Banken:Die Genossen rücken wieder zusammen

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Die Genossenschaftsbanken nehmen einen vierten Anlauf zu einem Zusammenschluss ihrer Spitzeninstitute DZ Bank und WGZ Bank.

Die beiden Häuser haben überraschend wieder Sondierungsgespräche über eine Fusion zur drittgrößten Bank in Deutschland aufgenommen, wie DZ und WGZ Bank mitteilten.

Eine Vereinbarung soll in der ersten Hälfte des nächsten Jahres stehen. Über den erneuten Vorstoß stolpert der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), Christopher Pleister.

Der eigentlich bis Ende 2009 laufende Vertrag mit Pleister werde zum 15. Juli einvernehmlich beendet, teilte der Verband der 1250 Volks- und Raiffeisenbanken nach einer Sitzung des Verwaltungsrats mit.

"Böhnke und Pleister können nicht miteinander"

Damit erlischt einer Sprecherin zufolge auch Pleisters Mandat im Aufsichtsrat der Frankfurter DZ Bank, dem er vorsitzt.

Der BVR-Präsident ist zwar grundsätzlich für eine Fusion, sein Verhältnis zu WGZ-Bank-Chef Werner Böhnke gilt aber als gestört. "Mit Pleister wäre für die WGZ Bank eine Fusion undenkbar gewesen", sagte ein Banker aus dem genossenschaftlichen Finanzverbund. "Böhnke und Pleister können überhaupt nicht miteinander." Böhnke hatte bei früheren Anläufen den Aufsichtsratsvorsitz des fusionierten Instituts angestrebt.

Der BVR begrüßte die Wiederaufnahme der Gespräche von DZ Bank und WGZ Bank. Die Entscheidung zur Abwahl Pleisters sei verbunden mit der Erwartung, dass sich der genossenschaftliche Verbund strukturell weiterentwickle. Ein Nachfolger steht einer Sprecherin zufolge noch nicht fest. Die möglichen Übernahmen der Privatkunden-Institute Postbank und Citibank erhöhten auch den Fusionsdruck bei den Genossen, hieß es in Finanzkreisen.

Aus einem Zusammenschluss mit der WGZ Bank entstünde eine Bank mit einer Bilanzsumme von mehr als einer halben Billion Euro. Damit würde die LBBW als drittgrößtes Geldhaus in Deutschland abgelöst.

Während die WGZ Bank rund 240 Volks- und Raiffeisenbanken hauptsächlich in Nordrhein-Westfalen betreut, ist die DZ Bank für die gut 1000 übrigen Institute zuständig.

Drei gescheiterte Versuche

Beide sind als "Zentralbanken" unter anderem für die Kapitalmarktgeschäfte der Genossenschaftsbanken verantwortlich.

In den vergangenen sieben Jahren waren bereits drei Versuche zu einer Fusion der größeren DZ Bank mit der Düsseldorfer WGZ Bank gescheitert - zuletzt Ende 2006. Damals war von massivem Störfeuer von Seiten des BVR die Rede. "Wenn der Anlauf dieses Mal wieder scheitert, wird es extrem peinlich für das genossenschaftliche Lager", sagte eine mit den Plänen vertraute Person.

Die Volks- und Raiffeisenbanken als Eigentümer der Spitzeninstitute hätten den Verbandspräsident für einen Erfolg der Fusion "geopfert". Sie wollten nun Ergebnisse sehen, um im härter werdenden Wettbewerb um Privatkunden besser bestehen zu können. Die positiven Kosteneffekte einer Fusion schätzen Insider auf einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag.

Nach jahrelanger Eiszeit hatte sich die Stimmung zwischen beiden Zentralinstituten in den vergangenen Monaten spürbar verbessert. DZ-Bank-Chef Wolfgang Kirsch sprach in einem Interview von einer langen Verlobungsphase beider Häuser, die bereits in vielen Bereichen zusammenarbeiteten.

© sueddeutsche.de/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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