Banken: Überweisungen:Iban, die Schreckliche

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Das Zahlenmonster besteht aus 22 Ziffern: Künftig reicht bei Überweisungen nicht mehr die bisher übliche Kontonummer, sondern Bankkunden müssen die sogenannte Iban nutzen. Doch die Übergangsfrist wird nun verlängert.

Harald Freiberger

Bankkunden in Deutschland sollen bis 2015 Zeit bekommen, sich auf die neuen langen Kontonummern einzustellen. Die EU berät derzeit über die endgültige Umstellung auf einen einheitlichen Zahlungsverkehr in Europa (Sepa). Bei Überweisungen ist dann auch im Inland immer eine 22-stellige Iban-Nummer erforderlich. Sie löst die bisherigen Kontonummern und Bankleitzahlen ab. In dem entsprechenden Entwurf der EU-Kommission ist jedoch eine Übergangsfrist bis 1. August 2015 enthalten, erfuhr die SZ aus Gremienkreisen. So lange soll es für Bankkunden möglich sein, bei Überweisungen weiter mit ihren bekannten Nummern zu arbeiten.

Verbraucherschützer fürchten ein "Riesenchaos", wenn die Bankkunden nicht genügend Zeit bekommen, sich auf die neuen Nummern einzustellen. (Foto: dpa)

Die Aussicht auf "Iban, die Schreckliche" hat in Deutschland immer wieder für Aufregung gesorgt. Verbraucherschützer fürchteten ein "Riesenchaos", weil Bankkunden darauf nicht vorbereitet seien.Das Bundesfinanzministerium machte sich deshalb dafür stark, die Auswirkungen für die Verbraucher so gering wie möglich zu halten.

Tricks der Technik

"Wir wollen erreichen, dass zumindest bei rein nationalen Überweisungen die Kunden bis 2015 weiterhin die vertrauten Kontonummern und Bankleitzahlen verwenden können, dass diese aber bei der Eingabe automatisch in die neue Iban umgerechnet werden", sagte eine Sprecherin. Technisch sei das möglich. Vom 1. August 2015 an wird die Eingabe der Iban dann Pflicht.

Die Sparkassen arbeiten bereits daran, ihren Kunden unterstützende Funktionen anzubieten. "Wir überlegen, ob die Kunden im Onlinebanking auch künftig weiter nur Bankleitzahl und Kontonummer des Zahlungsempfängers einzugeben brauchen", sagt Axel Weiß, Zahlungsverkehrsexperte des Sparkassenverbands. Diese könnten automatisch in Iban umgewandelt und in den Sepa-Überweisungsauftrag übernommen werden. Bei Überweisungen per Papierbeleg denke man ebenfalls über Lösungen nach. So könnte zum Beispiel der Vordruck entsprechend gestaltet werden.

Auch bei der DZ-Bank, einem der beiden Spitzeninstitute der Volks- und Raiffeisenbanken, heißt es, es sei "technisch möglich, weiter beide Systeme anzubieten". Für Frank-Christian Pauli vom Bundesverband der Verbraucherzentralen ist die Übergangsfrist eine "vertretbare Lösung". Es sei nun Aufgabe der Banken, die Umstellung "ordentlich zu kommunizieren".

Für die Banken wird die Zeit dafür knapp. Denn die Übergangsfrist bedeutet nicht, dass auch sie sich bis 2015 Zeit lassen können. Sepa-fähige Systeme müssen sie schon früher anbieten. "In den europäischen Gremien werden immer wieder zwei Daten genannt: der 31. Januar 2013 für die Überweisungen und der 31. Januar 2014 für die Lastschrift", sagt Christoph Auer, Zahlungsverkehrsexperte beim Beratungsunternehmen Capco.

Viele Banken arbeiten auch heute noch mit dem alten nationalen System. Eine Studie von Capco ergab vor kurzem, dass ein großer Teil der deutschen Institute, vor allem kleine und mittlere, noch nicht auf den einheitlichen Zahlungsverkehr vorbereitet ist. "Je länger sie abwarten, umso kritischer wird es, den Termin einzuhalten", sagt Berater Auer. Wenn sich eine Bank zum Beispiel entschließe, den Zahlungsverkehr auszugliedern, müsse sie mindestens ein Jahr dafür einplanen.

Schwellenangst nehmen

"Sepa wird für die Banken zu einem drängenden Problem", sagt Nils Brinkhoff, Zahlungsverkehrsexperte bei der DZ Bank. Geldhäuser, die technisch noch nichts gemacht hätten, müssten ihr System umstellen. Und alle Banken müssten ihre Kunden frühzeitig abholen, sie informieren, ihnen die Schwellenangst nehmen. "Die Umstellung auf Sepa ist für Banken eine immense Investition", sagt Sparkassen-Experte Weiß. Allein in seiner Finanzgruppe falle für die technische Umsetzung ein hoher zweistelliger Millionenbetrag an. Hinzu kämen Kosten der einzelnen Banken für die Information der Kunden über Internet, Prospekte oder Briefe sowie für Werbekampagnen. Auch Unternehmen wie Versicherungen und Energieversorger müssten ihre eigenen Systeme anpassen, was zusätzliche hohe Kosten verursache.

Manche Banken haben auch schon angefangen, ihre Kunden zu informieren. So druckt der Finanzverbund der Volks- und Raiffeisenbanken die Iban auf die Rückseite aller neu ausgegebenen Debitkarten (früher EC-Karten). "Der Kunde hat die eigenen neuen Kontodaten dann immer zur Hand, wenn er sie braucht", sagt Brinkhoff, der Iban "gar nicht so schrecklich" findet. Sie setze sich aus der bisherigen Kontonummer und der Bankleitzahl zusammen, dazu komme die Länderkennung DE und eine zweistellige Prüfziffer. "Mehr ist es nicht", sagt er.

© SZ vom 16.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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