Banken-Stresstest:In drei Ländern wackelt es

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Große Anspannung: Der Stresstest für Banken wird zur Nervenprobe für Experten. Kurz vor der Veröffentlichung der Untersuchung mutmaßen sie über Wackelkandidaten. Es gibt sie in Spanien, Griechenland und Deutschland.

Martin Hesse

Natürlich die Hypo Real Estate (HRE), mag manch einer in dieser Woche gedacht haben. Da war bekannt geworden, dass die Münchner Bank wohl durch den Stresstest gefallen sei. Hatte das im Zuge der Finanzkrise verstaatlichte Institut nicht schon genug Steuergeld geschluckt?

Spanien, Griechenland, Deutschland? Die Experten rätseln, welche Banken durchgefallen sein könnten. (Foto: dpa)

Tatsächlich ist es mit der HRE etwa so, als lasse man einen Patienten auf der Intensivstation zum Fitnesstest antreten. Die HRE ist noch mitten in der Therapie, und eine weitere Kapitalspritze von etwa 2,3 Milliarden Euro war schon lange vor dem Stresstest geplant.

Außerdem ist die Bank im Begriff, Geschäfte und Wertpapiere im Volumen von 210 Milliarden Euro in eine sogenannte Bad Bank abzuspalten, wo diese Geschäfte abgewickelt werden sollen. Dazu zählen 80 Milliarden Euro jener europäischen Staatsanleihen, die als ausfallgefährdet gelten. Der Stresstest prüft, wie gut Banken Verluste aus solchen Anlagen verkraften könnten.

Sehr nah an der Sechs-Prozent-Grenze

Doch heikle Staatsanleihen liegen auch bei vielen anderen Kreditinstituten. In Deutschland etwa bei einigen Landesbanken, die genaue Höhe der Bestände ist aber meist unbekannt. Deshalb wird seit Wochen spekuliert, welche Finanzkonzerne beim Test durchfallen könnten. Als Kandidaten gelten vor allem solche Banken, die schon jetzt eine relativ dünne Kapitaldecke haben.

Bei der Postbank zum Beispiel lag die Kernkapitalquote Ende März bei 7,3 Prozent. Deshalb gilt die Postbank als eines jener Institute, die nahe an die Mindestgrenze von sechs Prozent rutschen könnten, die die EU nicht unterschritten sehen will. Durchfallen, so heißt es in Finanzkreisen, werde die Postbank aber wohl nicht.

Das gelte auch für die Landesbanken, gab sich vor kurzem der Chef des Verbandes öffentlicher Banken, Christian Brandt, zuversichtlich. Allerdings haben die hessische Helaba, die NordLB und die WestLB kein besonders dickes Polster.

In Spanien wackelt es am stärksten

Wackelkandidaten gibt es jedoch auch in anderen Ländern. Zwar werden bislang an den Finanzmärkten keine klaren Kandidaten für ein Scheitern gehandelt. Doch gelten Institute in jenen Ländern als besonders gefährdet, wo die Staatsschulden hoch sind und zu einem großen Teil bei heimischen Kreditinstituten aufgenommen wurden - etwa in Griechenland. Die griechische Regierung hat dennoch signalisiert, ihre Banken würden nicht durch den Test fallen.

In Spanien gelten die Sparkassen als besonders gefährdet. "Mehrere spanische Banken werden heute durch den Stresstest fallen", berichtete die Zeitung El País unter Berufung auf Informationen aus mehreren Quellen. Der Zeitung zufolge zeigte der Test, dass einige der kürzlich fusionierten Sparkassen mehr Kapital für den Fall einer deutlichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage und einer mehrjährigen Schuldenkrise in mehreren Ländern bräuchten. Die Großbanken Santander und BBVA stehen dagegen glänzend da. Besonders viele südeuropäische Staatsanleihen liegen auch bei französischen Banken. Dennoch geht man an den Märkten davon aus, dass es kein Institut gibt, das unter die Sechs-Prozent-Marke fällt.

In fast allen Ländern verbreiteten die Offiziellen vor dem Tag der Wahrheit Optimismus. An den Märkten geht der Vorwurf um, die Tests seien ohnehin so gestrickt, dass niemand durchfalle. Auf eines aber müssen sich Politiker und Banker einstellen: Auch wenn Kreditinstitute nur in die Nähe der Schwelle kommen, die über das Bestehen entscheidet, werden Investoren dies als Scheitern interpretieren.

Und dann muss bereits eine Lösung bestehen, wie die betreffenden Banken mit Kapital gestärkt werden können.

© SZ vom 23.07.2010/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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