Banken in Deutschland:Stiftung Warentest prangert Abzocke mit Dispozinsen an

Sie selbst bekommen günstigste Kredite, von ihren Kunden wollen sie aber mehr als 14 Prozent Zinsen: Die deutschen Banken verlangen laut einer bundesweiten Studie der Stiftung Warentest überhöhte Dispozinsen. Auf dem Land knöpfen die Geldinstitute ihren Kunden besonders viel Geld ab.

Mehr als hundert Banken kassieren nach einer Studie der Stiftung Warentest Überziehungszinsen für Girokonten von mehr als 13 Prozent. Die "größten Abzocker" seien oft Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken im ländlichen Raum. Sie nutzten ihre Monopolstellung aus und schröpften die Kunden, kritisierte Stiftungsvorstand Hubert Primus in Berlin.

Insgesamt 119 Geldhäuser verlangen demnach 13 Prozent und mehr. Die höchsten Dispozinssätze hätten die Raiffeisenbank Taufkirchen-Oberneukirchen in Bayern und die Volksbank Feldatal in Hessen mit jeweils 14,75 Prozent verlangt. Von den bundesweit tätigen Instituten erhebt nur die Targobank einen Zinssatz von mehr als 13 Prozent.

Ein besonders krasses Beispiel für hohe Überziehungszinsen ist die Volksbank Feldatal. Sie stellt ihren Kunden einen Zinssatz von 22,5 Prozent in Rechnung, wenn auch der Rahmen für einen Dispokredit überzogen wird. Sich selbst hingegen könnten Banken und Sparkassen derzeit bei der Europäischen Zentralbank (EZB) zu einem historisch niedrigen Zinssatz von 0,5 Prozent Geld leihen. "Der Dispozins müsste heute deutlich unter 10 Prozent liegen", sagte Primus.

Viele Banken verheimlichen ihre Zinssätze

Einzelne Institute zeigten, dass es möglich sei, Kunden günstige Zinssätze für die Überziehung zu berechnen, heißt es in der Studie. Beispiele seien die VR-Bank Uckermark Randow mit einem Zinssatz von 4,2 Prozent für ein bestimmtes Kontomodell sowie die Deutsche Skatbank mit 5,25 Prozent für ein Girokonto, das über das Internet geführt wird.

Außerdem beklagt die Stiftung Warentest, dass die Banken versucht hätten, ihre hohen Zinssätze zu verbergen. Viele Banken hätten sich gesträubt, den Verbraucherschützern für den Vergleich ihre Zinskonditionen für die Kontoüberziehung zu nennen.

Von den 1538 verglichenen Instituten hätten nur 413 ihre Zinssätze "ohne Umschweife" genannt. Weitere 519 wollten demnach ihre Konditionen nicht nennen, hatten diese aber im Internet veröffentlicht. Bei 606 Instituten seinen Tester in die Filialen gegangen und hätten sich über die dortigen Preisaushänge informiert. Von insgesamt 26 Banken und Sparkassen hätten keine Auskünfte in Erfahrung gebracht werden können.

Die Ergebnisse des Vergleichs zeigen, dass viele Banken und Sparkassen lieber höhere Gewinne mitnähmen, "anstatt die Zinsvorteile an ihren Kunden weiterzugeben", welche die Institute derzeit genössen, kritisierte die Stiftung Warentest. Immerhin sei das durchschnittliche Niveau der Dispozinssätze seit dem Herbst vergangenen Jahres leicht von 11,76 Prozent auf mittlerweile 11,31 Prozent gesunken.

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