Automat ist individuell auf die Bank zugeschnitten programmierbar", sagt Marco Scheller, der beim Hersteller Wincor-Nixdorf die Kundensoftware verantwortet. Zwei Drittel der etwa 60 000 Geldautomaten in Deutschland stammen von seinem Unternehmen.

Wincor-Nixdorf bietet zwei Standard-Baureihen. Einer ist ein reines Auszahlungsgerät mit vier Kassetten für die Geldscheine. Der andere ist aufwendiger: ein Automat, an dem Kunden auch Geldscheine einzahlen können. Deshalb braucht er eine ausgefeiltere Sicherheitstechnik. In ihm finden bis zu acht Kassetten für die Scheine Platz. Acht Kassetten - obwohl es nur sieben Euro-Scheine gibt, 5, 10, 20, 50, 100, 200 und 500? Des Rätsels Lösung: Die Geräte sind für den Export gedacht. In der Türkei zum Beispiel werden neben Lira auch Euro und Dollar ausgezahlt, deshalb brauchen die Automaten mehr Fächer.

"Die Ausstattung der Geldautomaten ist fast so variantenreich wie bei einem Auto", sagt Scheller. Das Gerät könne frei stehen oder durch die Wand gebaut werden, mit und ohne Kontoauszugsdrucker ausgestattet sein, es gebe sie mit verschiedenen Bildschirmgrößen, mit Touchscreen, sogar mit einem speziellen Leser, der es möglich macht, dass die Geräte per Smartphone statt per Bankkarte bedient werden können. "Der meistverkaufte Automat, sozusagen unser Golf, heißt Cineo 2060, ein Auszahlungsgerät mit vier Kassetten", sagt Scheller.

Warum der Trend zu höheren Scheinen geht

10-, 20- und 50-Euro-Scheine sind bei fast allen Geldautomaten in Deutschland gesetzt. Die Bank entscheidet, ob sie die vierte Kassette mit Fünf-Euro-Scheinen oder mit 100-Euro-Scheinen bestückt. Die Stadtsparkasse München hat sich zum Beispiel für Fünfer entschieden. Bei ihr gibt es am Automaten keine Hunderter. In den Automaten der Postbank gibt es gar keine Fünfer. Und die Münchner Bank dagegen variiert: "An stark frequentierten Standorten wie der Fußgängerzone, wo die einzelnen Abhebungen höher sind, enthalten die Automaten 10-, 20-, 50- und 100-Euro-Scheine", sagt eine Sprecherin. In Stadtvierteln wie Giesing oder Freimann werde der Hunderter durch einen Fünfer ersetzt.

In welcher Stückelung der Kunde sein Geld erhält, ist bei vielen Banken standardisiert. Die Programmierung hängt nach Erfahrung des Wincor-Nixdorf-Mitarbeiters von der Kundennachfrage ab. "In einem Einkaufsviertel werden zum Beispiel die Kassetten eher mit 100-Euro-Scheinen befüllt, in einem Schulviertel, in dem viele Jugendliche ihr Taschengeld abheben, eher mit Fünf-Euro-Scheinen", sagt er.

Automaten werden alle paar Tage neu befüllt

Allgemein geht der Trend hin zu den höheren Scheinen, hat man beim Hersteller Wincor-Nixdorf beobachtet. "Der Fünfer fällt oft weg, stattdessen kommt der Hunderter hinzu", sagt Scheller. Das liege vor allem daran, dass die Handhabung kleinerer Scheine mit höheren Kosten verbunden sei und die Automaten damit häufiger nachgefüllt werden müssten.

Aus Sicherheitsgründen reden die Banken ungern darüber, wie viel Geld sich in einem frisch aufgefüllten Automaten befindet. In der Regel werden sie alle paar Tage neu befüllt. Bei vielen Banken zeigt eine Software an, wann das Geld zur Neige geht. Dahinter steckt ein ewiges Dilemma: Einerseits möchten die Banken jederzeit eine größtmögliche Auswahl an Scheinen bieten. "Die Kunden lieben eine vielfältige Stückelung", sagt ein Postbank-Sprecher. Andererseits bergen stets volle Bankautomaten ein höheres Risiko, dass das Geld gestohlen wird. Die simple Anwendung von roher Gewalt auf Geldautomaten ist auch in Zeiten digitaler Betrugsmethoden nicht überholt, wie eine Serie von Sprengungen in Nordrhein-Westfalen zeigt.

Auch Bankautomaten sind manchmal einfach leer

Welche Beträge in der Voreinstellung angeboten werden, variiert von Filiale zu Filiale. "Lage und Frequentierung" seien entscheidend, heißt es bei der Postbank. Zum naheliegenden Verdacht, dass in wohlhabenden Gegenden höhere Beträge häufiger voreingestellt sind, äußern sich Banken nicht. Und doch gibt es regionale Unterschiede: In Berliner Banken liegt die kleinste automatisch angezeigte Option auch mal bei zehn Euro. Bei der Stadtsparkasse München zum Beispiel werden die Beträge von 50 bis 400 Euro angezeigt. Will der Kunde einen kleineren Betrag, ist das zwar möglich, aber er muss es zusätzlich eingeben.

Und was ist passiert, wenn auf einmal 20 Zehner herauskommen, obwohl man sonst immer vier Fünfziger bekommt? "Dann sind einfach die Kassetten mit den höheren Scheinen leer", sagt Experte Scheller. Der Geldautomat weiche auf den nächst kleineren oder größeren Schein aus - bis auch diese leer sind. Dann zeigt das Gerät bei den meisten Banken einen Spruch an, den die Kunden inzwischen kennen: "Dieses Gerät ist zurzeit außer Betrieb."

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