Banken im Stresstest:Traut euch

Banken überlassen die Risikomessung den Ratingagenturen, doch das muss sich ändern. Der richtige Umgang mit dem Risiko muss neu gelernt werden - bei Banken und bei Bankaufsehern.

Helga Einecke

Es gab einmal eine Zeit, da veröffentlichten Banken in Deutschland keine Gewinne. Lieber versteckten sie ihre Überschüsse in Rücklagen, etwa um für schlechte Zeiten gerüstet zu sein. Die gab es damals auch schon, da gingen Staaten wie Mexiko oder Russland pleite, nicht aber die deutschen Banken. Heute dagegen protzen viele Banken mit ihren Gewinnen, setzen sich Ziele von 25 Prozent, belohnen ihre Manager und Aktionäre.

Turmspringer im Freibad

Im freien Fall: Ende des Monats werden die Stresstest-Ergebnisse veröffentlicht.

(Foto: dpa)

Nicht nur das. Die Bilanzen der Banken sollen Aufschluss über alle Risiken und die zeitnahe Bewertung von Soll und Haben abbilden. Zwar kann ein Laie mit dem Zahlenwerk einer Bank wenig anfangen, geschweige denn daraus Erkenntnisse über die wahre Verfassung des Kreditinstituts gewinnen. Aber die Bankmanager, die für die Risiken verantwortlich sind, müssten eigentlich mit einigen Klicks im Computer die Szenarien der Stresstests im Griff haben. Davon kann aber keine Rede sein. Seit Tagen tüfteln ganze Mannschaften in den Banktürmen an den Fragebogen ihrer Aufseher und rechnen hin und her. Es geht darum, möglichst wenige Risiken zu zeigen und diese dort zu verstecken, wo sie keiner findet.

Das ist so falsch wie damals die Sache mit dem versteckten Gewinn. Banken sind dazu da, Risiken einzugehen und Kredite in riskante Unternehmungen zu stecken. Eigentlich müssten sie mit ihren guten Risiken protzen und sich auf diesem Feld wagemutige Ziele setzen. Stattdessen überlassen die Banken die Risikomessung den Ratingagenturen, verkaufen Risiken weiter und setzen auf vermeintlich sichere Anlagen. Der richtige Umgang mit dem Risiko muss also neu gelernt werden, bei Banken und bei Bankaufsehern.

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