Banknote:Wo der neue 20-Euro-Schein entsteht

Neue 20-Euro-Scheine

Der 20-Euro-Geldschein, der ab Ende November in den Umlauf gebracht wird, soll noch fälschungssicherer sein als der bisherige.

(Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Morgen kommt die neue 20-Euro-Note in Umlauf. Sie soll Geldfälschern die Arbeit erschweren. Hinter ihrer Entstehung steckt ein aufwändiger Prozess.

Von Lea Hampel, Louisenthal

Es mag eine beschauliche Gegend sein, geprägt von sanften Hügeln und gepflegten Vorgärten. Doch hier in Louisenthal, nicht weit vom Touristenmagnet Tegernsee, dürfte es in diesen Wochen etwas hektischer zugehen: Am 25. November kommen aus den Geldautomaten neue 20-Euro-Banknoten. 4,5 Milliarden Stück sollen es werden. Dass das Papier für all die Geldscheine auch aus Louisenthal kommt, ist wahrscheinlich - offiziell bestätigt wird es nicht. Denn der Entstehungsort ist, wie so vieles in der Banknotenherstellung mittlerweile, geheim.

An Bargeld gibt es mittlerweile so hohe Anforderungen wie nie zuvor

Geldscheine herzustellen, ist heutzutage kein einfacher Druckvorgang mehr, sondern ein Hightech-Prozess. Und so ist die Papierfabrik in Louisenthal, die seit 1964 zum Konzern Giesecke & Devrient gehört und in der das Papier für Banknoten von mehr als 150 Ländern entsteht, längst ein Hochsicherheitstrakt: Die Mitarbeiter gehen am Ein- und Ausgang durch eine Sicherheitsschleuse, müssen jedes halbe Jahr ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, und externe Besucher werden lange vor ihrer Ankunft überprüft.

Geldproduktion, das war früher lediglich die Verarbeitung von Baumwollfasern mit Wasserkraft zu dicken Rollen dünnen Papiers. Die Bögen wurden bedruckt, mit Wasserzeichen versehen und ausgeliefert. Viele Jahre war das auch in Louisenthal der Fall: Das Material für mehr als 125 Milliarden Banknoten ist hier entstanden, gedruckt wurde ein Großteil in München. Doch der Prozess, wie aus der Faser am Tegernsee über die Druckerei in Leipzig ein Geldschein im Automaten in Berlin-Mitte wird, hat sich über die Jahrzehnte massiv verändert. Denn: An Bargeld gibt es mittlerweile so hohe Anforderungen wie nie zuvor. Es muss für Mensch wie Computer gut les- und erkennbar sein, den Transport über Tausende Kilometer in verschiedenen Behältnissen und Klimazonen aushalten und gleichzeitig schwer nachzuahmen sein: "Banknoten müssen Merkmale aufweisen, die einfach zu erkennen, aber unendlich komplex in der Herstellung sind, und anschließend im Bargeldkreislauf funktionieren", sagt Ralf Wintergerst, Geschäftsführer Banknote bei Giesecke & Devrient. Und weil die Herstellung solcher Scheine teuer ist - acht Cent für den neuen Zwanziger - , sollen sie lang halten.

In Louisenthal sieht es deshalb einerseits nicht anders aus als in einer gewöhnlichen Papierfabrik: Riesige Rollen liegen nebeneinander, Metallkonstrukte, die bis an die Decken der gekachelten Hallen reichen, und über allem ein säuerlicher Geruch. Doch andererseits ist es längst modernste Technik, die alles am Laufen hält: Es piept und blinkt überall, metallisch glänzende Papiere werden gescannt und geschnitten, auf Computermonitoren werden Temperatur, Materialstruktur und Produktionstempo permanent überwacht. Denn: Hier entstehen Teile einer dreiteiligen Sicherheitsarchitektur, die mittlerweile für viele Währungen gilt.

Die erste Stufe ist definiert durch Merkmale, die der Laie erkennt und welche die Europäische Zentralbank unter den Begriffen "fühlen, schauen, kippen" zusammenfasst: Beim neuen 20-Euro-Schein sind das wie bei den bisher in Umlauf befindlichen 3,265 Milliarden Zwanzigern Abbildungen gotischer Fenster, das Akronym der EZB in verschiedenen Sprachen, mehrere schimmernde Streifen, die sich zu verändern scheinen, wenn man den Schein bewegt, und tastbar unterschiedlich hoch gedruckte Elemente. Modern wird es ab der zweiten Sicherheitsebene, die mit bloßem Auge nur zu erahnen ist: Unter Infrarot-Licht erkennbare Elemente stellen beispielsweise sicher, dass Fahrkartenautomaten die Banknoten erkennen. Die dritte Stufe ist jene, die nicht einmal zu erahnen sein soll. Nur einzelne Mitarbeiter der Zentralbanken und der Hersteller wissen, welche Merkmale diese Sicherheitsstufe ausmachen.

Unter den 17 Milliarden Euro-Banknoten waren zuletzt 454 000 Fälschungen

Die Idee ist simpel: Je weniger Menschen wissen, woraus eine Note besteht, desto weniger Kriminelle können sie fälschen. Es geht darum, so Wintergerst "den Fälschern immer einen Schritt voraus zu sein". Das Konzept ist gerade beim Zwanziger nötig: Vier von fünf Euro-Blüten sind Zwanziger. Und doch scheint das Konzept der Geheimhaltung aufzugehen: Nach neueren Zahlen der Europäischen Zentralbank waren unter den 17 Milliarden Euro-Banknoten, die im ersten Halbjahr 2015 in Umlauf waren, nur 454 000 Fälschungen. Lohnt sich das überhaupt, das Produzieren echter wie falscher Noten, in Zeiten, wo jeder mit Karte oder online zahlt? Noch, offenbar: Bis jetzt wird die Mehrheit aller Transaktionen in bar ausgeführt. Auch der durchschnittliche Deutsche hebt etwa 8000 Euro im Jahr ab. Bald auch den neuen 20-Euro-Schein.

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