Finanzen kompakt:Stresstest - nur eine Mogelpackung?

Lesezeit: 2 min

Europas Banken haben womöglich die Zahlen im Stresstest geschönt. Sie würden damit das Vertrauen in die Testergebnisse untergraben. Außerdem: Die Ermittlungen gegen "Deutschlands dümmste Bank" wurden eingestellt.

Die europäischen Banken haben im Rahmen des Stresstests die möglichen Belastungen durch den Ausfall staatlicher Kreditnehmer womöglich nicht richtig dargestellt. Dies behauptet das Wall Street Journal, dass die Angaben der Banken beispielsweise für Staatsschulden im Stresstest mit Zahlen verglichen hat, die Banken in anderen Veröffentlichungen gemacht haben.

Womöglich haben europäische Banken im Stresstest ihr Engagement in besonders risikobehaftete Produkte geschönt. (Foto: ag.dpa)

In einigen Fällen seien etwa bestimmte Anleihen gar nicht in die Berechnungen einbezogen worden und oft hätten Banken Geschäfte miteinander verrechnet. Aber kaum eine Bank noch die Regulatoren hätten die notwendigen Hinweise dazu geliefert.

Bei Instituten wie der britischen Barclays Bank oder der französischen Crédit Agricole sei das Engagement in Staatsanleihen auf diese Weise erheblich niedriger angesetzt worden.

Die Analyseergebnisse stellen damit ein wichtiges Ziel der Stresstests in Frage. Diese sollten Anlegern und Bankern weltweit die Zuverlässigkeit des europäischen Finanzsystems belegen. Vertreter mehrerer Banken gaben dem Bericht zufolge an, sie hätten sich lediglich an die Vorgaben des unabhängigen Ausschusses der europäischen Bankenaufseher CEBS gehalten.

Eine Sprecherin des CEBS habe keine Stellung nehmen wollen. Beim Stresstest mussten 91 Banken in Europa unter anderem offenlegen, wie viele Anleihen europäischer Staaten sie halten. Stichtag für die Zahlen war der 31. März. Zu der Zeit waren die Sorgen um das Engagement von Banken in Anleihen verschuldeter Staaten und die Zuverlässigkeit des europäischen Finanzsystems groß.

Der Investmentbanker Bob Diamond wird neuer Chef der britischen Großbank Barclays. Der Chef der Investment-Sparte werde Ende März den Platz von Barclays-Chef John Varley einnehmen, teilte die Bank mit.

Bereits von Oktober an werde Diamond Präsident und stellvertretender Unternehmenschef. Varley werde den Vorstand noch bis Ende September 2011 beraten.

Diamond leitete bislang die Investmentbank und Vermögensverwaltung der Gruppe. Varley hatte die Bank ohne Staatshilfen durch die Finanzkrise und in die Gewinnzone zurückgebracht.

Bereits 2009 verdiente die Bank mit 9,4 Milliarden Pfund (rund 10,8 Milliarden Euro) mehr als doppelt so viel wie 2008. In den vergangenen Monaten hatte Varley sich die Struktur der Bank vorgenommen und das Geschäft mit Unternehmensfinanzierung sowie die unterentwickelte Vermögensverwaltung zur Priorität gemacht.

Diamond hatte den Investmentarm Barclays Capital zum Milliardengeschäft gemacht.

Die millionenschwere Lehman-Panne brachte der staatlichen KfW den Titel "Deutschlands dümmste Bank" ein, doch die Verantwortlichen müssen keine strafrechtlichen Konsequenzen fürchten.

Die Frankfurter Staatsanwaltschaft hat die Untreue-Ermittlungen gegen den damaligen fünfköpfigen Bankvorstand und einen Bereichsleiter eingestellt. Die KfW bestätigte einen entsprechenden Bericht der Tageszeitung Die Welt.

Die KfW hatte am 15. September 2008 knapp 320 Millionen Euro an die US-Investmentbank Lehman Brothers überwiesen, obwohl diese in der Nacht zuvor bereits in die Insolvenz gerutscht war. Das Geld ging in der Insolvenzmasse auf. Der KfW-Verwaltungsrat hatte deshalb zwei Vorstandsmitglieder entlassen, die in dem Untreue-Verfahren zu den Beschuldigten zählten.

Auch gegen KfW-Chef Ulrich Schröder und zwei weitere Vorstandskollegen war ermittelt worden. Mit den beiden unmittelbar nach der Panne entlassenen Vorständen Peter Fleischer und Detlef Leinberger liegt die KfW nach wie vor in arbeitsrechtlichen Streitigkeiten, wie ein Sprecher erklärte.

In erster Instanz hatten Gerichte den beiden Gehaltsnachzahlungen und Prämien in jeweils sechsstelliger Höhe zugesprochen. Fleischer sollte bis zu diesem September jeden Monat über 27.000 Euro Gehalt beziehen. Die KfW geht gegen die vorläufigen Entscheidungen in den beiden Fällen weiter vor und hat sich Schadenersatzforderungen gegen die Ex- Vorstände vorbehalten, erklärte ein KfW-Sprecher.

Der KfW-Vorstandschef Schröder und Norbert Kloppenburg sitzen weiterhin im Bankenvorstand, den Wolfgang Kroh vergangenes Jahr aus Altersgründen verlassen hatte. Der Bereichsleiter war "im gegenseitigen Einvernehmen" gegangen.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: