Autoversicherungen:Aus Freude am Sparen

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Autoversicherer liefern sich jeweils im Herbst einen heißen Preiskampf. Für viele Kunden lohnt sich jetzt der Wechsel in einen günstigeren Tarif - schnell lassen sich einige hundert Euro im Jahr sparen.

Alina Fichter

Sobald orangegelbe Blätter und Kastanien auf den Straßen liegen, greifen viele Deutsche ins Regal und ziehen den Ordner heraus, auf dem "Versicherungen" steht. Jedes Jahr können Autofahrer bis zum 30. November ihre Kfz-Police kündigen und zum 1. Januar zu einem günstigeren Anbieter wechseln. Diesmal sind es fast fünf Millionen Deutsche, die zumindest mit dem Gedanken spielen, das zu tun, schätzt das Marktforschungsinstitut Psychonomics.

Ein Wechsel der Versicherung könnte sich jetzt lohnen: Autoversicherer kämpfen im Herbst mit Sonderangeboten um neue Kunden. (Foto: Getty Images)

Für viele lohnt sich der Wechsel. Autoversicherer übertreffen sich seit Jahren mit Lockangeboten, um neue Kunden zu gewinnen. Vor allem im Herbst, wenn viele ihre Police kündigen. Seit sechs Jahren bieten die Versicherer immer umfangreichere Leistungen zu immer niedrigeren Preisen an. "Die Tarifschlacht hat in diesem Jahr etwas nachgelassen", sagt Christoph Schmitt, Analyst im Versicherungsteam bei der Ratingagentur Fitch.

Im Durchschnitt seien die Beiträge sogar um drei Prozent gestiegen. Der Grund dafür dürfte sein, dass die Unternehmen 2009 einen sogenannten versicherungstechnischen Verlust von 700 Millionen Euro machten - das heißt, ohne ihre Kapitalanlagen wären sie nicht profitabel gewesen. Mit Ineas und LadyCar verschwanden zudem erstmals Anbieter vom Markt, weil sie ihre Prämien zu niedrig kalkuliert hatten - ein Warnschuss für den Rest der Branche.

Und dennoch: "Der massive Wettbewerbsdruck bei Autoversicherern geht weiter", sagt Experte Schmitt. Was für die Unternehmen schmerzlich ist, ist für Verbraucher erfreulich. Einige Firmen senkten ihre Preise auch in diesem Jahr wieder, trotz allem. Die Prämienhöhen verschiedener Anbieter liegen jetzt so weit auseinander, dass Verbraucher mit einem Wechsel bestenfalls mehrere hundert Euro sparen können.

Vor allem Fahranfänger, für die der Versicherungsschutz stets sehr teuer ist, sollten ihre Police prüfen. Während die teuerste Prämie für einen 19-Jährigen laut Stiftung Warentest 3484 kostet, ist die günstigste schon für 1077 zu haben. Junge Familien verursachen seltener Unfälle, ihr Beitrag ist deshalb deutlich günstiger. Aber auch sie geben gut 300 Euro weniger aus, wenn sie vom teuersten zum günstigsten Anbieter wechseln.

Statt die Prämien weiter zu senken, versuchen viele Unternehmen in diesem Jahr, mit Zusatzangeboten zu punkten. Manche Firmen versichern seit neuestem beispielsweise Dachlawinen gleich mit, ohne den Tarif zu erhöhen, andere bieten zusätzlich eine Insassen-Unfallversicherung.

Unübersichtliches Angebot: Ein aufmerksamer Vergleich lohnt sich für den Verbraucher. (Foto: SZ Grafik)

Nicht alle Zusatzangebote seien sinnvoll, sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten (BdV). "Aber auch der Preis sollte nicht das Hauptkriterium sein, wenn eine neue Versicherung abgeschlossen wird." Unverzichtbar sei, dass die Deckungssumme mindestens 100 Millionen Euro betrage. "Sonst wird es bei einem Unfall schnell teuer", warnt Rudnik.

Verbraucher sollten zudem darauf achten, dass die sogenannte grobe Fahrlässigkeit mitversichert ist; das bedeutet, dass die Versicherung auch dann zahlt, wenn der Fahrer über eine rote Ampel fährt und dabei einen Schaden verursacht.

Aber wie soll jemand, der seine Versicherung wechseln will, das beste Angebot finden? "Bei rund 80 Anbietern und ständig wechselnden Tarifen ist der Markt äußerst unübersichtlich", sagt Rudnik. Viele Verbraucher vergleichen die Preise daher mit Hilfe von Internetportalen wie Aspect-Online, FinanceScout24 oder Check 24. Dort werden Tarifmerkmale abgefragt und Anbieter ausgewertet. Allerdings sind nicht immer alle Versicherer aufgelistet, so dass mehrere Portale parallel abgefragt werden sollten. Rudnik rät zudem, bei Verbraucherzentralen oder der Stiftung Warentest nachzufragen.

Wer es versäumt, bis zum 30. November zu kündigen, hat unter bestimmten Voraussetzungen dennoch die Möglichkeit, den Versicherer zu wechseln. Ein Sonderkündigungsrecht hat der, dessen Versicherer die Prämie erhöht, ohne die Leistungen zu verbessern. Das gleiche gilt, wenn der Versicherungsfall eintritt oder ein neues Auto gekauft wird. Andernfalls hilft nur eins: warten, bis wieder Blätter und Kastanien auf den Gehwegen liegen.

© SZ vom 20.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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